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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul
Autoren: Schutzengel
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Sufi-Magie und über die katholische
Kirche in Lateinamerika. Der junge Mann schien sehr gebildet zu sein, und es
machte Spaß, ihnen zuzuhören - sie wirkten wie Fans, die über ihre
Lieblingssportart sprachen, bestimmte Taktiken verteidigten und andere kritisierten.
    Sie redeten über alles. Nur nicht
über Engel.
    Die Sonne brannte immer heißer,
sie tranken mehr Tee, während Took , der immer
freundlich lächelte, Wunderbares über das Leben in der Wüste erzählte - obwohl
er warnte, dass Anfänger nie nachts hinausgehen sollten (der Polizist hatte also
recht gehabt). Sie sollten auch die heißesten Stunden des Tages meiden.
    »Eine Wüste besteht aus Morgen und
Nachmittagen«, erzählte er. »Die restliche Zeit ist gefährlich.«
    Chris verfolgte das Gespräch über
lange Zeit. Sie war sehr früh aufgewacht, die Sonne schien immer gleißender,
und da beschloss sie, die Augen zu schließen und etwas zu schlafen.
     
    Als Chris aufwachte, kamen die
Stimmen nicht mehr aus derselben Richtung. Die beiden Männer hatten sich auf
die Rückseite des Wohnwagens zurückgezogen.
    »Warum hast du deine Frau
mitgebracht?«, hörte sie Took leise fragen.
    »Weil ich in die Wüste gekommen
bin«, antwortete Paulo ebenfalls leise. Took lachte.
    »Dir entgeht das Beste an der
Wüste. Die Einsamkeit.«
    (>Was für ein anmaßender
Kerl<, dachte Chris.)
    »Erzähl mir doch mehr von den
Walküren«, sagte Paulo.
    »Sie werden dir helfen, deinen
Engel zu finden«, gab der Amerikaner zurück. »Sie haben es mich gelehrt. Aber
die Walküren sind eifersüchtig und hart. Sie versuchen, dem Gesetz der Engel zu
folgen - und, wie du weißt, gibt es im Reich der Engel weder das Gute noch das
Böse.«
    »Jedenfalls nicht so, wie wir es
verstehen.«
    Das war Paulos Stimme. Chris
wusste nicht, was »Walküren« bedeutete. Sie erinnerte sich vage, den Namen irgendwann
als Titel einer Oper gehört zu haben.
    »War es schwer für dich, deinen
Engel zu sehen?«
    »Das richtige Wort dafür ist > angsteinflößend <. Es ist ganz plötzlich passiert, als
die Walküren hier durchgekommen sind. Eigentlich habe ich das Verfahren nur
gelernt, um mich zu zerstreuen, denn damals verstand ich die Sprache der Wüste
noch nicht und fand alles sehr nervig. Mein Engel ist mir auf dem Berg dort
drüben erschienen. Ich saß da, hörte Musik auf meinem Walkman. Damals
beherrschte ich das >zweite Bewusstsein< ganz und gar. Jetzt bin ich
etwas zerstreuter.«
    (Was zum Teufel war bloß das
»zweite Bewusstsein«?)
    »Hat dich das dein Vater gelehrt?«
    »Nein. Und als ich ihn fragte,
warum er mir nichts von Engeln erzählt habe, antwortete er mir, bestimmte Dinge
seien so wichtig, dass wir sie allein entdecken müssten.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Wenn du sie triffst, gibt es
etwas, das den Kontakt erleichtert«, sagte der Junge. »Was?« Took lachte.
    »Du wirst es sehen. Aber es wäre
sehr viel besser gewesen, du wärst ohne deine Frau gekommen.«
    »Hatte dein Engel Flügel?«, fragte
Paulo.
    Bevor Took antworten konnte, hatte sich Chris von ihrem Aluminiumstuhl erhoben, war um den
Wohnwagen herumgegangen und hatte sich vor den beiden aufgebaut.
    »Warum reitet er darauf herum,
dass du besser allein gekommen wärst?«, fragte sie auf Portugiesisch. »Willst
du, dass ich gehe?«
    Took redete
weiter mit Paulo und ignorierte Chris einfach. Sie wartete darauf, dass Paulo
ihr antwortete, doch offenbar war sie auch für ihn unsichtbar geworden.
    »Gib mir den Autoschlüssel!«,
sagte sie entnervt.
    »Was will deine Frau?«, fragte Took endlich.
    »Sie will wissen, was das
>zweite Bewusstsein< ist.«
    Der junge Mann erhob sich.
    »Setz dich, schließ die Augen, und
ich zeige es dir!«, sagte er.
    »Ich bin nicht in die Wüste
gekommen, um Magie zu lernen oder mit Engeln zu reden«, sagte Chris.
»Eigentlich bin ich nur gekommen, um meinen Mann zu begleiten.«
    Took lachte.
»Setz dich!«, sagte er.
    Sie sah zu Paulo hinüber, aber
seine Miene verriet nicht, was er von Tooks Vorschlag
hielt. >Ich respektiere die Welt der Magie, aber meine ist es nicht<,
dachte sie. Obwohl alle Freunde glaubten, sie teile die Anschauungen ihres
Mannes, war das nicht der Fall. Sie redeten noch nicht einmal viel darüber.
Chris begleitete Paulo zu bestimmten Orten, einmal hatte sie sogar sein
zeremonielles Schwert transportiert, kannte den Jakobsweg [ * Chris'
Rolle bei Paulo Coelhos Pilgerreise ist in Auf dem
Jakobsweg beschrieben.] und hatte - aufgrund der Umstände
- etwas über
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