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Conan-Saga 01 - Conan

Conan-Saga 01 - Conan

Titel: Conan-Saga 01 - Conan
Autoren: Robert E. Howard
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gerannt. Nun hatten sie ihn wieder eingeholt.
    Die kalte Bergluft stach in seine überanstrengte Lunge, bis jeder Atemzug dem Höllenfeuer gleich brannte. Gefühllos bewegten sich seine bleischweren Beine wie ohne sein Zutun. Mit jedem Schritt sanken seine Füße in den Sandalen in die aufgeweichte Erde und lösten sich mit platschenden Geräuschen.
    Er wußte, daß er mit leeren Händen kaum eine Chance gegen ein Dutzend blutdurstiger, ausgehungerter Wölfe hatte. Trotzdem trottete er stetig dahin. Sein grimmiges cimmerisches Wesen gestattete ihm nicht, aufzugeben, auch nicht im Angesicht des sicheren Todes.
    Es schneite wieder – große nasse Flocken setzten hörbar auf dem wärmeren Boden auf und betupften die nasse dunkle Erde und die hohen Schwarzfichten mit Myriaden weißer Pünktchen. Hier und da ragten größere Felsbrocken aus dem Nadelteppich. Das Land wurde zunehmend felsiger und gebirgiger. Darin, dachte Conan, mochte seine Chance zu überleben liegen. Er konnte mit einem Felsen den Rücken decken und die Wölfe einzeln abwehren. Es war eine dürftige Chance – nur zu gut kannte er die Flinkheit dieser schnell zuschnappenden hageren Gesellen, die sich mit ihren hundert Pfund auf ihn werfen würden –, aber besser als keine.
    Die Bäume lichteten sich, je steiler der Hang anstieg. Conan rannte auf ein gewaltiges Felsmassiv zu, das wie der Eingang zu einer versunkenen Burg aus dem Berg ragte. Schon stürmten die Wölfe aus dem dichteren Wald und hetzten hinter ihm her. Sie heulten wie die scharlachroten Dämonen der Hölle, wenn sie eine verdammte Seele holen.
     
     
    2
     
    DIE TÜR IM FELSEN
     
    Durch das verschwimmende Weiß des Schneegestöbers sah der Junge eine klaffende Schwärze zwischen zwei mächtigen glatten Felsen. Er warf sich ihr entgegen. Die Wölfe waren ihm schon dicht auf den Fersen. Er vermeinte bereits ihren heißen Atem auf seinen nackten Beinen zu spüren, als er den schwarzen Spalt erreichte. Er zwängte sich hindurch, gerade als der vorderste Wolf ihn ansprang. Geifernde Kiefer schnappten in leerer Luft zusammen. Conan befand sich in Sicherheit.
    Aber für wie lange?
    Der Junge duckte sich und tastete in der Dunkelheit über den rauhen Felsboden, um vielleicht einen losen Stein zu finden, mit dem er sich das heulende Rudel vom Hals halten könnte. Er hörte die Tiere im weichen Schnee herumtappen und mit ihren Pfoten am Stein scharren. Genau wie er keuchten sie schwer. Sie schnüffelten und winselten, durstig nach seinem Blut, aber keiner folgte ihm durch den Spalt, der sich schwach als grauer Schlitz von der Schwärze abhob. Daß sie ihm nicht folgten, war seltsam.
    Conan stellte fest, daß er sich in einer schmalen Felsenkammer befand, deren Dunkelheit nur das Dämmerlicht durch den Spalt ein wenig brach. Der unebene Boden war mit Unrat bestreut, den der Wind von Jahrhunderten und auch Vögel und Tiere hereingetragen hatten: verrottete Blätter fanden sich, Tannennadeln, Zweige, ein paar Knochen, Steinchen und Felsensplitter. Doch nichts von all dem ließ sich als Waffe benutzen.
    Der Junge richtete sich zu seiner vollen Größe auf – er war jetzt schon mehrere Zoll über sechs Fuß – und machte sich daran, mit vorgestreckten Händen die Wand abzutasten. Bald kam er zu einem zweiten Durchschlupf. Als er in noch tiefere Schwärze gelangte, verrieten ihm seine suchenden Hände eingemeißelte Male in der Wand – rätselhafte Zeichen einer unbekannten Schrift, unbekannt zumindest für den ungelehrten Jungen aus dem barbarischen Nordland, der weder lesen noch schreiben konnte und solche Fähigkeiten zivilisierter Menschen als weibisch verspottete.
    Er mußte sich tief bücken, um sich durch den weiteren Spalt zu zwängen, doch in dem Raum dahinter vermochte er wieder aufrecht zu stehen. Er hielt an und lauschte wachsam. Obgleich absolute Stille herrschte, sagte ihm etwas, daß er nicht allein in diesem Felsgemach war. Es gab nichts, das er sehen, hören oder riechen hätte können, aber er spürte etwas und ein unheimliches Gefühl beschlich ihn.
    Seine scharfen Waldläuferohren lauschten auf Echos. Sie verrieten ihm, daß dieser innere Höhlenraum viel größer als die äußere Kammer war. Es roch nach altem Staub und Fledermausexkrementen. Seine scharrenden Füße stießen auf so manches, das am Boden verstreut war. Obgleich er nichts sehen konnte, fühlte es sich doch nicht wie der Unrat aus dem Wald in der Vorkammer an, sondern eher wie etwas von Menschenhand
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