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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge
Autoren: Andrea Camilleri
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gibt es, Maggiore?«
    »Ich wollte Ihnen Bescheid geben, daß die Leitung unseres Hafenamtes entschieden hat - was ich ganz richtig finde -, die Geschichte mit dem Fischkutter an das Hafenamt von Mazàra abzugeben. Die Santopadre müßte also sofort auslaufen. Gibt es an Bord erkennungsdienstlich noch was zu tun?«
    »Ich glaube nicht. Aber ich überlege gerade, daß auch wir uns der weisen Entscheidung Ihrer Hafenleitung anschließen sollten.«
    »Ich hätte es nicht gewagt, Ihnen das vorzuschlagen.«
    »Hier ist Montalbano, Questore. Bitte verzeihen Sie, wenn…«
    »Gibt's was Neues?«
    »Nein, nichts. Es geht nur darum, daß - wie soll ich sagen - in der weiteren Vorgehensweise alles seine Richtigkeit hat. Gerade hat Maggiore Marniti vom Hafenamt angerufen. Er hat mich über die Entscheidung der Hafenleitung informiert, die Ermittlungen über den erschossenen Tunesier Mazàra zu übergeben. Jetzt frage ich mich, ob wir nicht auch…«
    »Ich verstehe, Montalbano. Ich glaube, Sie haben recht. Ich rufe sofort meinen Kollegen in Trapani an, um ihm mitzuteilen, daß wir den Fall abgeben. Der Vicequestore von Mazàra ist sehr tüchtig, soviel ich weiß. Die sollen das übernehmen. Waren Sie selbst mit der Angelegenheit befaßt?«
    »Nein, mein Vice, Dottor Augello.«
    »Sagen Sie ihm, daß wir den Obduktionsbericht und die Ergebnisse der ballistischen Untersuchung nach Mazàra schicken. Dottor Augello bekommt eine Kopie zur Kenntnisnahme.«
    Mit einem Fußtritt stieß er die Tür zu Mimi Augellos Zimmer auf, winkelte den rechten Arm an, machte eine Faust und legte die linke Hand auf den rechten Unterarm. »Tie, Mimi.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, daß in dem Mordfall auf dem Fischkutter die Kollegen aus Mazàra weiterermitteln. Du stehst mit leeren Händen da, und ich habe meine Fahrstuhlleiche. Eins zu null!«
    Er war schon besserer Laune. Tatsächlich hatte sich der Wind gelegt, und der Himmel war wieder blau.
    Gegen drei Uhr nachmittags sah Gallo, der Polizeibeamte, der vor der Wohnung des verstorbenen Lapecora Wache hielt und auf die Witwe wartete, wie bei Culicchias die Tür aufging. Der Ragioniere trat auf Gallo zu und teilte ihm augenblicklich mit: »Meine Frau schläft.«
    Gallo wußte auf diese Nachricht hin nichts zu sagen. »Ich heiße Culicchia, der Commissario kennt mich. Haben Sie schon gegessen?«
    Gallo, der schon längst Bauchgrimmen vor Hunger hatte, schüttelte den Kopf.
    Der Ragioniere ging zurück in seine Wohnung und kam nach einer Weile mit einem Glas Wein und einem Teller wieder, auf dem ein panino, eine dicke Scheibe caciocavallo und fünf Scheibchen Salami lagen. »Das ist Corvo bianco. Den hat der Commissario mir gekauft.«
    Nach einer halben Stunde kam er noch mal.
    »Da haben Sie die Zeitung, damit es nicht so langweilig ist.«
    Abends um halb acht gab es auf der Seite des Wohnhauses, an der die Eingangstür lag, wie auf ein vereinbartes Signal hin keinen Balkon und kein Fenster, wo nicht Leute standen, um die Rückkehr von Signora Palmisano, Antonietta zu erleben, die von ihrem Witwendasein noch keine Ahnung hatte.
    Das Theater würde in zwei Akten stattfinden. Erster Akt: Signora Palmisano Lapecora würde um neunzehn Uhr fünfundzwanzig den Bus aus Fiacca verlassen, fünf Minuten später vorn an der Ecke auftauchen und sich, wie üblich reserviert und gemessenen Schrittes, den Blicken aller aussetzen, ohne auch nur im Traum daran zu denken, daß gleich eine Bombe über ihrem Kopf explodierte. Dieser erste Akt war unbedingt notwendig, um den zweiten noch besser genießen zu können (wobei sich die Zuschauer rasch von den Fenstern und Baikonen auf die Treppenabsätze verlagern würden): Wenn die inzwischen verwitwete Signora Lapecora von dem Wachtposten hörte, aus welchem Grund sie ihre Wohnung nicht betreten durfte, würde sie schmerzerfüllt wie ein Klageweib schreien, sich die Haare raufen und auf die Brust schlagen, und sogleich herbeigeeilte Kondolierende würden sie vergeblich zu beruhigen suchen. Das Theater fand nicht statt.
    Signora Palmisano Lapecora, sagten sich der Nachtwächter und seine Frau, sollte nicht von einem Fremden erfahren, daß ihr Mann ermordet worden war. Den Umständen entsprechend gekleidet - er im dunkelgrauen Anzug, sie im schwarzen Kostüm -, postierten sie sich in der Nähe der Haltestelle. Als Signora Antonietta aus dem Bus stieg, stimmten sie ihr Gesicht auf die Farbe ihrer Kleidung ab - er grau, sie schwarz - und traten auf sie zu. »Was ist
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