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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga
Autoren: James A Michener
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aber manchmal fühle ich mich wie eine echte Rothaut. Jedenfalls habe ich Verständnis für ihre Probleme. Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde ich wohl auch zu ihren militanten Aktivsten gehören.«Je näher wir dem Reservat kamen, desto niedergeschlagener wurde er. Offensichtlich bereute er seinen vorschnellen Entschluß. Bei seinem Besuch hatte er seine verschiedenen Onkel und Tanten in äußerst gedrückter Stimmung vorgefunden. »O Gott«, seufzte er, als wir indianisches Gebiet erreichten, »ich hoffe nur, ihre Laune hat sich inzwischen gebessert.«Seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Wir waren kaum angekommen, als Tante Augusta, ein verbittertes altes Weiblein, eine klägliche Litanei anstimmte: »Die Regierung hat gesagt, wir können eine Sporthalle haben, aber die verdammten Shoshone wollen sie auf ihrem Land haben, und wir wollen sie auf unserem, und jetzt müssen wir vielleicht Krieg gegen sie führen.« Die Feindschaft zwischen Arapaho und Ute war noch genauso erbittert wie 1750. Die Shoshone waren eine Seitenlinie der Ute und hegten die gleichen feindseligen Gefühle, die zwischen den beiden Stämmen immer schon bestanden hatten. Im Jahre 1873 traf Präsident Arthur eine unglückliche Entscheidung. Er befahl den restlichen Arapaho, das bisher ausschließlich von den Shoshone bewohnte Reservat mit diesen zu teilen, was zur Folge hatte, daß die Feindschaft zu einem Dauerzustand wurde. Es gab genug Land für die zwei Stämme, mehr als genug, aber nicht, solange sie Todfeinde waren.Trotz ihrer ewigen Klagen hatte Garrett immer seinen Spaß mit Tante Augusta, und das sollte auch jetzt nicht anders sein. »An allem ist nur das Büro für indianische Angelegenheiten schuld. Stell dir vor, der hiesige Kommissar hat solche Angst vor uns, daß er nicht in der Reservation schläft! Er übernachtet in der Stadt.« Sie erzählte ein paar haarsträubende Geschichten, die das Versagen der Verantwortlichen zum Thema hatten, und meinte dann: »Das fing schon an, als General Custer dem Büro vorstand.«Ich nahm an, sie phantasiere, denn meines Wissens war es Custers Aufgabe gewesen, gegen die Indianer zu kämpfen, nicht aber, sie zu regieren, doch dann zwinkerte die listige alte Dame uns zu und sagte: »1876 zog General Custer zum Little Bighorn. Als er aufbrach, sagte er: >Tut nichts, bis ich wiederkomme.<« Es entstand eine lange Pause, und dann begriff Flor, wo Tante Augusta hinauswollte, und brach in Lachen aus. »Ganz recht«, grinste die alte Frau, »er kam nicht wieder, und seitdem hat kein Mensch mehr etwas getan.«Dann nahm sie ihr Klagelied wieder auf: »Hast du schon gehört, Paul, was mit Sam Lopers Jungen passiert ist?«»Er ist ein entfernter Vetter von mir«, erklärte Paul auf dem Weg zu Lopers Hütte. »In Wirklichkeit heißt er Weiße Antilope, aber die Regierung meinte, das wäre doch kein Name für einen erwachsenen Mann, und darum ließ er das >Anti< weg und hängte ein >r< an. Jetzt nennt er sich Sam Loper.«Sam Loper war ein älterer Mann. Sein Sohn war wie viele junge Indianer dem Trunk ergeben. Vor einer Woche, nach einem ausgedehnten Saufgelage, war er heimwärts getorkelt, in einen kaum ein Meter tiefen Wassergraben gestürzt und ertrunken.Jetzt saß der Vater in seiner vollgeräumten Küche und soff Kaffee und Bier in sich hinein. Flor hätte weinen mögen, als er sich seinen Kummer von der Seele redete: »Der Junge hinterläßt eine Frau und drei Kinder, aber sie ist eine schwere Alkoholikerin. Oft ist sie tagelang nicht nüchtern. Und die Kinder - wo zum Teufel treiben die sich herum?«Wir machten einen Besuch im Missionshaus. »Kann man gar nichts für die Lopers tun?« fragten wir, und der junge Leiter zuckte die Achseln.»Das große Problem besteht darin, daß es in ganz Amerika keine besser erzogenen Mädchen gibt als diese Arapaho. Sie lernen hier in der Mission, sie sind sauber, gepflegt, fromm, genügsam - erfüllt von den Wundern des Lebens. Dann heiraten sie. Und wen heiraten sie? Die großgewachsenen, gutaussehenden jungen Männer in der Reservation...«»Heiraten Arapaho auch Shoshone?«»Das ist undenkbar. Und was geschieht mit diesen vielversprechenden jungen Männern, die mit neunzehn so gut Korbball spielen? Sie lassen sich treiben. Sie verlieren das Interesse. Sie haben keine Zukunft, und sie haben keine Hoffnung. Sie fangen an zu trinken, und wenn dann ein Baby kommt, wird ihnen das Chaos ihrer Existenz unerträglich. Sie prügeln ihre Frau. Ja, die Mädchen kommen
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