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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird
Autoren: Administrator
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die Aufzüge?«, fragte Levy ihre Kollegin.
    »In die Tiefgarage.«
    »Sonst nirgendwohin?«
    »Nein.«
    Während die Aufforderung zum schnellen Verlassen des Gebäudes über die Lautsprecher kam, suchte Levy nach Weingarten und Walker.
    An den Aufzügen standen sie nicht mehr. Eine Anzeige oberhalb einer Tür blinkte.
    »Sind Sie der Mann, der uns verständigt hat?«
    Levy drehte sich um und blickte einem Polizisten in die Augen. »Ich habe den dringenden Verdacht, dass gleich eine Bombe hochgehen wird. Riegeln Sie alles ab, besonders die Tiefgarage. Es handelt sich um ein hochgiftiges und ätzendes Gemisch. Weißer Phosphor.«
    Für den Polizisten ging das alles zu schnell. »Moment. Wer sind Sie und …«
    Aaliyah eilte zu ihnen. »Levy, schau.«
    Sie deutete auf die Treppen, die nach unten führten.
    Ein Einsatzkommando der US-Armee stürmte soeben die Tiefgarage.
    »Los, raus hier«, sagte Levy und zog sie mit sich.
    »Was ist hier los?«, fragte der Polizist.
    »Verschwinden Sie!«, schrie Levy ihn an.
    Draußen im Freien hatten sich die Menschen versammelt, die meisten aufgeschreckt, ahnungslos, in welcher Gefahr sie sich befanden.
    Levy rief ihnen zu: »Verschwinden Sie. Schnell. MK-77 kommt zum Einsatz.«
    Durch Weingartens Video gewarnt, schalteten sie schnell und rannten in alle Richtungen davon.
    Aus der nahegelegenen Zufahrt der Tiefgarage ertönten Schüsse. Gewehrsalven. Dann ein gleißendes Licht, gefolgt von Rauchschwaden.
    Levy und Aaliyah drehten sich nicht um. Sie rannten, so schnell sie nur konnten.

35
    Es hatte mehrere Stunden gedauert, bis Feuerwehrmänner und Bombenspezialisten in Spezialanzügen die Tiefgarage betreten konnten. Die ersten herbeigeeilten Feuerwehrleute, die sich von einer Gasmaske geschützt glaubten, fanden einen schrecklichen Tod. Niemand hatte ihnen gesagt, dass MK-77 seinen Weg durch den Gummi ihrer Masken fand. Es drang über die Atemwege und die Haut in den Körper ein und verbrannte die Menschen von innen her. Die Leichen fielen regelrecht in sich zusammen – verbrannt und skelettiert.
    Die Lüftung der Tiefgarage hatte bei der Explosion des MK-77 auf Hochtouren gearbeitet. Sie verteilte die tödliche Fracht durch die Abluftschächte in die angrenzenden Wohnbezirke. Einem todesmutigen Feuerwehrmann, der in den Schaltraum geeilt war und die Anlage abschaltete, war es zu verdanken, dass sich die Ladung nicht noch weiter ausgebreitet hatte. Zu spät für einige Passanten, die sich zu dieser Zeit in der Nähe der Kongresshalle aufgehalten hatten. Ihre Körper lagen regungslos auf den Gehwegen.
    Ein Meer aus tanzenden Blaulichtern tauchte das abgesperrte Gebiet noch lange in ein gespenstisches Licht. Eine chemische Massenvernichtungswaffe, die nach der Genfer Konvention keine war, hatte ihre tödliche Wirkung in einem Land fern der aktuellen Kriegsgebiete entfaltet. Nicht nur die Einsatzkräfte standen unter Schock, als die Bilder über die Ü-Wagen der TV-Stationen ins Land getragen wurden.
    Die Macht der Bombe hatte sich abermals mit der Macht der Medien verbunden.
    Levy und Aaliyah saßen unter Atemmasken und mit Decken um den Schultern in einem der unzähligen Rettungswagen. Gleich neben ihnen berichtete ein Reporter in die Kamera. Er hatte Mühe, das Geschehene in Worte zu fassen, so ungewohnt war dieser Einsatz für ihn. Er würde bald dazulernen. Denn ein Wort hatte sich in den letzten Minuten zur aktuellen Berichterstattung gesellt: Haditha. Vierundzwanzig unschuldige irakische Zivilisten – Alte, Frauen und Kinder – sollen von Einheiten amerikanischer Marines in einem Racheakt getötet worden sein. Manche sprachen von regelrechten Hinrichtungen. Die US-Armee widersprach in einem ersten Statement dieser Version. Es handelte sich nach deren Angaben um eine korrekte militärische Aktion, die auf Terroristen zielte. Die Army hätte sich nichts vorzuwerfen.
    »Hört das denn nie auf?«, fragte Aaliyah müde.
    »Hass gebärt Hass«, antwortete Levy. »Dort, wo die Kommunikation endet, beginnt meistens die Gewalt. Wir müssen wieder lernen, aufeinander zu hören, ansonsten sehe ich schwarz.«
    »Sag das mal den Amis.«
    »Und du deinen arabischen Brüdern.«
    »Abgemacht.«
    Levy legte die Beatmungsmaske und die Decke beiseite. »Komm, lass uns gehen.«
    Gemeinsam gingen sie in die Nacht hinaus. Nach ein paar Schritten klingelte das Handy.
    »Levy.«
    »Hier ist Dr. Felsenberg.«
    Sein Pulsschlag beschleunigte sich.
    »Ich habe gute Nachrichten. Ihr Bruder, Frank de
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