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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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gelben
Blumen, und ich schlage es sofort wieder zu, denn die Zeichnung stammt von
Peetas Pinsel.
    Was soll ich tun ?
    Hat es überhaupt einen Sinn, irgendwas zu tun? Meine Mutter,
meine Schwester und Gales Familie sind endlich in Sicherheit. Was den Rest aus
Distrikt 12 betrifft, so sind die Leute entweder tot, woran ich auch nichts
mehr ändern kann, oder in Distrikt 13. Bleiben noch die Rebellen in den anderen
Distrikten. Natürlich hasse ich das Kapitol, aber ich glaube nicht daran, dass
es denen, die für seinen Sturz kämpfen, irgendetwas bringt, wenn ich der
Spotttölpel bin. Wie kann ich den Distrikten helfen, wenn jeder meiner Schritte
nur dazu führt, dass andere leiden oder ihr Leben verlieren? Der alte Mann in
Distrikt 11, der erschossen wurde, weil er eine Melodie gepfiffen hat. Das
brutale Vorgehen in Distrikt 12, nachdem ich gegen die Auspeitschung von Gale
eingeschritten bin. Mein Stylist Cinna, den sie unmittelbar vor Beginn der
Spiele blutig geschlagen und bewusstlos aus dem Star träum geschleift haben.
Plutarchs Informanten vermuten, dass er bei einem Verhör getötet wurde. Der
geniale, geheimnisvolle, liebenswerte Cinna ist tot, und das nur meinetwegen.
Ich schiebe den Gedanken weg, er ist zu schmerzlich, und wenn ich länger bei
ihm verweile, könnte mir die Kontrolle über die Situation ganz entgleiten. Was soll
ich tun ?
    Wenn ich der Spotttölpel werde - könnte der Schaden, den
ich damit anrichte, durch irgendetwas aufgewogen werden? An wen könnte ich mich
mit dieser Frage wenden? Bestimmt nicht an die Truppe aus Distrikt 13. Jetzt,
da meine und Gales Familie in Sicherheit sind, könnte ich eigentlich auch
einfach davonlaufen. Es gibt allerdings eine unbekannte Größe in der Rechnung.
Peeta. Wenn ich ganz sicher wüsste, dass er tot ist, könnte ich einfach in den
Wald verschwinden und nie mehr zurückkehren. Aber so sitze ich hier fürs Erste
fest.
    Ein Fauchen lässt mich herumfahren. In der Küchentür steht
der hässlichste Kater der Welt, er macht einen Buckel und legt die Ohren an.
»Butterblume!«, rufe ich. Tausende sind gestorben, doch er hat überlebt und
sieht sogar wohlgenährt aus. Wie hat er das gemacht? Durch ein Fenster in der
Speisekammer, das wir immer angelehnt gelassen haben, konnte er nach Belieben
rein und raus. Bestimmt hat er sich von Feldmäusen ernährt. An anderes mag ich
nicht denken.
    Ich gehe in die Hocke und strecke die Hand aus. »Komm her,
alter Junge.« Höchst unwahrscheinlich, dass er das tut. Er schmollt, weil er
sich selbst überlassen wurde. Außerdem biete ich ihm nichts zu fressen an, und
nur dass ich ab und zu einen Brocken für ihn hatte, ließ mich vor seinen Augen
bestehen. Eine Zeit lang trafen wir uns im alten Haus, weil wir beide das neue
nicht mochten, und da sah es fast so aus, als würden wir uns ein bisschen
näherkommen. Aber diese Zeiten sind eindeutig vorbei. Er blinzelt mit seinen
hässlichen gelben Augen.
    »Möchtest du Prim sehen?« Beim Klang dieses Namens wird
der Kater aufmerksam. Neben seinem eigenen Namen ist dies das einzige Wort, das
für ihn eine Bedeutung hat. Er gibt ein eingerostetes »Miau« von sich und kommt
näher. Ich hebe ihn hoch, streichle sein Fell, gehe hinüber zum Wandschrank, wo
ich meinen Beutel für die Jagdbeute aufbewahre, und stopfe ihn kurzerhand
hinein. Es gibt keinen anderen Weg, ihn ins Hovercraft zu befördern, und meiner
Schwester bedeutet er alles. Ihre Ziege Lady, ein Tier von praktischerem
Nutzen, hat sich leider noch nicht blicken lassen.
    Gale meldet sich über das Headset und sagt, dass wir fortmüssen.
Aber der Jagdbeutel hat mich noch an etwas anderes erinnert. Ich hänge den Gurt
an eine Stuhllehne und springe die Treppe hinauf in mein Schlafzimmer. Im
Schrank dort hängt die Jagdjacke meines Vaters. Ich habe sie vor den Jubiläumsspielen
aus dem alten Haus mitgebracht, weil ich dachte, sie könnte meiner Mutter und
meiner Schwester nach meinem Tod ein wenig Trost spenden. Gott sei Dank, sonst
wäre sie jetzt Asche.
    Das weiche Leder fühlt sich wohltuend an, und einen Augenblick
lang beruhigen mich die Erinnerungen an die Stunden, in denen ich mich darin
eingehüllt habe. Völlig grundlos werden meine Handflächen plötzlich schwitzig.
Ein komisches Gefühl kriecht über meinen Rücken bis in den Nacken. Ich fahre
herum, aber der Raum ist leer. Aufgeräumt. Alles an seinem Platz. Es war kein
Geräusch, das mich in Alarm versetzt hat. Was dann?
    Meine Nase zuckt. Es ist der Geruch.
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