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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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Montalbano an, »ich weiß wirklich nicht, was ich noch mit dir machen soll.
    Ich bin einfach sprachlos. Was fällt dir eigentlich ein? Weißt du oder weißt du nicht, dass -«
    »Ich weiß es«, unterbrach Augello ihn.
    »Was weißt du, verdammt noch mal?«
    »Was ich wissen muss. Dass ich einen Fehler gemacht habe. Das Problem ist, dass ich mich so seltsam fühle und durcheinander bin.«
    Die Wut des Commissario verpuffte. Mimi stand mit einem Gesichtsausdruck vor ihm, wie er ihn noch nie gehabt hatte. Nicht das übliche Mir-doch-scheißegal. Ganz im Gegenteil. Er hatte etwas Resigniertes, Demütiges an sich.
    »Mimi, sagst du mir vielleicht, was los ist?«
    »Ich erzähl's dir später, Salvo.«
    Montalbano wollte ihm schon eine tröstliche Hand auf die Schulter legen, als ihn ein plötzlicher Verdacht innehalten ließ. Und wenn dieser verfluchte Hund Mimi sich genauso benahm, wie er selbst es gegenüber Bonetti-Alderighi gemacht hatte, und sich servil gab, während er ihn in Wirklichkeit nach Strich und Faden verarschte? Augello war ein dreister Schauspieler, dem alles zuzutrauen war. In diesem Zweifel nahm er Abstand von der freundlichen Geste. Er informierte ihn über das Verschwinden der Griffos.
    »Du machst die Mieter vom ersten und zweiten Stock, Fazio die vom fünften und vom Erdgeschoss, ich kümmere mich um den dritten und vierten.«
     
    Dritter Stock, Wohnung Nummer zwölf. Signora Burgio Concetta verwitwete Lo Mascolo, um die fünfzig, trug einen überaus beeindruckenden Monolog vor. »Commissario, hören Sie mir auf mit diesem Nenè Sanfilippo! Hören Sie mir bloß auf mit dem! Sie haben ihn umgebracht, den armen Kerl, Friede seiner Seele! Aber er hat mich fertig gemacht, fertig gemacht hat er mich! Tagsüber war er nie da. Aber nachts schon. Und das war die Hölle für mich! Jede zweite Nacht! Die Hölle! Schauen Sie, Signor Commissario, mein Schlafzimmer ist Wand an Wand mit dem Schlafzimmer von Sanfilippo. Die Wände in diesem Haus sind aus Papier! Man hört alles, den kleinsten Mucks hört man! Erst haben sie die Musik aufgedreht, dass mir fast das Trommelfell geplatzt ist, dann haben sie sie ausgemacht, und dann hat eine andere Musik angefangen! Ein Konzert! Zùnkiti zùnkiti zùnkiti zù! Das Bett ist an die Wand gerumpelt und hat so einen Lärm gemacht! Und dann hat die Nutte, die grad dran war, ah ah ah ah gemacht. Und dann ging's von vorn los mit zùnkiti zùnkiti zùnkiti zù! Und dann hab ich böse Gedanken gehabt. Ich hab einen Rosenkranz gebetet. Zwei Rosenkränze. Drei Rosenkränze. Nenti, es hat nichts geholfen! Die Gedanken waren immer noch da. Ich bin noch jung, Commissario! Der hat mich fertig gemacht! Nonsi, von den Griffos weiß ich nichts. Die wollten mit niemand was zu tun haben. Wenn die nicht wollen, warum soll ich dann? Stimmt doch, oder?«
     
    Dritter Stock, Wohnung Nummer vierzehn. Familie Crucillà. Ehemann: Crucillà Stefano, Rentner, früher Buchhalter des Fischmarktes. Ehefrau: De Carlo Antonietta. Der ältere Sohn: Calogero, Bergbauingenieur, arbeitet in Bolivien. Die jüngere Tochter: Samanta ohne h zwischen dem t und dem a, Mathematiklehrerin, ledig, lebt bei den Eltern. Samanta sprach für alle.
    »Also, Signor Commissario, nur zur Erklärung, wie kratzbürstig die Griffos sind. Einmal traf ich die Signora, als sie mit ihrem voll gestopften Einkaufsrollwagen und zwei Plastiktüten in jeder Hand unten ins Haus kam. Man muss drei Stufen bis zum Fahrstuhl raufgehen, da habe ich sie gefragt, ob ich ihr helfen kann. Sie hat nur grob >nein< gesagt. Und ihr Mann ist auch nicht besser.«
    »Nenè Sanfilippo? Ein hübscher Junge, voller Leben, sympathisch. Was er gemacht hat? Er hat das gemacht, was junge Leute in seinem Alter so machen, wenn sie ihre Freiheit haben.«
    Bei diesen Worten warf sie ihren Eltern einen Blick zu und seufzte. Nein, sie war nicht frei. Sonst hätte sie Nenè Sanfilippo selig wahrscheinlich in den Schatten gestellt.
     
    Dritter Stock, Wohnung Nummer fünfzehn. Dottor Ernesto Assunto, Zahnarzt.
    »Commissario, das hier ist nur meine Praxis. Ich wohne in Montelusa, hier bin ich nur tagsüber. Das Einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass ich Signor Griffo mal begegnet bin, als seine linke Wange von einem Abszess geschwollen war. Ich fragte ihn, ob er einen Zahnarzt habe, er verneinte. Da riet ich ihm, in meiner Praxis vorbeizuschauen. Darauf bekam ich eine entschieden abschlägige Antwort. Und was Sanfilippo angeht, soll ich Ihnen was sagen? Ich
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