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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels
Autoren: Andrea Camilleri
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als eine Frau in einem ölverschmierten Overall aus einer Tür trat, wobei sie sich die Hände an einem nicht weniger schmierigen Lappen abwischte.
    »Wie lange wollen Sie ihn denn noch hier liegen lassen?«, fragte sie unwirsch.
    Sie öffnete die Tür zu einer der beiden Kabinen, die vom Salon abgingen, und verschwand wieder.
    Gleich darauf erschien ein drahtiger, sonnenverbrannter Fünfzigjähriger mit Spitzbärtchen. Er trug eine makellos weiße Hose ohne eine einzige Knitterfalte, ein blaues Jackett mit silbernen Knöpfen und ein Militärbarett.
    »Guten Tag. Ich bin Kapitän Sperlì«, stellte er sich Montalbano vor.
    Die anderen hatte er offenkundig schon begrüßt. Seinem Akzent nach kam er aus Genua.
    »Haben Sie einen weiblichen Maschinisten?«, erkundigte sich der Commissario.
    Der Kapitän lachte auf.
    »Nein, das ist die Besitzerin der Yacht. Der Hilfsmotor ist nicht sauber gelaufen, deshalb die große Verspätung. Die Signora wollte ihn selbst durchchecken.«
    »Und sie versteht etwas davon?«, fragte Montalbano weiter.
    »Sie versteht etwas davon«, antwortete der Kapitän.
    Er senkte die Stimme.
    »Sogar mehr als der Maschinist.«
    In diesem Moment hörten sie Rufe von Deck.
    »Ist jemand da?«
    »Ich geh schon«, sagte der Kapitän.
    Nach einer Weile kamen zwei Männer in weißen Kitteln herunter, packten das Wachstuch mit der Leiche und verschwanden wieder.
    »Was glauben Sie, Dottore, seit wann …«, begann Montalbano.
    Er wurde vom Kapitän unterbrochen, der zurückgekommen war. Ihm folgte ein Matrose im schwarzen Wollpulli mit dem Schriftzug »Vanna«, der eine Flasche Spiritus und einen Lappen in der Hand hielt. Er reinigte die Tischplatte, holte eine weiße Decke aus dem Schrank und breitete sie darauf.
    »Nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie etwas trinken?«, fragte der Kapitän.
    Keiner lehnte ab.
    »Was glauben Sie, Dottore, seit wann …«, setzte der Commissario erneut an, nachdem er von dem Whisky gekostet hatte. Es war eine ihm unbekannte Marke und der beste Whisky, den er jemals getrunken hatte.
    Die Kabinentür ging auf, und die Frau kam wieder herein. Sie trug jetzt Jeans und Bluse, aber keinerlei Schmuck. Groß und braun gebrannt, war sie eine attraktive, elegante Erscheinung. Sie musste um die fünfzig sein, hatte aber die Figur einer Vierzigjährigen. Sie ging zum Schrank, nahm ein Glas heraus und hielt es dem Kapitän wortlos hin, der es fast bis zum Rand mit Whisky füllte. Noch im Stehen führte sie das Glas an die Lippen und trank es zur Hälfte aus. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund und wandte sich an den Kapitän:
    »Sperlì, morgen früh legen wir ab. Sorgen Sie bitte dafür, dass …«
    »Einen Augenblick«, mischte sich Montalbano ein.
    Die Frau sah ihn an, als bemerkte sie erst jetzt seine Anwesenheit. Aber statt das Wort direkt an ihn zu richten, wandte sie sich an den Kapitän:
    »Wer ist das?«
    »Das ist Commissario Montalbano.«
    »Commissario von was?«
    »Von der Polizei«, antwortete der Kapitän verlegen.
    Die Frau musterte ihn, ehe sie sich endlich dazu herabließ, ihn direkt anzusprechen.
    »Was wollten Sie sagen?«
    »Dass Sie morgen früh auf keinen Fall den Hafen verlassen können.«
    »Soso. Und warum nicht?«
    »Wegen der Ermittlungen den Toten betreffend. Der Untersuchungsrichter wird Sie vernehmen müssen und …«
    »Hab ich es Ihnen nicht gesagt, Sperlì?«, sagte die Frau trocken.
    »Schon gut, lassen wir das«, erwiderte der Kapitän.
    »Nun, Signora, erzählen Sie ruhig auch mir, was Sie dem Kapitän gesagt haben«, forderte Montalbano sie auf.
    »Ich habe ihm geraten, das Schlauchboot zu ignorieren und die Leiche nicht an Bord zu holen, weil wir uns damit nur Ärger einhandeln. Aber er …«
    »Ich bin Seemann«, verteidigte sich Sperlì.
    »Sehen Sie, Signora …«, begann der Leutnant.
    »Ich will nichts mehr davon hören«, schnitt ihm die Frau das Wort ab. Sie wirkte nervös.
    Sie stellte das leere Glas auf den Tisch und fragte:
    »Wie lange wird man uns Ihrer Ansicht nach hier festhalten, Commissario?«
    »Im günstigsten Fall eine Woche, Signora.«
    Sie griff sich an den Kopf.
    »Ich werde wahnsinnig! Was soll ich denn eine Woche lang in diesem Nest hier machen?«
    Trotz ihrer unwirschen Worte und ihres ganzen Gebarens war sie dem Commissario dennoch nicht unsympathisch.
    »Sie könnten sich die Tempel von Montelusa ansehen«, schlug er vor, halb im Ernst, halb im Scherz.
    »Was noch?«
    »Das Museum.«
    »Und
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