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Computer der Unsterblichkeit

Computer der Unsterblichkeit

Titel: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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aus. Oliver Mills war nicht fähig, ein richtiges Lächeln zustandezubringen, aber er verzog sein fanatisches Gesicht zu einer Art Grimasse, die er für freundlich hielt.
    Die zwei saßen in mächtigen Ledersesseln, Hardy bequem hingegossen und in Zigarrenrauch gehüllt, Mills aufrecht, als könne er seinem Körper so etwas wie Bequemlichkeit nicht gestatten.
    Kennedy saß wie gewöhnlich hinter seinem Schreibtisch, eingerahmt von der Fensterwand, die seinen Besuchern das Panorama San Franciscos bot – und zugleich ihre Gesichter erhellte, während sein eigenes im Schatten blieb.
    Joe saß an einer Ecke des Schreibtisches, einen Notizblock vor sich, und spielte auf Kennedys Bitte die Rolle des Privatsekretärs.
    Wenn einer der Besucher über Joe Carters Anwesenheit verstimmt war, gab er es nicht zu erkennen. Hardy hob zwar die Brauen, verwundert, daß Kennedy bei einem reinen Höflichkeitsbesuch die Anwesenheit eines Sekretärs für gerechtfertigt hielt, aber das gehörte zum Vorgeplänkel.
    Tatsächlich – Joe wußte es – war Hardy darüber froh. Es bewies, daß Kennedy erkannt hatte, welchen Zweck ihr Besuch hatte. Und es bewies auch, daß Kennedy einem geschäftlichen Gespräch nicht abgeneigt war. Man braucht keinen Sekretär, um ein hartes und klares Nein zu sagen.
    Außerdem konnte sich dieser Junge später als wertvoller Zeuge erweisen, wenn es darum ginge, Kennedy der einen oder anderen Unregelmäßigkeit zu bezichtigen, um die rechtliche Nichtanerkennung der Abmachungen zu erlangen. Ein Blick in das schwächliche Gesicht, und alle seine früheren Ansichten waren bestätigt. Dieser Joe Carter war ein Leichtgewicht, der glaubte, er habe eine gute Stelle, wenn er sich an das Projekt klammerte. Wenn er im Gerichtssaal gegen einen versierten Fragesteller anzutreten hätte, einen richtigen Wortakrobaten, würde er Kennedy mit jedem seiner Worte belasten.
    Vor ein paar Jahren hätte Kennedy noch mehr Verstand gehabt, als zu einer wichtigen Konferenz einen solchen Zeugen mitzubringen. Der alte Mann konnte wohl nichts mehr behalten, wurde allmählich senil!
    Hardy lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück. Die Schlacht war bereits halb gewonnen. Gewiß, wahrscheinlich gab es irgendwo ein Gerät, das die ganze Unterhaltung auf Band aufnahm, aber das war nicht wichtig. In solchen Dingen waren die Gerichte streng. Die Staatsanwaltschaft durfte sich in gewissen Fällen solcher Beweismittel bedienen, aber nicht die Verteidigung.
    »Howard«, sagte Hardy, zur Sache kommend, und beugte sich vor, »Amerika steht in deiner Schuld. Ich möchte dich zu der Weitsicht beglückwünschen, mit der du im rechten Augenblick eingeschritten bist und Bossy den Händen der Radikalen entzogen hast.«
    »Nun«, erwiderte Kennedy, »tatsächlich ist Bossy immer noch in den Händen der Wissenschaftler, obgleich ich sie nicht radikal nennen möchte. Professor Billings und Professor Hoskins üben nach wie vor die volle Kontrolle über Bossy aus.«
    »Das sollen sie auch!« dröhnte Hardy. »Das sollen sie auch. Das ist eine ehrwürdige Tradition in unserem freien Land. Bossys Erfinder sollen etwas von den Früchten ihrer Arbeit erhalten. Und zweifellos bezahlst du sie für ihre Arbeit in deinem Unternehmen nicht gerade knauserig.«
    Kennedy lachte. »Du wirst es nicht glauben, Hap«, sagte er schmunzelnd, »aber ich habe ihnen noch gar nichts bezahlt. Nur ihren Unterhalt und einen Platz für ihre Arbeit.«
    Hardy lachte verständnisinnig und blickte Kennedy bewundernd an.
    »Ich betrachte meinen Besitz von Bossy als eine Art treuhänderischer Verwaltung«, erläuterte Kennedy, »bis endgültig über ihr Schicksal entschieden wird.«
    Hardy stellte sich blitzschnell um. Diese Sache würde noch einfacher sein, als er sich vorgestellt hatte. Kennedy begriff offenbar, daß er einen größeren Brocken abgebissen hatte, als er schlucken konnte.
    »Ich kann verstehen, warum du so gehandelt hast, Howard«, sagte er glatt. »Bis wir die Sache besser in die Hand bekommen und in Washington alle unter einen Hut bringen, vergeht eine Menge Zeit; und jemand mußte eingreifen und die Initiative übernehmen. Aber wahrscheinlich merkst du jetzt, daß du einen Tiger am Schwanz gepackt hast, daß Bossy größer ist als ein einzelner Mann.«
    Kennedy schmunzelte. »Bossy ist größer als wir beide zusammen, Hap.«
    »Ja«, pflichtete Hardy bei. Er wurde plötzlich ernst. »Wir sind nur Instrumente in der Hand eines mächtigen Schicksals. Aber es ist
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