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Conan-Saga 01 - Conan

Conan-Saga 01 - Conan

Titel: Conan-Saga 01 - Conan
Autoren: Robert E. Howard
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Gefangenschaft verfolgten, hatten den größten Teil der Nordmänner niedergemetzelt. Conan war gefangengenommen worden und hatte zum erstenmal in seinem Leben die Bitterkeit von Ketten und Peitschenhieben erfahren, die das übliche Los der Sklaven waren.
    Doch nicht lange hatte er die Sklaverei erduldet. Des Nachts, während die anderen schliefen, hatte er ein Glied seiner Kette so lange gegen einen Stein gerieben, bis es so dünn war, daß er es bei einer günstigen Gelegenheit zerbrechen konnte. Und dann, während eines heftigen Gewitters, befreite er sich. Er hatte die vier Fuß lange, gerissene Kette als Waffe benutzt und damit seinen Aufseher und einen Soldaten getötet, der ihm den Weg versperren wollte. Dann war er in dem Wolkenbruch untergetaucht. Der Regen, der ihn vor den Augen seiner Verfolger verbarg, verwirrte auch die Spürhunde und so konnten sie seine Fährte nicht aufnehmen.
    Zwar war er jetzt frei, aber zwischen ihm und seiner Heimat Cimmerien lag fast die ganze Weite eines feindlichen Königreichs. Also war er südwärts in das wilde Bergland geflohen, das die südlichen Marschen Hyperboreas von den fruchtbaren Ebenen Brythuniens und den turanischen Steppen trennte. Irgendwo im Süden, hatte er gehört, lag das sagenhafte Königreich Zamora mit seinen dunkelhaarigen Frauen und den geheimnisvollen Türmen, in denen Spinnen hausten. Berühmte Städte gab es dort: die Hauptstadt Shadizar, die Verderbte, die Stadt der Diebe; Arenjun; und Yezud, die Stadt des Spinnengottes.
    Es war kaum ein Jahr her, daß Conan zum erstenmal einen Vorgeschmack des Prunkes und der Pracht der Zivilisation bekommen hatte, als er mit einer Horde seiner blutdürstigen cimmerischen Stammesbrüder die Mauern Venariums gestürmt und an der Plünderung dieses aquilonischen Außenpostens teilgenommen hatte. Diese Kostprobe hatte ihm den Mund erst richtig wässerig gemacht. Er hatte keine klare Vorstellung, was er unternehmen wollte, nur vage Träume von kühnen Abenteuern in den prächtigen Landen des Südens, Visionen von glitzerndem Gold, funkelnden Edelsteinen, Speise und Trank im Überfluß, und den leidenschaftlichen Umarmungen schöner Frauen edlen Blutes als Dank für seinen Heldenmut. Im Süden, dachte er, müßten sein mächtiger Wuchs und seine Kraft ihn doch sicherlich mit Leichtigkeit zu Berühmtheit und Reichtum unter den schwächlichen Stadtbewohnern verhelfen. Also strebte er südwärts, um sein Glück zu suchen, mit nichts weiter ausgerüstet als einem zerschlissenen Sklavenkittel und einem Stück Kette in der Hand.
    Und dann hatten die Wölfe seine Witterung aufgenommen. Normalerweise hatte ein kräftiger Mann wenig von diesen Tieren zu befürchten, doch der Winter, der sich seinem Ende zuneigte, war hart gewesen. Die Wölfe waren ausgehungert und ihre leeren Mägen ließen sie ihre übliche Vorsicht vergessen.
    Als die Tiere ihn zum erstenmal stellten, hatte er seine Kette mit solcher Wildheit geschwungen, daß ein grauer Wolf sich mit gebrochenem Rückgrat heulend im Schnee krümmte, und ein zweiter mit zerschmettertem Schädel liegenblieb. Ihr Blut färbte den schmelzenden Schnee. Das ausgehungerte Rudel war vor dem wildäugigen Jüngling mit der schrecklichen Kette zurückgewichen und hatte sich statt dessen über seine Artgenossen hergemacht, während der junge Conan weiter südwärts geflohen war. Aber nicht lange hatte es gedauert, bis sie ihn erneut verfolgten.
    Tags zuvor, bei Sonnenuntergang, hatten sie ihn auf einem zugefrorenen Fluß gestellt. Auf dem glatten Eis hatte er gegen sie gekämpft und seine blutige Kette wie einen Dreschflegel geschwungen, bis der wildeste der Wölfe nach den Eisengliedern geschnappt, sie zu fassen bekommen und ihm aus den froststarren Händen gerissen hatte. Und dann hatte die Heftigkeit des Kampfes und das Gewicht des Rudels die schmelzende Eisdecke eingebrochen. Conan fand sich keuchend und würgend in den eisigen Fluten. Mehrere der Wölfe waren mit ihm eingebrochen – er sah flüchtig einen halb untergetauchten Wolf, der verzweifelt mit den Vorderpfoten am Rand des Eislochs scharrte, um hochzukommen –, aber wie vielen es gelang, sich aus dem Wasser zu retten, und wie viele von der Strömung unter der Eisdecke mitgerissen wurden, erfuhr er nie.
    Mit klappernden Zähnen zog er sich auf das Eis am anderen Ufer und ließ das heulende Rudel zurück. Die ganze Nacht und den ganzen Tag bis jetzt war er halbnackt und durchfroren über die bewaldeten Hügel südwärts
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