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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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ein Dutzend unterschiedlicher Dietriche hing. Das Geschenk eines Einbrechers, mit dem er befreundet war. Er hantierte keine fünf Minuten an dem Schloss herum. Es war nicht nur zugeschnappt, der Schlüssel war auch noch dreimal umgedreht gewesen.
    Die Tür öffnete sich. Montalbano und Fazio dehnten ihre Nasenlöcher so weit wie möglich, um den Geruch wahrzunehmen, der von innen kam. Fazio hielt Davide, der hineinstürzen wollte, am Arm fest. Der Tod fängt nach zwei Tagen an zu stinken. Aber da war nichts, die Wohnung roch nur nach abgestandener Luft. Fazio ließ Davide los, der rannte hinein und schrie sofort: »Papà! Mamà!«
    Es herrschte vollkommene Ordnung. Die Fenster waren geschlossen, das Bett gemacht, die Küche aufgeräumt, kein schmutziges Geschirr in der Spüle. Im Kühlschrank Käse, eine Packung Schinken, Oliven, eine halb volle Flasche Weißwein. Im Gefrierfach vier Scheiben Fleisch, zwei Meerbarben. Wenn sie weggefahren waren, hatten sie bestimmt vor, bald wiederzukommen.
    »Haben Ihre Eltern Verwandte?«
    Davide hatte sich auf einen Küchenstuhl gesetzt und stützte den Kopf in die Hände.
    »Papà nicht. Mamà schon. Einen Bruder in Comiso und eine Schwester in Trapani, die nicht mehr lebt.«
    »Könnte es nicht sein, dass sie zu dem Bruder -«
    »Nein, Dottore, das ist ausgeschlossen. Der hat seit vier Wochen nichts von ihnen gehört. Sie haben nicht viel Kontakt.«
    »Sie haben also keine Ahnung, wo sie hingefahren sein könnten?«
    »Nein. Sonst hätte ich ja versucht, sie zu finden.«
    »Zum letzten Mal haben Sie Donnerstagabend vergangener Woche mit ihnen gesprochen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Haben sie nichts zu Ihnen gesagt, was -«
    »Absolut nichts.«
    »Worum ging es bei dem Gespräch?«
    »Um das Übliche, die Gesundheit, die Enkel . Ich habe zwei Jungen, Alfonso wie Papà und Giovanni, der eine ist sechs, der andere vier. Meine Eltern hängen sehr an ihnen. Wenn wir sie in Vigàta besuchen, überhäufen sie die Kinder immer mit Geschenken.« Er tat nichts, um seine Tränen zurückzuhalten. Fazio hatte sich in der Wohnung umgesehen und breitete die Arme aus, als er zurückkam.
    »Signor Griffo, es ist zwecklos, noch hier zu bleiben. Ich hoffe, ich kann Ihnen möglichst bald etwas sagen.«
    »Commissario, ich habe ein paar Tage Urlaub genommen. Ich kann mindestens bis morgen Abend in Vigàta bleiben.«
    »Meinetwegen können Sie bleiben, so lange Sie wollen.«
    »Nein, ich meine etwas anderes: Kann ich heute Nacht hier schlafen?«
    Montalbano dachte einen Augenblick nach. Im Esszimmer, das zugleich als Wohnzimmer diente, stand ein kleiner Schreibtisch, auf dem Papiere lagen. Die wollte er sich in Ruhe ansehen.
    »Nein, schlafen können Sie hier in der Wohnung nicht. Tut mir leid.«
    »Aber wenn zufällig jemand anruft .«
    »Wer denn? Ihre Eltern? Aus welchem Grund sollten Ihre Eltern bei sich zu Hause anrufen, wo sie doch wissen, dass niemand da ist?«
    »Nein, ich meine: Wenn jemand anruft, der irgendwas weiß - «
    »Das stimmt. Wir lassen sofort das Telefon überwachen. Fazio, kümmer' du dich darum. Signor Griffo, ich brauchte ein Foto Ihrer Eltern.«
    »Ich habe eines dabei, Commissario. Ich habe Fotos gemacht, als sie in Messina waren. Sie heißen Alfonso und Margherita.«
    Er begann zu schluchzen, als er Montalbano das Foto reichte.
     
    «Fünf mal vier ist zwanzig, zwanzig minus zwei macht achtzehn«, sagte Montalbano auf dem Treppenabsatz, nachdem Griffo, mehr durcheinander als überzeugt, gegangen war. »Was faseln Sie da?«, fragte Fazio.
    »Da das Haus fünf Stockwerke hat, gibt es hier logischerweise zwanzig Wohnungen. Aber eigentlich sind es achtzehn, wenn man die von den Griffos und die von Nenè Sanfilippo ausklammert. Das heißt schlicht und einfach, dass wir das Vergnügen haben, achtzehn Familien zu befragen. Und jeder Familie zwei Fragen zu stellen. Was wissen Sie von den Griffos? Was wissen Sie von Nenè Sanfilippo? Wenn dieser Scheißkerl Mimi da wäre und uns helfen würde …«
    Wenn man vom Teufel spricht . In diesem Augenblick klingelte Fazios Handy.
    »Dottor Augello ist dran. Er fragt, ob Sie ihn brauchen.« Montalbano lief rot an vor Wut.
    »Er soll auf der Stelle kommen. In fünf Minuten ist er hier, sonst reiß ich ihm den Kopf ab.« Fazio gab das weiter.
    »Bis er kommt«, schlug der Commissario vor, »gehen wir einen Kaffee trinken.«
     
    Als sie in die Via Cavour zurückkehrten, erwartete Mimi sie bereits. Fazio entfernte sich diskret. »Mimi«, fing
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