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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u
Autoren: Simon Packham
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mich zum Sturz gebracht hatte   – wie diesen Fußballer, den Alex so toll fand. Ich kroch die letzten Meter bis zur Tür und stolperte dankbar in den Flur   – und wünschte mir nichts sehnlicher, als ein Zeitreisender zu sein, der ein kleines Stück in die Zukunft sprang und um halb vier wieder auftauchte.
    Doch wie Großvater immer zu sagen pflegte: »Du solltest vorsichtig sein mit dem, was du dir wünschst.«
    15.30   Uhr
    »Alles einsteigen«, brüllte Barry, der Busfahrer, als die Elftklässler die Stufen hochstürzten. »Kein Spucken, Treten, Beißen oder Augenauskratzen. Klappmesser und Kalaschnikows sind strengstens verboten. Und möge der Beste   – oder die Beste   – gewinnen.«
    Aus meinem iPod dröhnte »Mood Indigo« (die Aufnahme von 1930), während ich mich zwischen den Büschen herumdrückte und wartete, bis sich alle hingesetzt hatten. Es mochte auf den ersten Blick ziemlich willkürlich erscheinen, doch jeder hatte seinen festen Platz. Von Callums älterem Bruder Luke und seinen pickeligen Freunden in der hintersten Reihe, über Gaz Lulham und Pete Hughes in der Mitte bis hin zu mir, Alex und ein paar Mädchen aus der siebten Klasse hatte sich die Hackordnung so etabliert wie in Mums Hühnerstall   – und wehe der unglückseligen Henne, die versuchte, aus der Reihe zu tanzen.
    Für einen kurzen Moment herrschte Ruhe, als Handys angeschaltet und Nachrichten gecheckt wurden. Ich schlüpfte schnell in den Bus und ließ mich neben Alex in den Sitz fallen.
    »Beobachtet mich irgendwer?«
    »Kein Grund, so zu schreien. Was hörst du denn? Aber nicht wieder dieses Jazz-Zeug, oder?«
    »Beobachtet mich irgendwer?«
    »Was zum Teufel ist denn los mit dir? Du hast dich schon den ganzen Nachmittag so merkwürdig benommen.«
    »Sieh dich nur mal schnell um, ja? Starrt mich irgendwer an?«
    Alex drehte sich um und warf einen Blick nach hinten. »Ach   … du   …
Scheiße

    »Was?«
    »Luke Corcoran hat ein riesiges Fernglas in der Hand und hält es genau auf dich gerichtet.«
    Lex hatte nicht mehr so gelacht, seit wir zumSpaß bei irgendeiner Hausfrauen-Hotline angerufen hatten.
    »So lustig ist es nun auch wieder nicht.«
    Barry, der Busfahrer, zog seine Sonnenrollos runter und gab über die Lautsprecher seine alltägliche Elvis-Presley-Vorstellung: »Vielen Dank, meine Damen und Herren. Wären Sie nun so freundlich, Ihre Sicherheitsgurte anzulegen?«
    »Starrt mich wirklich niemand an?«
    »Wieso sollte das irgendjemand tun?«
    »Ach, egal«, sagte ich und entspannte mich ein wenig. Doch vorsichtshalber rutschte ich noch etwas in meinem Sitz nach unten. Man konnte schließlich nie wissen. »Immerhin habe ich   …«
    Alex grinste und tippte eine SMS. »Bist du später online?«
    »Wahrscheinlich nicht   … muss Klarinette üben.«
    »Warum denn nicht? Das dauert doch nur drei Minuten   …«
    Aus irgendeinem Grund wollte ich ihm nicht von gestern Abend erzählen. »Ja   … na ja, mal sehen   … und du?«
    »Wahrscheinlich nicht. Mum ist so sauer wegen Dads neuer Freundin, dass sie mit uns eine DVD gucken will.«
    Ich stellte mir vor, wie Alex während der besonders verstörenden Szenen von
High School Musical
hinter dem Sofa kauerte.
    »Ach, wart’s ab; dein Dad hat doch eh bald wieder genug von ihr.«
    »Nein«, sagte er finster, »diese ist anders.«
    Ich bemühte mich, nicht zu lachen. »Ja, klar.«
    »Er meint, dass er sie liebt«, entgegnete Alex und tippte noch schneller auf seinem Handy rum.
    »Wenn du mich fragst, ist Weihnachten alles vorbei.«
    »Tja, habe ich aber nicht, oder?«
    Es war unmöglich, vernünftig mit ihm zu reden, wenn er so war. Hatte Lex sich erst mal in einer Sache festgefahren, konnte er ziemlich störrisch sein. Also drehte ich »It Ain’t What You Do (It’s The Way That You Do It)« lauter und überlegte, was ich für Großvater besorgen könnte. Mit ein wenig Glück würde er mich an seinem Geheimnis teilhaben lassen.
    Ich fühlte mich inzwischen wieder viel mehr wie mein altes Ich. Der Zwischenfall in der Cafeteria würde Großvater sicherlich erheitern und seit der Sozialkundestunde hatte ich keine weitere SMS mehr erhalten. Vielleicht war jetzt alles vorbei.
    Es hatte gerade erst angefangen.
    Zwei Minuten bevor ich aussteigen musste, kam ein Papierflieger angesegelt und landete genau vor meinen Füßen. Gerade als ich ihn zurückwerfen wollte, sah ich, dass auf dem Rumpf in kleinen roten Buchstaben geschrieben stand:
Veilchen sind blau und
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