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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres
Autoren: Andrea Camilleri
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Ende des Kais zur gegenüberliegenden Wand gespannt war. Wozu konnte der gut sein? Um einen großen Fisch am Reinschwimmen zu hindern? Der Gedanke war ja wohl völlig schwachsinnig. Vielleicht umgekehrt, um zu verhindern, dass etwas rausschwamm? Aber was, wenn in diesem Teil der Höhle nur Felsen waren? Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Was hatte Dottor Pasquano gesagt? Dass die Leiche von Krabben zerfressen war, dass er zwei in ihrem Mund gefunden hatte … Hier also war Errera-Lococo, der anscheinend zu viel Selbstbewusstsein entwickelt hatte, zur Strafe ertränkt worden, und hier hatte Baddar Gafsa die Leiche, an Händen und Füßen mit Draht gefesselt, den Krabben zum Fraß überlassen und wochenlang im Wasser zur Schau gestellt, um sie Freunden oder Leuten, die möglicherweise auf verräterische Ideen kamen, als Trophäe vorzuführen. Später hatte er den Befehl gegeben, die Leiche ins offene Meer zu werfen. Und sie war vor sich hingetrieben und bis nach Marinella gelangt.
    Was gab es sonst noch zu sehen? Er ging den Weg zurück, verließ die Höhle, stieg ins Wasser, schwamm, kletterte über die Stange, umrundete den Felsen und fühlte sich mit einem Mal todmüde. Jetzt hatte er richtig Angst. Er war nicht einmal in der Lage, den Arm zu einem Schwimmzug zu heben, alle Kraft war auf einen Schlag verflogen. Offenbar hatte ihn nur die nervliche Anspannung aufrecht gehalten, und jetzt, da er getan hatte, was er konnte, war in seinem Körper nichts mehr, was ihm ein Minimum an Antrieb, an Energie gegeben hätte. Er drehte sich auf den Rücken und machte den toten Mann, das war seine einzige Chance, früher oder später würde ihn die Strömung schon ans Ufer treiben. Irgendwann hatte er das Gefühl aufzuwachen, denn er war mit dem Rücken an etwas gestreift. War er eingenickt? Konnte das sein? Hatte er bei dem Seegang und in seinem Zustand wie in einer Badewanne schlafen können? Jedenfalls war er am Strand angekommen, aber es gelang ihm nicht aufzustehen, er konnte sich nicht auf den Beinen halten. Er legte sich auf den Bauch und sah sich um. Die Strömung hatte ihn gütigerweise ganz nah an die Stelle gespült, wo er das Fernglas abgelegt hatte. Das durfte er nicht da liegen lassen. Aber wie hingelangen? Nach zwei oder drei Aufstehversuchen kapitulierte er und kroch auf allen vieren wie ein Tier. Nach jedem Meter musste er eine Pause einlegen, er bekam keine Luft und schwitzte. Als er bei dem Fernglas ankam, konnte er nicht danach greifen, sein Arm streckte sich nicht, er blieb schlapp und fühlte sich an wie Wackelpudding. Montalbano gab es auf. Er musste abwarten. Aber viel Zeit durfte er nicht verlieren, beim ersten Tageslicht würden ihn die Typen von der Villa sehen.
    Nur fünf Minuten, dachte er, schloss die Augen und rollte sich ein wie ein Kind.
    Fehlte nur noch, dass er sich den Daumen in den Mund steckte. Er wollte bloß ein bisschen schlafen, wieder zu Kräften kommen, in seinem Zustand schaffte er diese schreckliche Treppe sowieso nicht. Er hatte gerade die Augen geschlossen, als er ganz in der Nähe ein Geräusch hörte und ein harter Lichtstrahl durch seine Lider drang und wieder verschwand.
    Sie hatten ihn entdeckt! Er war sicher, dass sein Ende kurz bevorstand. Aber er war so ohne jede Kraft, so froh, die Augen nicht öffnen zu müssen, dass er einfach nicht reagieren wollte, er rührte sich nicht von der Stelle, er wusste, was jetzt gleich passierte, aber es war ihm scheißegal.
    »Leck mich doch am Arsch, schieß schon«, sagte er.
    »Warum sollte ich schießen?«, fragte Fazio mit gedämpfter Stimme.
    Als er die Treppe hinaufstieg, blieb er praktisch auf jeder Stufe stehen, obwohl Fazio ihn mit einer Hand anschob.
    Nur noch fünf Stufen fehlten bis zum Ende der Treppe, als er sich hinsetzen musste, das Herz saß ihm in der Luftröhre, und er hatte das Gefühl, es würde ihm gleich aus dem Mund springen. Schweigend setzte Fazio sich ebenfalls. Montalbano konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er spürte, dass er unruhig und bedrückt war.
    »Seit wann bist du mir gefolgt?«
    »Seit gestern Abend. Als Signora Ingrid Sie nach Marinella gebracht hat, hab ich ein bisschen gewartet, ich bin nicht gleich wieder weg, irgendwie dachte ich mir, dass sie nicht lange bleiben würde. Und so war es auch. Bis zur Ortseinfahrt Spigonella konnte ich Ihnen gut folgen, dann hab ich Sie aus den Augen verloren. Dabei kenne ich die Gegend inzwischen. Fast eine Stunde hat es gedauert, bis ich Ihr Auto
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