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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u
Autoren: Simon Packham
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Rosen sind rot, doch Chickenboyz stinken und sind schon bald tot.
    Mfg, Ollyg78 und der Imperator
.
    16.05   Uhr
    Großvater nannte es die
Abflughalle
, aber auf dem Schild stand
Lavendel-Lounge
. Ich fand, dass es überhaupt nicht nach Lavendel roch, sondern nur nach gekochtem Kohl und Desinfektionsmittel.
    »Hallo, Sam«, sagte Paula, Großvaters Lieblingspflegerin. »Komm doch runter in die Küche und ich mixe dir ein schönes Getränk und dazu gibt’s ein KitKat.«
    »Danke«, sagte ich, weil ich es nicht übers Herz brachte, ihr zu gestehen, dass ich wirklich kein Orangensaftkonzentrat mehr mochte und meine Mum mir verboten hatte, Nestlé-Produkte zu essen. (Es hatte irgendetwas mit einem Milchpulver-Skandal zu tun, bei dem unzählige Kinder in armen Ländern gestorben waren.)
    Wir schritten durch eine Ehrengarde aus alten Damen, die Decken mit Schottenmuster über ihrem Schoß ausgebreitet hatten und eine T V-Show verfolgten.
    »Ich weiß auch nicht, was in deinem Großvater vorgeht. Tipp, tipp, tipp   – die ganze Nacht hat er getippt. Zum Glück sind hier alle taub.«
    »Was ist denn los mit ihm?«
    Paula zuckte die Schultern und führte mich in die Küche. »Wenn ich das wüsste. Ich habe versucht, ihn zu foltern und all so was, aber er will nicht damit rausrücken.«
    Mein höfliches Lächeln zeigte sich eher in Form eines besorgten Stirnrunzelns.
    »Alles okay mit dir, Sam?«, fragte sie und musterte mich intensiv, während sie sich über ihr Doppelkinn strich. »Du scheinst ein bisschen   … bedrückt.«
    »Mir geht’s gut, es ist nur   …«
    »Du kannst mir alles erzählen, das weißt du. Ich beiße nicht.«
    Ich tastete in meiner Hosentasche nach den Überresten des zerknüllten Papierfliegers. »Nein   … ist schon in Ordnung.«
    Sie reichte mir einen Becher mit blasser Orangenflüssigkeitund ein KitKat auf einer gestreiften Untertasse. »Voller Geheimnisse, deine Familie, was?«
    »Sind wir das?«
    »Sieh mal, wenn du es mir nicht erzählen kannst, solltest du vielleicht mit deinem Großvater sprechen. Er hält große Stücke auf dich, weißt du? Warum sagst du ihm nicht, was in dir vorgeht?«
     
    Großvater starrte auf die leere Parkbank unterhalb seines Fensters. Er hatte diesen irren Blick in seinen Augen. »Er ist irgendwo da draußen. Ich weiß es!«
    »Nicht schon wieder.«
    »Bitte sieh einmal für mich nach, ja? Sei ehrlich   – beobachtet mich jemand?«
    Ich warf einen kurzen Blick nach draußen, damit er zufrieden war. »Nein, Großvater, niemand beobachtet dich.«
    »Dann ist ja alles gut.« Blitzschnell hatte er sich wieder in den alten Großvater verwandelt, den ich kannte und liebte. »Na, was hast du da Schönes für mich?«
    »Du hast Glück, es war die letzte.«
    »Guter Junge. Ich wusste, du würdest mich nicht hängen lassen.«
    Wir gaben uns die Hand. Großvater missbilligte die »öffentliche Zurschaustellung männlicher Zuneigung im 21.   Jahrhundert«. Normalerweise hatte er meine Hand jedes Mal fast zerquetscht, doch seit seinem »lustigen Umzug« in das Seniorenheim war sein Griff etwas sanfter geworden.
    »Wie geht es dir, Großvater?«
    »Ach, weißt du«, sagte er und humpelte zu demSchrank, um sich Besteck zu holen, »ich sitze immer noch aufrecht und bin hart im Nehmen.«
    Er musste etwa zwanzig Jahre älter als Alex’ Großvater sein, und obwohl er fast schon eine prähistorische Erscheinung war, gab es jede Menge, worüber wir reden konnten. Ich entdeckte die alte Schreibmaschine auf seiner Frisierkommode und den Papierkorb, der von zusammengeknüllten A 4-Blättern überquoll. »Hast du wieder geschrieben, Großvater?«
    Er schüttelte den Kopf und begann, die Pastete zu zerteilen, die ich ihm gekauft hatte. »Dieses Mal nicht, mein Junge.«
    Er schrieb ständig Leserbriefe an die
County Times
. Im letzten hatte er sich über die » 5-Teile -und-darunter- Schilder « im Supermarkt beschwert (…   es muss   – wie jeder Schuljunge weiß   – 5   Teile und
weniger
heißen).
    »Paula sagt, du tippst die ganze Nacht.«
    »Du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich mich darauf gefreut habe«, sagte er, während er sich den ersten Bissen auf der Zunge zergehen ließ. »Das Essen hier ist schlimmer als im Krieg.«
    »Es hat aber nichts mit dieser   …
Sache
zu tun, die du mir erzählen willst, oder?«
    »Pssst! Es könnte dich jemand hören.«
    »Also hat es etwas damit zu tun.«
    »Kann ein alter Mann nicht einmal in Ruhe ein schönes Stück Pastete
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