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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Autoren: Paul Preuss
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Probodas Mischung aus Besorgnis und Panik war beinahe rührend.
    »Ich habe unser Opfer unterschätzt, Viktor. Ich war noch einmal auf der Sternenkönigin, weil ich gehofft hatte …«
    »Sie waren tatsächlich an Bord?« schrie er so laut, daß sie sich den Kommfunk aus dem Ohr reißen mußte.
    »Verdammt, Viktor … ich hatte gehofft, den Täter auf frischer Tat zu ertappen«, fuhr sie fort, und hielt sich den Kommfunk vorsichtig wieder ans Ohr. »Leider ist mir ein riesiger Roboter in die Quere gekommen.«
    »Du lieber Gott, Ellen, haben Sie denn nicht gehört, was an Bord des Schiffes passiert ist?«
    »Ich hab Ihnen doch gerade gesagt, ich war da«, sagte sie aufgebracht. »Ich möchte Sie im Büro der Ishtar-Minengesellschaft treffen. Und zwar alleine. Jetzt gleich.«
    »Commander Antreen ist furchtbar verärgert, Ellen. Sie will, daß Sie sich umgehend hier melden.«
    »Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Sagen Sie ihr, ich mache ihr sobald ich kann einen vollständigen Bericht.«
    »Ich kann unmöglich – ich meine, auf eigene Verantw …«
    »Viktor, wenn Sie nicht zur Ishtar-Minengesellschaft kommen, muß ich sehen, wie ich mit Sondra Sylvester alleine fertig werde. Und ich bin viel zu müde, um höflich zu sein.« Sie unterbrach die Verbindung. Diesmal log sie nicht; zu ihrem eigenen Schrecken zitterte sie bereits vor Erschöpfung. Hoffentlich war sie für ihre letzte Aufgabe nicht längst zu erschöpft.
     
    Die beiden großen Minengesellschaften auf Port Hesperus bildeten die ökonomische Grundlage der gesamten Kolonie. Ishtar und Azure Dragon gingen freundlich miteinander um, waren aber ernsthafte Konkurrenten. In einem vorstehenden Arm auf der Planetenseite der Station lagen sich die beiden Verwaltungsgebäude gegenüber. An der Außenseite waren diese Einrichtungen mit Antennen übersät, die verschlüsselte Telemetrie empfingen und sendeten. Nur Spione bekamen das Innenleben der gepanzerten Erzshuttles der beiden Widersacher zu sehen; die Schmelzöfen und die weiterverarbeitenden Anlagen befanden sich in einigen Kilometern Entfernung auf Satellitenstationen.
     
    Nachdem Sparta ihre Dienstmarke vor einem Videomonitor gezeigt hatte, durfte sie das Ishtargebäude durch die bronzebeschlagene Tür, das sogenannte Ishtartor, betreten. Dahinter befand sich ein langer Gang, der vom schwerelosen Zentrum spiralförmig nach außen verlief, wo normale Erdschwerkraft herrschte. Wächter waren keine zu sehen, aber sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden. Am Ende des Ganges kam sie in einen großzügig mit Mahagoni getäfelten Raum, auf dessen Boden persische und chinesische Teppiche lagen. Es war kein weiterer Ausgang zu sehen, aber das wußte Sparta besser. In der Mitte des abgedunkelten Raumes beleuchtete ein kleiner Scheinwerfer eine goldene Statuette der alten babylonischen Göttin Ishtar. Es war eine moderne Darstellung des bekannten Künstlers aus dem Hauptgürtel, Fricca.
    Sparta blieb wie gebannt davor stehen und richtete ihr Macrozoomauge darauf, um sie einer mikroskopisch genauen Untersuchung zu unterziehen. Es war ein verblüffendes Werk; es war nur winzig, aber strahlte dennoch eine unglaubliche Kraft aus, es war geschmeidig, aber nicht zu verschlungen, vergleichbar mit den Wachsstudien Rodins. Um den Sockel herum hatte man Buchstaben eingraviert, die an Keilschrift erinnern sollten. Es waren die Verse einer uralten Hymne: Ishtar, die Göttin des Abends, bin ich. Ishtar, die Göttin des Morgens, bin ich. Den Himmel zerstöre ich, die Erde verwüste ich, in meiner höchsten Macht. Den Berg wische ich fort, in meiner höchsten Gewalt.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Das Angebot war nicht ernst gemeint, die Frage klang ziemlich spöttisch. Sie kam von einer jungen Frau, die leise aus den Schatten getreten war.
    »Inspektor Troy, Raumkontrollbehörde«, sagte Sparta und drehte sich zu ihr um. Die Empfangsdame trug einen langen violetten Umhang aus einem Stoff, der an zerknitterten Samt erinnerte. Sparta wurde sich ihrer versengten Haare, ihres dreckbeschmierten Gesichts und ihrer zerrissenen, fleckigen Hosen bewußt. »Bitte unterrichten Sie Mrs. Sylvester«, – sie mußte sich räuspern – »daß ich hier bin, um mit ihr zu sprechen.«
    »Werden Sie erwartet, Inspektor?« – Aalglatt, abweisend und alles andere als kooperativ wirkte die Frau.
    Der Name der Empfangsdame war auf einem Abzeichen aus purem Gold eingraviert. Für normale Augen wäre das Abzeichen unsichtbar gewesen, nicht
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