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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Autoren: Peter F. Hamilton
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Akt, der seinen Leichnam jeder verbliebenen Würde berauben würde. Danach würde er nicht mehr Kazimir sein.
    Justine starrte auf den Toten hinab, noch immer überrascht angesichts des friedlichen Ausdrucks auf seinem Gesicht.
    »Oh, mein Liebster, ich werde deinen Kampf fortsetzen«, hatte sie ihm versprochen. »Ich werde deinen Kampf kämpfen, und wir werden gewinnen. Wir werden diesen Starflyer schlagen. Wir werden ihn vernichten.«
    Kazimirs totes Gesicht starrte blind nach oben. Justine zuckte unwillkürlich zusammen, als ihr Blick auf seine Brust fiel, auf das ausgefranste, verbrannte Loch, das der Ionen-Puls in seiner Jacke und seinem Hemd hinterlassen hatte. Sie zwang sich langsam, zögernd, die Hand in seine Taschen zu stecken und darin herumzutasten. Er war zum Observatorium in Peru geschickt worden, um etwas abzuholen, und Justine wusste, dass sie der Navy nicht vertrauen konnte. Sie war nicht sicher, was die Myo anging, und der Chief Investigator vertraute ihr ganz sicher nicht.
    Die Taschen waren leer. Sie tastete sich weiter nach unten, klopfte das Stoffgewebe ab und versuchte, das Blut zu ignorieren, das an ihren Fingern und Handflächen klebte. Es dauerte eine Weile, doch schließlich fand sie den Speicherkristall in seinem Gürtel. Ein schwaches, stolzes Lächeln spielte um ihre Lippen: Kazimir hatte auf seiner geheimen Mission einen Gürtel mit einem verborgenen Fach benutzt wie ein Tourist, der befürchtet, überfallen und ausgeraubt zu werden. In diesem Augenblick hasste sie die Guardians dafür, dass sie Kazimir benutzt hatten. Ihr Kampf mochte richtig und rechtens sein, doch das bedeutete noch lange nicht, dass sie Kinder rekrutieren durften.
    Justine wischte sich eben die Hände an ein paar Tüchern ab, als der Wagen bremste und stehen blieb. Sie schob die Tücher zusammen mit dem Speicherkristall hastig in ihre Tasche und verschloss den Leichensack. Die Türen öffneten sich. Justine stieg aus, nervös, dass man sehen könnte, wie schuldig sie sich fühlte. Sie waren in einem kleinen Lagerhaus angelangt und parkten vor einem Zug mit lediglich zwei Waggons. Justine hatte Campbell Sheldon anrufen müssen, um so schnell einen Privatzug zu organisieren; glücklicherweise hatte er sich als mitfühlend erwiesen. Auch wenn sie Freunde waren, so wusste Justine doch, dass sie später einen Preis dafür würde zahlen müssen. So war es immer – Unterstützung für eine gewisse Politik hier, einen Gefallen dort. So lief das Spiel eben. Es war ihr egal.
    Paula stand neben ihr, während die Bahre ins Frachtabteil des zweiten Waggons rollte. »Ihnen ist doch bewusst, dass Admiral Columbia dies nicht gutheißen wird, Senatorin, oder?«
    »Durchaus«, erwiderte Justine. Es war ihr völlig egal. »Aber ich möchte sicher sein, dass die Autopsie nicht verfälscht wird. Die Senate Security kann die Prozedur überwachen, doch ich will sie in unserer Familienklinik in New York durchführen lassen. Das ist der einzige Ort, von dem ich mit Sicherheit sagen kann, dass es keine Unregelmäßigkeiten und keine Probleme geben wird.«
    »Ich verstehe.«
    Der Zug benötigte zwanzig Minuten, um die Schleife über Seattle, Edmonton, Tallahassee bis zur Newark Station von New York zu fahren. Eine zivile Ambulanz von der Klinik wartete bereits auf den Leichnam, zusammen mit zwei Limousinen. Diesmal konnte Justine es nicht vermeiden, mit Paula Myo in den Wagen zu steigen, und der kleine Konvoi jagte zu der exklusiven Einrichtung unmittelbar vor den Toren der Stadt davon.
    »Vertrauen Sie mir?«, fragte Paula unvermittelt.
    Justine tat, als würde sie durch das verdunkelte Fenster nach draußen auf die umliegenden Gegenden schauen. Trotz des tiefen Schocks, den der Mord und der damit verbundene emotionale Tumult in ihr verursacht hatten, war sie noch immer rational genug, um die Implikationen dieser Frage zu überdenken. Sie wusste verdammt gut, dass der Chief Investigator sich niemals abwimmeln ließ, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. »Ich denke, wir teilen inzwischen mehrere gemeinsame Ziele. Wir beide wollen, dass dieser Mörder gefasst wird. Wir beide glauben, dass der Starflyer existiert. Und wir beide wissen mit Sicherheit, dass die Navy kompromittiert ist.«
    »Das genügt für den Anfang«, sagte Paula Myo. »Sie haben immer noch Blut unter den Fingernägeln, Senatorin. Ich nehme an, dass es beim Durchsuchen des Toten dorthin gekommen ist.«
    Justine wusste, dass ihre Wangen brannten. So viel zu
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