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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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Bewegung sein Jackett auf. Und der Commissario sah eine Pistole auf sich gerichtet, die ihm wie eine Kanone vorkam.
    »Hände hoch.« Montalbano gehorchte.
    »Ein Pyromane! Ein Pyromane!«, stammelte die junge Frau weinend und nahm ihr Knäblein, ihr Engelchen, fest in den Arm.
    »Weißt du was, Mamma? Er hat gesagt, dass er das ganze Haus anzünden will!«
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis die ganze Geschichte geklärt war. Montalbano erfuhr, dass der Mann Kassierer in einer Bank war und deshalb bewaffnet herumlief. Und dass Signora Gina sich verspätet hatte, weil sie beim Arzt gewesen war.
    »Pasqualino bekommt ein Geschwisterchen«, gestand die Signora und schlug verschämt die Augen nieder.
    Vor der Geräuschkulisse des Geschreis und Geheuls des Kleinen, der versohlt und in ein dunkles Zimmer gesperrt worden war, erfuhr Montalbano, dass die Griffos, auch wenn sie zu Hause waren, nicht da zu sein schienen. »Nicht mal ein Hustenanfall, was weiß ich, dass irgendwas auf den Boden fällt, ein etwas lauteres Wort! Nichts!« Was Nenè Sanfilippo betraf, wusste das Ehepaar De Dominicis nicht einmal, dass der Ermordete im selben Haus gewohnt hatte.
     

Drei
    Die letzte Kreuzwegstation war die Wohnung Nummer neunzehn im vierten Stock. Avvocato Leone Guarnotta. Durch die Tür duftete es so nach ragù, dass Montalbano ganz betäubt war.
    »Sie  sind  Commissario Montaperto«,  sagte  die  dicke fünfzigjährige Frau, die ihm die Tür öffnete. »Montalbano.«
    »Ich verwechsle alle Namen, aber wenn ich ein Gesicht einmal im Fernsehen sehe, vergesse ich es nie mehr!«
    »Cu è?«, fragte die Stimme eines Mannes von innen. »Der Commissario ist es, Leò. Trasìsse, trasìsse, kommen Sie herein.«
    Als Montalbano eintrat, erschien ein hagerer Mann um die sechzig mit einer Serviette, die in seinem Kragen steckte. »Guarnotta, angenehm. Kommen Sie herein. Wir wollten gerade essen. Gehen wir ins Wohnzimmer.«
    »Ach was, Wohnzimmer!«, mischte sich die dicke Frau ein. »Wenn du deine Zeit mit Reden vertust, wird die Pasta klebrig. Haben Sie schon gegessen, Commissario?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, sagte Montalbano und fühlte, wie sein Herz Hoffnung schöpfte. »Dann ist doch alles klar«, entschied Signora Guarnotta, »Sie setzen sich zu uns und essen einen Teller Pasta. Da lässt sich's besser reden.«
    Die Pasta war im richtigen Augenblick abgegossen (»Sapiri quann'è u tempu di sculari a pasta è un'arti. Zu wissen, wann man die Pasta abgießen muss, ist eine Kunst«, hatte seine Haushälterin Adelina eines Tages verkündet), das Fleisch im Sugo war zart und schmackhaft. Er hatte sich zwar den Bauch voll geschlagen, doch was seine Ermittlungen betraf, hatte er im Leeren gestochert. Als er gegen vier Uhr nachmittags mit Mimi Augello und Fazio wieder im Büro war, konnte er nur feststellen, dass sie alle drei im Leeren gestochert hatten. »Außerdem - wie war das mit der Logik? In diesem Haus gibt es nämlich dreiundzwanzig Wohnungen -«, sagte Fazio.
    »Wieso dreiundzwanzig?«, fragte Montalbano überrascht, denn mit Zahlen stand er wirklich auf Kriegsfuß. »Dottore, im Erdgeschoss sind drei, alles Büros. Die Leute kennen weder die Griffos noch Sanfilippo.« Das Ergebnis war, dass die Griffos zwar jahrelang in dem Mietshaus gelebt hatten, aber wie aus Luft gewesen waren. Und ganz zu schweigen von Sanfilippo, es gab Mieter, die noch nie etwas von ihm gehört hatten. »Bevor die Nachricht von ihrem Verschwinden publik wird«, sagte Montalbano, »versucht ihr beide, in der Stadt möglichst viel zu erfahren, Gerüchte, Klatsch, Unterstellungen, Vermutungen, all so was.«
    »Warum? Können die Antworten anders ausfallen, wenn ihr Verschwinden erst mal bekannt ist?«, fragte Augello.
    »Ja, sie fallen anders aus. Etwas, was einem normal vorgekommen ist, erscheint nach einem nicht normalen Vorfall in einem anderen Licht. Und wenn ihr schon dabei seid, erkundigt euch auch über Sanfilippo.« Nicht sehr überzeugt verließen Fazio und Augello das Büro.
    Montalbano nahm Sanfilippos Schlüssel, die Fazio ihm auf den Tisch gelegt hatte, steckte sie ein und ging zu Catarella, der seit einer Woche über einem Kreuzworträtsel für Anfänger brütete.
    »Catarè, komm mit. Ich habe einen wichtigen Auftrag für dich.«
    Vor lauter Aufregung brachte Catarella, auch als er die Wohnung des ermordeten Jungen betrat, kein Wort heraus.
    »Siehst du den Computer da, Catare?«
    »Sissi. Der ist schön.«
    »Also, mach dich an die Arbeit.
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