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Computer der Unsterblichkeit

Computer der Unsterblichkeit

Titel: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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fünf Prozent anderen, Kerle wie er selbst, die sich mit Motoren auskannten, käme die ganze Zivilisation zum Stillstand. Egal wie alles mechanisiert und automatisiert wurde, es lief immer wieder darauf hinaus, daß fünf Prozent der Leute die anderen fünfundneunzig Prozent auf dem Rücken mitschleppten!
    Verwoben mit den Gedanken des Mechanikers war eine große, freudige Erregung im Kopf des alten Herrn. Er war mit einem bedeutungsvollen Keramikfund, einem Bindeglied zwischen der Kunst der Tang- und der Sung-Dynastie, auf dem Weg zur Universität. Diese lange gesuchte Entdeckung erfüllte ihn mit Freude. Er konnte seine Ungeduld über die Verzögerung kaum zügeln, aber sein Besuch würde bis in die Nacht hinein dauern; in eine Nacht mit interessanten Gesprächen und anregenden Diskussionen. Wenn dieser bockige Motor nicht mehr anspringen wollte, mußte er sich nach einem Taxi umsehen. Der Mechaniker stand immer noch über den Motor gebeugt und fummelte mit Drähten.
    Der alte Herr kostete den Triumph aus, zu dem Mechaniker zu sagen: »Ich habe eine Entdeckung gemacht. Das Bindeglied zwischen …« Die Ehrfurcht, die sich daraufhin in den Zügen des Mannes spiegeln würde!
    Dann die Erkenntnis. Der Mechaniker würde wahrscheinlich nicht einmal ein Stück aus der Mingzeit erkennen, geschweige denn aus der Tangzeit! Der Mann war im Grunde nicht anders als die einfachen Bauern des alten China, stumpf in Plackerei und Not dahinvegetierend.
    Es waren höchstens fünf Prozent der Menschheit, die das Licht des Wissens trugen und dafür sorgten, daß es nicht erlosch! Nur fünf Prozent, die die anderen fünfundneunzig Prozent auf den Schultern trugen. Unwillkürlich richtete er sich auf, als wollte er die Last besser verteilen, daß er sie leichter tragen könnte.
    Aus dem Fenster seiner Etagenwohnung blickte ein Schriftsteller mittleren Alters auf die Straße hinunter. Nach einer Weile konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf die drei Studenten, den Mechaniker und den alten Mann. Seine Gedanken verließen den Raumfahrer, der immer noch mit den Navigationsgeräten seines Raumschiffs kämpfte, um nicht in die Sonne gezogen zu werden, und analysierten statt dessen die Leute unten auf der Straße. Es wäre ein Wunder, wenn mehr als einer von diesen zu der Elite gehörte, die seine Romane las.
    Welche Tragödie, welche furchtbare Selbstverdammung der menschlichen Rasse. Nur fünf Prozent der Kulturschaffenden waren fähig, neue Ideen zu entwerfen, in die Zukunft zu blicken, sich dem Fortschritt aufzuschließen. Fünf Prozent, die den ganzen Rest der Kultur mitschleppen mußten, weil es sonst überhaupt keinen Fortschritt mehr gäbe!
    Jeff Carney konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er entsandte einen Gedanken in den Kopf des Schriftstellers.
    »Das Dumme ist«, sagte der Schriftsteller laut zu sich selbst, wie es die Art der Literaten ist, »daß fünfundneunzig Prozent der Leute in einwertigen Begriffen denken. Aber wo bleiben die vielwertigen?«
    Zuerst fand er keinen Sinn in den Worten, gleichfalls charakteristisch für Schriftsteller, dann eilte er an seine Schreibmaschine. Er war begeistert von der Breite, der unglaublichen Spannweite seiner Inspiration. Er riß das halb beschriebene Blatt seiner Space Opera aus der Maschine. Mit nervöser Hast fädelte er ein neues Blatt ein. Er knetete seine Finger, hielt sie zum Schreiben bereit über die Tastatur.
    Er schrieb nicht.
    Er nahm die Blätter seiner halbfertigen Geschichte vom Schreibtisch. Er brauchte sie nicht einmal durchzusehen, um zu wissen, daß alles überholtes Zeug war. Seine pseudowissenschaftlichen Analysen waren nichts als verkrampfte Anwendungen einwertiger Begriffe. Er zerriß das Manuskript und warf es in den Papierkorb.
    Wieder ließ er seine Finger über der Tastatur schweben. Aber keine Sätze formten sich in seinem Geist, daß sie durch seine Finger flössen. Was würde aus seiner Popularität werden, wenn er unterstellte, daß die gehätschelte wissenschaftliche Methode einwertig war, daß sie zur Interpretation der Wirklichkeit nur einen Weg unter vielen darstellte? Er fühlte, wie seine Inspiration sich in Chaos und Verwirrung auflöste.
    Er stand auf und ging ans Fenster, wo ihm diese Inspiration zuerst gekommen war.
    Der alte Herr fuhr aus der Garageneinfahrt. Der Mechaniker legte fünf Dollar in die Kassenschublade. Die drei Studenten hatten die nächste Ecke erreicht und waren im Begriff abzubiegen. Merkwürdig, daß zwischen ihnen und
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