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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird
Autoren: Administrator
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antwortete Weingarten, »ihr habt Hunderte von Menschen vergast, gegrillt und geschmolzen. Unschuldige, die sich keines Verbrechens schuldig gemacht haben. Ihr habt ihnen Freiheit versprochen. Gebracht habt ihr ihnen Elend, Hunger und Leid.«
    »Sarkawi war dort«, hielt Walker dagegen, »ihn galt es zu fassen.«
    Weingarten ergriff das Wort. »Rechtfertigt der bloße Verdacht, dass sich ein Terrorist in der Stadt aufhält, einen Massenmord?«
    »Wer, außer dir, spricht hier von Mord?«
    »Ich tue es«, rief eine Stimme von hinten. Die Menschen drehten sich zu ihr um. Es war Valeria Cheghini.
    »Meine Dokumentation hat gezeigt, dass MK-77 unzweifelhaft als Waffe gedient hat und nicht, wie vom Pentagon behauptet, zur Beleuchtung des Kampfgebietes. Die MK-77-Granaten wurden aus Hubschraubern verschossen. Von oben nach unten und nicht umgekehrt.«
    »Ich kenne Ihren Film«, rechtfertigte sich Walker. »Es ist zu keiner Zeit ersichtlich, wo die Aufnahmen gemacht wurden. Sie können genauso gut von einer Übung in einem menschenleeren Gebiet stammen. Aber, wie gesagt, wir haben MK-77 nur zur Beleuchtung eingesetzt.«
    »Und die Opfer, die später gefunden wurden? Sie waren bis auf die Knochen verbrannt, andere waren nur noch ein Klumpen verkohltes Fleisch.«
    »Ich weiß nicht, wer diesen Menschen das angetan hat und wie es zustande gekommen ist«, entgegnete Walker.
    »Lügnerin!«, schrie Weingarten.
    »Das sind haltlose Anschuldigungen«, setzte sie sich zur Wehr. »Wo ist der Beweis?«
    Weingarten griff in eine Tasche am Boden und förderte ein Videoband zutage, das er für alle sichtbar in die Luft hielt.
    »Hier ist er.«
    »Was soll das sein?«, fragte Walker.
    »Sind Sie bereit, sich der Wahrheit zu stellen?«, fragte er.
    Sie ahnte nichts Schlimmes. Alles, was es an belastendem Material gegeben hatte, war durch die Sicherheitsbehörden in den letzten Jahren beschlagnahmt worden. Es gab keine anderslautenden Meldungen. »Sicher, nur zu.«
    Ein Saaldiener nahm das Band und brachte es in den Technikraum. Die Atmosphäre war von Spannung geprägt.
    »Was hat er vor?«, fragte Levy.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Aaliyah.
    »Er wird die Bombe hochgehen lassen«, befürchtete Cheghini.
    »Welche Bombe?«
    »Es ist das Originalband aus Falludja, das bisher nicht zur Ausstrahlung gekommen ist.«
    »Wieso nicht?«
    »Was glauben Sie, was auf den Straßen der Welt los sein wird, wenn diese Bilder ausgestrahlt werden? Das würde selbst die letzten arabischen Regierungen destabilisieren, wenn ihre Bevölkerung nach Vergeltung schreit.«
    Levy nahm es unwidersprochen hin. Was hatte Weingarten vor, fragte er sich. Wenn er nicht etwas Überzeugendes zu bieten hatte, würde man ihn auslachen. Levy beobachtete ihn, wie er Hemd und Jackett anzog und darauf wartete, dass das Video auf die Leinwand projiziert wurde. Patricia Walker telefonierte. Ihr Gesichtsausdruck war verkrampft-freundlich, siegesbewusst. Doch ihr Blick, der auf Weingarten haftete, zeigte Unsicherheit.
    »Was hat er vor?«, wiederholte Levy die Frage.
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass er hier was anstellen wird?«, fragte Aaliyah. »Du weißt schon, was.«
    Levy griff zum Handy. »Wir müssen mit allem rechnen.«
    Er wählte die Nummer der Stuttgarter Polizei und verlangte die Festnahme von Jeff Weingarten als dringend Tatverdächtigem der Anschläge der vergangenen Wochen.
    Über die Lautsprecher erklang unterdessen die Stimme eines Technikers. »Wir sind so weit.«
    Ruhe kehrte ein. Weingarten gab eine Einführung zu den nun folgenden Aufnahmen jener Nacht in Falludja, als er und Angel Hernandez durch die zerbombten Straßen fuhren, um den Angriff auf die Zivilbevölkerung in Bild und Ton festzuhalten. Dann gab er das Zeichen.
    Aus dem fahrenden Truck heraus aufgenommen, zeigten die Bilder eine atemlose Flucht, bei der Hernandez und Weingarten den detonierenden Granaten um sie herum zu entgehen versuchten. Häuser explodierten und katapultierten Steine durch die Luft, Feuerwände taten sich unversehens auf, und Leuchtspurmunition tackerte über ihren Köpfen.
    Auf der Straße liegende Leichen tauchten kurz im Scheinwerferlicht auf, und man erkannte, dass unter ihnen nicht nur Männer waren, sondern auch Kinder und Frauen.
    Ein Raunen ging durch die Reihen des Auditoriums.
    Über die Lautsprecher hörte man nun die Stimme Hernandez’. Er betete, dass sie bald die Brücke erreichten, die sie aus dem Schussfeld hinüber zu den eigenen Einheiten
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