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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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44.«
    Montalbano verschlug es die Sprache. »Madunnuzza santa!« , rief Fazio.
    Gallo bekam einen heftigen Hustenanfall und verließ auf der Suche nach einem Glas Wasser das Zimmer. Davide Griffo, blass und über die Wirkung seiner Worte erschrocken, sah um sich.
    »Was habe ich denn gesagt?«, fragte er mit dünner Stimme.
     
    Als Fazio in der Via Cavour vor der Nummer 44 hielt, öffnete Davide Griffo sofort die Autotür und stürzte in den Hauseingang.
    »Womit fangen wir an?«, fragte Fazio, während er den Wagen zumachte.
    »Mit den verschwundenen Alten. Der Tote ist tot und kann warten.«
    In der Haustür stießen sie mit Griffo zusammen, der schnell wie ein Gummiball wieder herausgesaust kam. »Die Pförtnerin hat gesagt, dass heute Nacht ein Mord passiert ist! Jemand, der hier im Haus gewohnt hat!« Erst da bemerkte er die Umrisslinie von Nenè Sanfilippos Körper, die weiß auf den Bürgersteig gezeichnet war. Er begann heftig zu zittern.
    »Ganz ruhig«, sagte der Commissario und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Nein -   aber ich fürchte -«
    »Signor Griffo, glauben Sie, dass Ihre Eltern in einen Mordfall verwickelt sein könnten?«
    »Soll das ein Witz sein? Meine Eltern sind -«
    »Na also. Vergessen Sie, dass hier heute Morgen jemand umgebracht wurde. Gehen wir lieber rein.« Signora Ciccina Recupero, die Pförtnerin, war in den zwei mal zwei Metern der Portiersloge unterwegs wie ein Bär, der im Käfig verrückt geworden ist und von einem Bein auf das andere wankt. Sie konnte sich das erlauben, denn sie war nur Haut und Knochen, und das bisschen Platz, das sie zur Verfügung hatte, war mehr als genug, um sich zu bewegen.
    »O Gott o Gott o Gott! Madonnuzza santa! Was ist nur los in diesem Haus? Was ist da los? Wer hat uns verhext? Wir müssen sofort den Pfarrer mit seinem Weihwasser holen!«
    Montalbano packte sie am Arm, vielmehr an ihrem Armknochen, und zwang sie, sich zu setzen. »Stellen Sie sich nicht so an. Hören Sie auf, sich zu bekreuzigen, und beantworten Sie meine Fragen. Seit wann haben Sie das Ehepaar Griffo nicht mehr gesehen?«
    »Seit letztem Samstagvormittag, als die Signora vom Einkaufen zurückkam.«
    »Mittlerweile ist Dienstag, und da haben Sie sich keine Sorgen gemacht?«
    Die Pförtnerin wurde ungehalten.
    »Warum sollte ich? Die wollen doch mit niemand was zu tun haben. Hochnäsig sind die! Und es ist mir scheißegal, wenn der Sohn das hört! Die gehen aus dem Haus, kommen mit ihren Einkäufen zurück, schließen sich in der Wohnung ein und lassen sich dann drei Tage nicht mehr blicken! Sie haben meine Telefonnummer: Wenn sie was gebraucht hätten, hätten sie mich anrufen können!«
    »Und ist das vorgekommen?«
    »Was ist vorgekommen?«
    »Dass sie Sie angerufen haben.«
    »Ja, manchmal schon. Als Signor Fofò, der Mann, krank war, hat er mich angerufen, dass ich bei ihm bleiben soll, solang sie in der Apotheke war. Dann war mal der Schlauch von der Waschmaschine kaputt, und alles stand unter Wasser. Und das dritte Mal, da -«
    »Danke, das genügt. Sie sagten, Sie hätten keinen Schlüssel?«
    »Gesagt hab ich das nicht, ich habe keinen! Letzten Sommer hat mir Signora Griffo mal den Schlüssel gegeben, da sind sie zu ihrem Sohn nach Messina gefahren. Ich sollte die Blumen auf ihrem Balkon gießen. Dann wollten sie den Schlüssel zurückhaben und haben sich nicht mal bedankt, né scu né passiddrà, keinen Ton haben sie gesagt, als wäre ich ihr Dienstmädchen, ihre Magd! Und Sie erzählen mir was von Sorgen machen? Wenn ich in den vierten Stock hoch wäre und gefragt hätte, ob sie was brauchen, hätten die doch gesagt, ich soll mich zum Teufel scheren!«
    »Fahren wir rauf?«, fragte der Commissario Davide Griffo, der an der Wand lehnte. Er machte den Eindruck, als könnte er sich kaum auf den Beinen halten. Sie nahmen den Aufzug und fuhren in den vierten Stock. Davide schoss sofort hinaus. Fazio flüsterte dem Commissario etwas ins Ohr.
    »Jedes Stockwerk hat vier Wohnungen. Nenè Sanfilippo wohnte direkt unter den Griffos«, sagte er und wies mit dem Kinn auf Davide, der mit seinem ganzen Körper an der Tür der Wohnung Nummer siebzehn lehnte und vergebens klingelte. »Gehen Sie bitte zur Seite.« Davide schien ihn nicht zu hören, er drückte immer noch auf die Klingel. Man hörte sie schellen, nutzlos und leise. Fazio trat vor, packte den Mann an den Schultern und schob ihn beiseite. Der Commissario holte einen dicken Schlüsselbund aus der Hosentasche, an dem
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