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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Autoren: Peter F. Hamilton
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heimlichen Manövern. Sie musterte den Chief Investigator lange und abwägend; dann griff sie in ihre Tasche und zog ein weiteres Tuch hervor.
    »Haben Sie etwas gefunden?«, fragte Paula.
    »Glauben Sie immer noch, dass der Starflyer mich übernommen hat, als ich auf Far Away war?«
    »Nichts an diesem Fall lässt sich mit absoluter Sicherheit sagen. Der Starflyer hatte lange, lange Zeit, um seine Fühler unsichtbar und ohne Opposition in den Commonwealth auszustrecken und Verbindungen herzustellen. Doch ich halte die Wahrscheinlichkeit eher für gering.«
    »Also habe ich Bewährung, hm?« Justine rieb mit dem Tuch über einen Blutfleck an ihrem linken Zeigefinger.
    »Eine scharfsinnige Beobachtung.«
    »Es muss sehr einsam für Sie sein so hoch oben auf dem Olymp, von wo aus Sie über den Rest von uns Menschen richten.«
    »Mir war nicht bewusst, wie sehr Sie der Tod von Kazimir McFoster getroffen hat. Ich würde normalerweise nicht erwarten, dass eine Burnelli bei einem Geschäft freiwillig einen Vorteil aus der Hand gibt.«
    »Machen wir denn ein Geschäft?«
    »Sie wissen, dass es so ist, Senatorin.«
    »Kazimir und ich, wir haben uns geliebt.« Sie sagte das gelassen und nüchtern, distanziert, als hätte sie einen Börsenbericht verlesen. In ihr wich die Taubheit schon wieder Schmerz. Sie wusste, dass sie wieder zum Tulip Mansion fliehen würde, sobald der Leichnam sicher in der Klinik abgeliefert worden war. Das Mansion war ein Ort, wo sie in Ruhe trauern konnte, ohne irgendjemanden zu sehen.
    »So viel habe ich inzwischen gesehen, ja. Haben Sie sich auf Far Away kennen gelernt?«
    »Ja. Er war damals gerade erst siebzehn. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal jemanden lieben könnte, der so jung ist; aber wenn es um richtige Liebe geht, hat man nie eine Wahl, nicht wahr?«
    »Nein.« Paula wandte sich ab.
    »Waren Sie schon einmal so verliebt, Chief Investigator? So verliebt, dass Sie völlig den Verstand verloren haben?«
    »Seit einer Reihe von Leben nicht mehr, nein.«
    »Ich könnte mich mit einem Körpertod abfinden. Wie bei meinem Bruder beispielsweise. Ich könnte mich sogar damit abfinden, dass er einige Tage seiner Erinnerung verliert; aber das … das ist Tod, endgültiger, unwiderruflicher Tod, Chief Investigator. Kazimir ist für immer von mir gegangen, und ich bin schuld daran. Ich bin diejenige, die ihn verraten hat. Ich bin nicht für so etwas gemacht – mental, meine ich. Echtes Sterben ist etwas, das nicht alle Tage vorkommt. Fehler von dieser Größenordnung lassen sich nicht einfach so verdrängen.«
    »Der Angriff der Primes gestern auf Lost 23 hat mehrere Dutzend Millionen Tote zur Folge gehabt. Menschen, die niemals wiederbelebt werden. Ihre Trauer ist nicht einzigartig, Senatorin. Nicht mehr jedenfalls.«
    »Ich bin nur ein verwöhntes reiches Miststück, das ein Spielzeug verloren hat, oder wie?«
    »Nein, Senatorin. Ihr Leid ist sehr real, und Sie haben mein aufrichtiges Mitgefühl. Ich glaube allerdings auch, dass Sie es überstehen werden. Sie besitzen die Entschlossenheit und den scharfen Verstand, den nur Menschen Ihres Alters und Ihrer Erfahrung erlangen.«
    Justine schnaubte. »Emotionales Narbengewebe, meinen Sie wohl.«
    »Unverwüstlichkeit wäre der passendere Ausdruck. Wenn überhaupt, dann würde ich sagen, der heutige Tag hat gezeigt, wie menschlich Sie trotz allem noch sind. Zumindest in dieser Hinsicht können Sie zufrieden sein.«
    Justine polierte ihre Nägel zu Ende und steckte das Tuch wieder ein. Jetzt war nicht mehr zu sehen, dass sie Kazimir je angerührt hatte – ein elender Gedanke. »Glauben Sie das ernsthaft?«
    »Das tue ich. Ich nehme an, der Leichnam wird zu Ihrer Familienklinik gebracht, damit Sie ihn klonen können, korrekt?«
    »Nein. Das werde ich ihm nicht antun. Ihn physisch zu replizieren würde kaum ausreichen, um meine Schuld zu mindern. Eine Person ist mehr als nur ihr Körper. Ich werde Kazimir das einzige Geschenk geben, das ich ihm noch geben kann. Es ist das wenigste.«
    »Ich verstehe. Dann wünsche ich Ihnen alles Gute, Senatorin, und dass Sie eines Tages glücklich sind ob Ihrer Wahl.«
    »Danke sehr.«
    »Ich würde trotzdem gerne wissen, ob sie etwas gefunden haben.«
    »Einen Speicherkristall.«
    »Darf ich ihn sehen?«
    »Sicher. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Außerdem brauche ich Sie und Ihre Erfahrung. Sie müssen mir helfen, den Starflyer zu Fall zu bringen. Allerdings gibt es Grenzen für unsere Kooperation,
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