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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u
Autoren: Simon Packham
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Britney.«
    Ich klappte den Kompostbehälter zu und atmete wieder ein. »Alles klar, ich sehe nur noch schnell in den Nestboxen nach und dann bin ich weg.«
    Das war seltsam. Es konnte durchaus vorkommen, dass eine der Hennen einen Tag mal kein Ei legte, aber es war noch nie passiert, dass alle vier nicht ein einziges Ei produziert hatten. »Was ist los, Mädels? Streikt ihr?«
    Ich langte in die kleinen gemütlichen Nestboxen und befühlte das lauwarme Stroh   – falls ich irgendwas übersehen hatte. Natürlich hatte ich das nicht   – die Nester waren so leer wie Callum Corcorans Hausaufgabenheft. Es war wohl etwas, das Großvater als eines der »kleinen Rätsel des Lebens« bezeichnet hätte. Warum war ich dann genauso nervös wie Britney? Warum fühlte es sich an, als hätten es selbst die Hühner auf mich abgesehen?
    19.40   Uhr
    »Fertig!«, rief ich, während ich die Gummihandschuhe in die Spüle warf und dann ins Wohnzimmer ging.
    »Hast du daran gedacht, neue Einstreu zu verteilen?«
    »Ja, Mum.«
    »Und wie ist mein Kompost?«
    »Stinkt.«
    »Sehr gut. Wie viele Eier?«
    Ich ließ mich neben sie aufs Sofa fallen. »Gar keine.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe zweimal nachgeguckt   – nichts.«
    »Oh nein«, sagte Mum und breitete ihre Zettel auf dem Couchtisch aus. »Vielleicht ist dieser elende Fuchs wieder da.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Na ja, dann sind das zumindest gleich zwei erste Male.« Sie lachte. »Keine Eier
und
du bist nicht sofort nach oben gerannt, um dich vor deinen geliebten Computer zu setzen. Was ist los mit dir?«
    »
Nichts!
Ich wollte einfach hier unten bleiben und dir ein wenig Gesellschaft leisten.«
    »Du hast doch nichts kaputt gemacht?«
    Sie hatte Alex und mir immer noch nicht verziehen, dass wir mal ihren BH benutzt hatten, um Tennisbälle auf die Nachbarkatze zu feuern.
    »Nein, Mum.«
    »Okay«, meinte sie und zog mich zu sich heran. Sie drückte ihr Gesicht in mein Haar, als sie sagte: »Aber die Glotze bleibt aus   – zumindest bis
Midsomer Murders
. Ich muss arbeiten. Bei diesem Kind hier gibt es irgendwas, das nicht zusammenpasst. Wenn du den Job so lange machst wie ich, entwickelst du mit der Zeit einen sechsten Sinn.«
    »Kein Problem, Mum. Ich lese ein bisschen was von Großvaters Sachen.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn man ihn reden hört, denkt man, es geht um Leben oder Tod.«
    »Tja, warum überrascht mich das nicht?« Sie studierte das Foto auf der Vorderseite des Ordners. »Das ist er, oder? Ah   – er sieht genauso aus wie dein Vater! Mitmehr Haar natürlich.« Sie blickte wehmütig auf das Bild der drei Seemänner, aber ich wusste, an wen sie wirklich dachte. Dad war jetzt schon vier Wochen, drei Tage, fünf Stunden und zwanzig Minuten weg, und obwohl sie immer wieder sagte: »Wenn du jemanden liebst, musst du ihn gehen lassen«, wusste ich, dass sie ihn sogar mehr vermisste als ich. »Na dann   … lass uns loslegen, oder?«
    Großvaters Geschichte war überall mit handschriftlichen Anmerkungen und Unterstreichungen versehen, außerdem waren die Blätter mit diesem weißen Zeug besprenkelt, das er zum Überdecken der Fehler benutzte. Und ich war mir ziemlich sicher, dass das da ein Marmeladenfleck war. Ich rutschte so dicht an Mum heran, bis sich unsere Beine berührten, und begann zu lesen.
     
    Lieber Sam,
    Zeit ist ein berüchtigter Dieb. Alles, was ich Dir erzählen will, ist wirklich passiert. Doch Du musst mir verzeihen   – nach mehr als sechzig Jahren lässt mich meine Erinnerung bei einigen kleinen Details im Stich. Wenn Du auf ein paar grobe Schnitzer stößt, ist Dir das hoffentlich dieselbe Genugtuung, die ich stets verspürt habe, wenn ich historische Ungereimtheiten in BB C-Kostümfilmen entdeckte (niemals genug Pferdemist auf den Straßen).
    Bitte verurteile mich nicht zu hart. Glaub mir, das habe ich schon selbst getan.
     
    Illegitimi Nil Carborundum.
    Dein Dich liebender Großvater
     
    Das Abrutschen vom Rand der Welt
     
    Paddington Station, Mai 1943
     
    Zwei Tage vor meinem achtzehnten Geburtstag überreichte mir meine Mutter mit Tränen in den Augen einen braunen Umschlag, versehen mit dem Vermerk: IM DIENST SEINER MAJESTÄT OFFIZIELL BEZAHLT.   Darin befanden sich ein einfaches Bahnticket, eine Postanweisung über zwei Schillinge, ein Brief mit der Aufforderung, bei der
HMS Raleigh
anzutreten, der Marine-Ausbildungsbasis in Plymouth, sowie eine strenge Warnung, dass man mich bei Unterlassung als Deserteur einstufen
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