Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Ich will wissen, was gespeichert ist, alles. Und dann tust du alle Disketten rein und auch die … wie heißen die Dinger noch mal?«
    »Tsederomme, Dottori.«
    »Schau dir alle an. Und wenn du fertig bist, berichtest du mir.«
    »Da sind auch Videokassetten.«
    »Die Kassetten lässt du liegen.«
     
    Er stieg ins Auto und fuhr nach Montelusa. Sein Freund Nicolò Zito, Journalist bei »Retelibera«, wollte gerade auf Sendung gehen. Montalbano gab ihm das Foto.
    »Sie heißen Griffo, Alfonso und Margherita. Du darfst nur sagen, dass sich ihr Sohn Davide Sorgen macht, weil er keine Nachricht von ihnen hat. Sprich heute in den Abendnachrichten darüber.«
    Zito, ein intelligenter Mensch und fähiger Journalist, betrachtete das Foto und stellte eine Frage, die Montalbano schon erwartet hatte.
    »Warum beunruhigt dich das Verschwinden der beiden?«
    »Sie tun mir leid.«
    »Dass sie dir leidtun, glaube ich. Dass sie dir nur leidtun, glaube ich nicht. Gibt es da zufällig einen Zusammenhang?«
    »Womit?«
    »Mit dem Jungen, der in Vigàta umgebracht wurde, Sanfilippo.«
    »Sie wohnten im selben Mietshaus.«
    Nicolò sprang buchstäblich vom Stuhl auf. »Aber das ist eine Nachricht, die -«
    »… du nicht bringen wirst. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang, vielleicht auch nicht. Du tust, was ich dir sage, und die ersten brauchbaren Neuigkeiten sind für dich.«
     
    Montalbano saß auf der Veranda und ließ sich die pappanozza schmecken, die er sich schon lange gewünscht hatte. Ein einfaches Gericht, Kartoffeln und Zwiebeln werden lange gekocht, mit der Rückseite der Gabel zu Brei zerdrückt und mit reichlich Öl, kräftigem Essig, frisch gemahlenem Pfeffer und Salz angemacht. Vorzugsweise mit einer Blechgabel zu essen (er hatte ein paar, die er eifersüchtig hütete), wobei man sich Zunge und Gaumen verbrannte und folglich bei jedem Bissen fluchte. Nicolò Zito erledigte seinen Auftrag in den Nachrichten um einundzwanzig Uhr, er zeigte das Foto der Griffos und sagte, ihr Sohn mache sich Sorgen.
    Montalbano schaltete den Fernseher aus und beschloss, das letzte Buch von Vazquez Montalbán zu lesen, das in Buenos Aires spielte und Pepe Carvalho zum Helden hatte. Er las die ersten drei Zeilen, da klingelte das Telefon. Es war Mimi. »Störe ich, Salvo?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Hast du gerade zu tun?«
    »Nein. Warum fragst du?«
    »Ich würde gern vorbeikommen und mit dir reden.« Also war Mimis Benehmen, als Montalbano am Morgen geschimpft hatte, aufrichtig gewesen, er hatte ihn nicht auf den Arm genommen. Was war mit dem verflixten Kerl nur los? In Sachen Frauen war Mimi nicht wählerisch, und er hing jener Strömung männlichen Denkens an, derzufolge man nichts anbrennen lassen sollte. Wahrscheinlich hatte er Zoff mit irgendeinem eifersüchtigen Ehemann. Wie damals, als Ragioniere Perez ihn erwischte, während er den nackten Busen von dessen rechtmäßig Angetrauter küsste. Es war böse ausgegangen, mit formeller Anzeige beim Questore. Er war noch mal davongekommen, weil es dem Questore, dem alten, gelungen war, die Sache wieder einzurenken. Wenn sie damals statt des alten Questore den neuen, Bonetti-Alderighi, gehabt hätten, wäre es aus und vorbei gewesen mit der Karriere von Vicecommissario Augello.
    Es klingelte an der Tür. Mimi konnte es nicht sein, sie hatten ja gerade telefoniert. Doch er war es. »Bist du von Vigàta nach Marinella geflogen?«
    »Ich war nicht in Vigàta.«
    »Wo warst du dann?«
    »Hier in der Nähe. Ich habe dich mit dem Handy angerufen. Schon seit einer Stunde laufe ich hier durch die Gegend.«
    Oje. Mimi war ums Haus herumgeschlichen, bevor er sich zu dem Anruf durchgerungen hatte. Ein Zeichen dafür, dass die Sache ernster war, als er angenommen hatte. Plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke: War Mimi vielleicht krank geworden, weil er dauernd irgendwelche billigen Nutten aufsuchte?
    »Wie geht's dir gesundheitlich?«
    Mimi sah ihn irritiert an.
    »Gesundheitlich? Gut.«
    O Gott. Wenn das, was ihn belastete, nichts mit seinem Körper zu tun hatte, dann musste es mit dem Gegenstück zu tun haben. Mit der Seele? Dem Geist? Sehr witzig! Was hatte Mimi mit derlei Materie am Hut? Während sie auf die Veranda gingen, sagte Mimi: »Tust du mir einen Gefallen? Bringst du mir einen Schluck Whisky ohne Eis?«
    Er wollte sich wohl Mut antrinken! Langsam wurde Montalbano ungehalten. Er stellte ihm Flasche und Glas hin, wartete, bis Mimi sich eine großzügige Portion eingeschenkt hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher