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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge
Autoren: Andrea Camilleri
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hier?«
    »Nein.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Er ist Arzt.«
    »Wie alt ist er?«
    »Zweiunddreißig.«
    »Er muß benachrichtigt werden.«
    »Das mache ich noch.«
    Gong. Ende der ersten Runde. Als es weiterging, ergriff die Witwe die Initiative.
    »Ist er erschossen worden?«
    »Nein.«
    »Erwürgt?«
    »Nein.«
    »Und wie soll er dann im Fahrstuhl umgebracht worden sein?«
    »Messer.«
    »Küchenmesser?«
    »Wahrscheinlich.«
    Die Signora erhob sich und ging in die Küche; der Commissario hörte, wie sie eine Schublade öffnete und schloß, dann kam sie zurück und setzte sich wieder. »Da fehlt nichts.«
    Der Commissario ging zum Gegenangriff über.
    »Wie kommen Sie darauf, daß das Messer Ihnen gehören könnte?«
    »Nur so ein Gedanke.«
    »Was hat Ihr Mann gestern gemacht?«
    »Was er jeden Mittwoch tat. Er ist ins Büro gegangen. Er ging montags, mittwochs und freitags hin.«
    »Von wann bis wann?«
    »Von zehn bis eins, dann kam er zum Mittagessen, ruhte sich ein bißchen aus, ging um halb vier wieder hin und blieb bis halb sieben.«
    »Was machte er dann zu Hause?«
    »Er setzte sich vor den Fernseher und blieb dort sitzen.«
    »Und an den Tagen, an denen er nicht ins Büro ging?«
    »Saß er genauso vor dem Fernseher.«
    »Heute ist Donnerstag, Ihr Mann hätte also eigentlich zu Hause bleiben müssen.«
    »So ist es.«
    »Er hat sich aber angezogen, um aus dem Haus zu gehen.«
    »So ist es.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er hin wollte?«
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Als Sie die Wohnung verließen, hat Ihr Mann da noch geschlafen oder war er schon wach?«
    »Er hat geschlafen.«
    »Finden Sie es nicht ein bißchen seltsam, daß Ihr Mann, kaum daß Sie weg sind, plötzlich aufwacht, sich schnell fertig macht und…«
    »Vielleicht hat jemand angerufen.«
    Ein klarer Punkt für die Witwe.
    »Hatte Ihr Mann noch viele geschäftliche Kontakte?«
    »Geschäftliche Kontakte? Er hat sein Geschäft schon vor Jahren aufgegeben.«
    »Wozu ging er dann regelmäßig ins Büro?«
    »Wenn ich ihn fragte, antwortete er, er ginge zum Mückengucken hin. So hat er sich ausgedrückt.«
    »Sie meinen also, Signora, daß gestern nichts Ungewöhnliches geschehen ist, nachdem ihr Mann aus dem Büro zurück war?«
    »Nichts. Zumindest nicht bis neun Uhr abends.«
    »Und was war nach neun Uhr?«
    »Ich habe zwei Schlaftabletten genommen und so tief geschlafen, daß das Haus hätte einstürzen können, ich hätte nichts mitgekriegt.«
    »Wenn also Signor Lapecora nach neun Uhr einen Anruf oder einen Besuch bekommen hätte, hätten Sie es nicht gemerkt.«
    »Genau.«
    »Hatte Ihr Mann Feinde?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Freunde?«
    »Einen. Cavaliere Pandolfo. Sie telefonierten dienstags und trafen sich auf einen Schwatz im Café Albanese.«
    »Signora, haben Sie irgendeinen Verdacht, wer…«
    Sie fiel ihm ins Wort.
    »Einen Verdacht? Nein. Gewissheit - ja.«
    Montalbano sprang von seinem Sessel auf, und Galluzzo sagte »Scheiße!«, aber ganz leise.
    »Und wer soll es gewesen sein?«
    »Wer es gewesen ist, Commissario? Seine Geliebte. Sie heißt Karima mit k. Eine Tunesierin. Sie trafen sich im Büro, montags, mittwochs und freitags. Die Hure ging unter dem Vorwand hin, dort zu putzen.«

Vier
    Der erste Sonntag des vergangenen Jahres fiel auf den fünften Januar; die Witwe sagte, dieses fatale Datum habe sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben.
    Folgendes war geschehen: Als sie nach der Spätmesse die Kirche verließ, trat Signora Collura, die Besitzerin eines Möbelgeschäftes, auf sie zu.
    »Signora, sagen Sie Ihrem Mann, daß das, was er bestellt hat, gestern gekommen ist.«
    »Was denn?«
    »Das Bettsofa.«
    Signora Antonietta dankte und ging heim - ihr Kopf fühlte sich an, als würde er von einem Bohrer durchlöchert. Was wollte ihr Mann denn mit einem Bettsofa? Obwohl die Neugierde sie förmlich zerfraß, stellte sie Arelio keine Fragen. Kurzum, dieses Möbel kam nie ins Haus. Zwei Sonntage darauf ging Signora Antonietta auf die Möbelhändlerin zu.
    »Wissen Sie was? Die Farbe des Bettsofas paßt nicht zum Farbton der Wand.«
    Ein Schuß ins Blaue, aber er war ein Volltreffer. »Signora mia, zu mir hat er gesagt, es müßte dunkelgrün sein, wie die Tapete.«
    Das zweite Zimmer im Büro war dunkelgrün; dahin hatte er das Bettsofa also bringen lassen, dieser gemeine Schuft!
    Am dreizehnten Juni desselben Jahres - auch dieses Datum hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben -, hatte sie den
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