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Computer der Unsterblichkeit

Computer der Unsterblichkeit

Titel: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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seiner Inspiration irgendein Zusammenhang zu bestehen schien. Eine Gedankenassoziation, vielleicht. Sie waren in seinem Sichtbereich gewesen, als er seinen Einfall gehabt hatte. Daher die Verbindung. Das war elementare Psychologie und nicht weiter mysteriös.
    Aber halt, bedeutete das nicht, daß er Vorgänge mit einwertigen Begriffen erklärte und das Problem als gelöst beiseite schob?
    Die Inspiration durchflutete ihn erneut. Der Schriftsteller fühlte sich beunruhigt. Was, wenn alle fünf dort unten zur einzig wertvollen Elite gehörten? Was, wenn jeder Mensch auf der Erde Mitglied einer besonderen und notwendigen Fünf-Prozent-Gruppe wäre?
    Und was, wenn er, ein bekannter und angesehener Autor von utopischen Romanen, in den Augen dieser Leute auch bloß zu den wertlosen fünfundneunzig Prozent zählte? Er kehrte langsam an seine Schreibmaschine zurück und setzte sich. Aber er schrieb nicht – noch nicht.

23
     
     
    Der auf Jeff Carneys erfolgreiche Verjüngung losbrechende Sturm schlug in nationale Massenhysterie um.
    Jeder wollte Bossy. Handel und Industrie wollten Bossy, denn neben ihren Verjüngungsmöglichkeiten war Bossy der ideale Ersatz für unzuverlässige Arbeitskräfte, die todsichere Kur gegen falsche Entscheidungen in Direktionszimmern. Jede Verwaltungsbehörde mußte Bossy sofort haben. Es gab keine andere Möglichkeit, die verwickelten und vielschichtigen Probleme in ihren Verantwortungsbereichen zu lösen. Die Polizeibehörden sahen in Bossy den unschlagbaren Lügendetektor, den niemand täuschen konnte.
    Die Minister des Inneren und der Finanzen gerieten im Vorzimmer des Weißen Hauses hart aneinander, denn beide warteten auf den Präsidenten, um von ihm die ausschließliche Jurisdiktion über Bossy zu fordern. Der Streit artete nur deshalb nicht zu Handgreiflichkeiten aus, weil die Minister des Äußeren und der Verteidigung mit dem gleichen Anliegen hinzukamen.
    »Es liegt auf der Hand«, sagte der Außenminister und wischte ein Stäubchen von seinem Homburg, »daß Bossy für den diplomatischen Dienst reserviert bleiben muß. Es ist ganz undenkbar …«
    »Unsinn«, schnaubte der Kriegsminister. »Bossy ist das letzte Wort der modernen Waffentechnik. Es wäre nationaler Selbstmord, wenn die Maschine in andere Hände als die der Armee käme.«
    »Bossy ist ein Steuerproblem«, beharrte der Finanzminister. »Zwei Menschen sind bereits unsterblich gemacht worden, ohne zur Besteuerung herangezogen zu werden. Denken Sie, was allein durch das Ausbleiben der Erbschaftssteuer …«
    »Bossy ist für das Funktionieren der Zivilverwaltung unentbehrlich!« rief der Innenminister.
    Die Postverwaltung verlangte Bossy als das einzige Mittel, mit der Lawine der Briefe fertigzuwerden, die sich in Kennedys Zentrale ergoß. Die Mafia plante den größten Raub aller Zeiten, die Entführung Bossys. Welcher Rennplatz, welches Spielkasino konnte gegen Bossys Kalkulationen aufkommen?
    Im Laufe der Tage kristallisierte sich das Chaos der ersten Reaktionen zu bestimmten Meinungen, doch die Strömungen ließen sich noch nicht klar genug übersehen, und so war eine zielbewußte Lenkung vorerst noch nicht möglich. Die Maschinerie der Meinungskontrolle hatte die Situation noch nicht in der Hand. Die Koalitionen in Washington hatten sich noch nicht über eine gemeinsame Politik geeinigt, und es fehlten die Schlagworte, mittels derer man die öffentliche Meinung an die Kandare nehmen konnte.
    Zum erstenmal seit dreißig Jahren reagierten die Menschen unabhängig und aufrichtig, mit unbeeinflußten und unverbogenen Ansichten. Der überwiegende Teil der Brief Schreiber bat Kennedy, sich nicht von Interessengruppen korrumpieren zu lassen und den kleinen Mann nicht um seine Hoffnungen zu bringen.
    Und dann war da noch eine eigenartige Unterströmung in den Briefen. Viele Leute baten Kennedy, er möge Bossy nicht herausgeben, selbst dann nicht, wenn sie es später selbst verlangen sollten. Sie wußten instinktiv, daß sie der Maschinerie der Meinungskontrolle nicht widerstehen würden, käme sie erst wieder in Gang.
    Die alte Tragödie war wieder einmal im Begriff, eine Neuinszenierung zu erleben. Sobald sie die Differenzen untereinander ausgeräumt hätten, würden die hinter der Fassade des Staates emsig tätigen Machtcliquen der Großbankiers, Wirtschaftsführer und Grundbesitzer mit der Formulierung der öffentlichen Meinung beginnen. Zuerst ganz sacht, mit leicht tendenziösen Zeitungsartikeln und sorgfältig
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