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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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eingeweiht gewesen.«
    Peeta springt auf und geht ganz nah an das Gesicht seines
Interviewers heran, die Hände fest auf Caesars Armlehnen gestemmt.
»Tatsächlich? Und gehörte es auch zu ihrem Plan, dass Johanna sie fast
umbringt? Dass der Stromschlag sie lähmt? Dass ihr Heimatdistrikt bombardiert
wird?« Jetzt brüllt er. »Sie hat nichts davon gewusst, Caesar! Keiner von uns
beiden wusste irgendwas, wir haben nur alles dafür getan, dass der andere
überlebt!«
    Caesar legt die Hände auf Peetas Brust, eine Geste, die zugleich
abwehren und beschwichtigen soll. »Okay, Peeta, ich glaube dir.«
    »Gut.« Peeta lässt von Caesar ab. Er fährt sich mit den
Händen durchs Haar, wodurch er die sorgsam gestylten blonden Locken
durcheinanderbringt. Aufgelöst lässt er sich in seinen Sessel zurückfallen.
    Caesar mustert Peeta einen Augenblick. »Was ist mit eurem
Mentor, Haymitch Abernathy?«
    Peetas Miene verhärtet sich. »Ich weiß nicht, wie viel Haymitch
gewusst hat.«
    »Meinst du, er war Teil der Verschwörung?«, fragt Caesar.
»Er hat nie etwas erwähnt«, entgegnet Peeta. Caesar bohrt nach. »Aber was sagt
dir dein Gefühl?«
    »Ich hätte ihm nicht vertrauen sollen«, sagt Peeta. »Das
ist alles.«
    Ich habe Haymitch nicht mehr gesehen, seit ich mich im Hovercraft
auf ihn gestürzt und ihm mit den Fingernägeln das Gesicht zerkratzt habe. Ich
weiß, dass er harte Zeiten durchmacht. In Distrikt 13 sind Herstellung und
Konsum berauschender Getränke nämlich streng verboten, sogar der Reinigungsalkohol
in der Krankenstation wird weggeschlossen. Damit ist Haymitch endlich
gezwungen, nüchtern zu bleiben, ohne sich die Entwöhnung durch Geheimvorräte
oder selbst gebrauten Fusel erträglicher gestalten zu können. Solange er nicht
ganz trocken ist, bleibt er aus dem Verkehr gezogen; für öffentliche Auftritte
gilt er als noch nicht geeignet. Er muss entsetzliche Qualen leiden, aber mein
Mitleid für Haymitch ist restlos aufgebraucht, seit mir klar geworden ist, wie
er uns getäuscht hat. Ich hoffe, dass er diese Sendung jetzt sieht, dann weiß
er, dass auch Peeta sich von ihm losgesagt hat.
    Caesar legt Peeta eine Hand auf die Schulter. »Wenn du
möchtest, machen wir hier Schluss.«
    »War denn noch was?«, fragt Peeta sarkastisch.
    »Ich wollte dich noch nach deinen Gedanken zum Krieg fragen,
aber wenn du zu aufgewühlt bist ...«, hebt Caesar an.
    »Oh nein, ich bin nicht zu aufgewühlt, um auf diese Frage
zu antworten.« Peeta holt tief Luft und blickt direkt in die Kamera. »Ich
möchte, dass Sie alle - ob Sie nun für das Kapitol sind oder für die Rebellen -
einen Moment lang innehalten und darüber nachdenken, was dieser Krieg bedeuten
könnte. Für die Menschen. Wir haben uns schon einmal an den Rand der Ausrottung
gebracht. Diesmal sind wir noch viel weniger. Unsere Lage ist noch prekärer.
Wollen wir das wirklich? Uns allesamt umbringen? In der Hoffnung, dass - was?
Dass irgendeine vernunftbegabte Art die rauchenden Trümmer der Erde erbt?«
    »Ich weiß wirklich nicht ... Ich bin mir nicht sicher, ob
ich dir folgen kann ...«, sagt Caesar.
    »Wir dürfen uns nicht bekriegen, Caesar«, erklärt Peeta.
»Es werden nicht genug übrig bleiben, um weiterzumachen. Wenn nicht alle die
Waffen niederlegen, und zwar bald, dann ist
sowieso alles vorbei.«
    »Du ... du forderst also zu einem Waffenstillstand auf?«,
fragt Caesar.
    »Ja. Ich fordere zum Waffenstillstand auf«, sagt Peeta
müde. »Wieso sagen wir jetzt nicht den Wachen, dass sie mich zurück in mein
Quartier bringen sollen, damit ich noch ein paar Hundert Kartenhäuser bauen
kann?«
    Caesar dreht sich zur Kamera. »In Ordnung. Ich denke, das
war's. Damit schalten wir zurück zum Vormittagsprogramm.«
    Musik ertönt, dann werden die beiden ausgeblendet, und man
sieht eine Frau, die die Liste der erwarteten Rationierungen für das Kapitol
verliest - frisches Obst, Solarzellen, Seife. Ich tue so, als wäre ich ganz in
ihren Anblick versunken. Ich weiß, dass alle darauf warten, wie ich auf das
Interview reagiere. Aber ich kann das alles unmöglich so schnell verarbeiten - einerseits
die Freude darüber, dass Peeta lebt und unversehrt ist, dass er mich gegen alle
Vorwürfe verteidigt, gemeinsame Sachen mit den Rebellen gemacht zu haben, und
andererseits seine unleugbare Komplizenschaft mit dem Kapitol, denn nur so ist
zu erklären, warum er zum Waffenstillstand aufruft. Gewiss, er hat es so
klingen lassen, als ob er beide Kriegsparteien verurteilte.
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