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Coaching to go

Coaching to go

Titel: Coaching to go
Autoren: Dasa Szekely
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können es also ruhig lesen!

Die Irrtümer
    1. Warum ist das bloß so?

    Warum hetze ich mich immer so? Warum esse ich so viele Süßigkeiten? Warum hat er das gesagt?
    Ich eröffne die Liste der Irrtümer mit einem sehr weitverbreiteten Irrtum. Nämlich dem, dass es wichtig ist zu wissen, warum etwas so ist, wie es ist.
    Die Idee dahinter ist meistens folgende: Wenn ich erst die Ursache kenne, kann ich das Problem beheben. Das ist ein Irrtum! Oft ist die Ursache für die Lösung eines Problems sogar völlig unbrauchbar!
    Der Systemiker Gunthard Weber brachte dieses Phänomen auf eine einfache Formel:

    »Wer weiß, wie er den Karren in den Dreck gefahren hat, weiß noch lange nicht, wie er wieder herauszuziehen ist.«
    So, wie Sie hineingefahren sind, kommen Sie eben nicht einfach wieder heraus. Der Karren steckt fest – da braucht es andere, neue Lösungen jenseits der Ursache.
    Menschen sind keine Autos. Und doch fahren viele von uns in die Werkstatt zum Mensch-Mechaniker (= Coach): »Da vorne kommen so komische Geräusche heraus! Können Sie mal nachsehen, warum das so ist?« – »Das ist Ihr Mund! Ich kann Ihnen bis morgen einen neuen einbauen!«
    Menschen sind ein nicht-lineares Wirrwarr aus verschiedenen Systemen, die nicht vorhersehbar miteinander agieren. Da gibt es keine Lösung, die auf einer einzigen Ursache basiert. Da ist ein Warum geradezu lächerlich.
    Warum also immer dieses Warum?
    Nun, wir leben im Zeitalter der Aufklärung. Unsere Religion ist die Analyse, das Durchdringen und Durchschauen, das permanente Nach-Gründen-Suchen. Wir sind Kopfmenschen und als solche schauen wir auf die Welt.
    Im Fall: »Warum?« schauen und »fühlen« wir mit dem Kopf (als ob das ginge!), und das ziemlich oft: Unsere Kopfperspektive ist auf Autopilot, produziert ein Warum nach dem anderen, ohne sich zu fragen, ob das überhaupt zu etwas führt. Das wäre dann einmal eine andere Perspektive: Was, außer »Warum?«, könnte ich mich denn noch fragen? Alles!
    Nehmen wir das Beispiel: »Warum hetze ich mich immer so?« – und fragen Sie einfach munter drauflos:
    Was meine ich denn überhaupt mit »hetzen«?
    Was könnte ich stattdessen sagen?
    Was genau fühle ich, wenn ich mich hetze?
    Wie geht es mir damit, wenn ich mich immer wieder frage, warum ich mich so hetze?
    Ist es vielleicht manchmal auch in Ordnung, sich zu hetzen?
    Was denke ich über mich, wenn ich mich so hetze?
    Was denke ich über die anderen, über die ganze Welt?
    Was bezwecke ich damit?
    Was wäre anders, wenn ich mich nicht hetzen würde?
    All diese Fragen führen in eine neue Richtung! Natürlich, wir benutzen hier ebenfalls für die Antworten unseren Kopf, aber wir gebrauchen ihn anders . Wir schicken ihn auf diese Weise nicht auf die alten, abgetrampelten »Warum-Pfade«, sondern lassen ihn neue Wege gehen – Lösungswege.
    Und das gibt uns Energie! Denn:

    Je mehr Zeit wir in die genaue »Warum-und-wieso-Analyse« investieren, desto mehr Zeit verbringen wir mit unserem Problem und umso mehr Aufmerksamkeit und Energie schenken wir ihm.
    Ergo: Je weniger Zeit wir in die genaue »Warum-und-wieso-Analyse« stecken, desto mehr Zeit können wir mit unserer Lösung verbringen und umso mehr Aufmerksamkeit und Energie können wir der Lösung schenken.
    Ja, werden Sie zu Recht einwenden, manchmal muss man aber schon nach dem Warum fragen. Ja, manchmal macht es durchaus Sinn, nach den Ursachen zu schauen. Aber eben nicht immer und vor allem nicht grundsätzlich.
    Am Ende des Tages führen uns alle Warum-Fragen auf eine Spur: unsere Vorfahren.
    »Warum hetze ich mich immer so?«
    »Weil Mama … weil ihr Vater … weil er im Krieg … weil Papa … weil seine Eltern … weil deren Eltern …«
    Diese Spur ist zweifellos interessant und ergiebig – nur ob sie zur Lösung führt, das ist nicht sicher.
    Ein kluger Kopf, dessen Name mir leider entfallen ist, formulierte dazu diese wunderbare Frage, die Sie sich ab jetzt immer stellen können, wenn Ihnen ein Warum auf den Lippen liegt: »Wie viel Problem braucht die Lösung?«
    Und ein anderer kluger Kopf schrieb folgendes Gedicht, mit dem ich dieses Kapitel abschließe, wohl wissend, dass es dazu noch so viel zu sagen gäbe. Warum auch nicht?
    Erich Kästner: Wieso warum?
    Warum sind tausend Kilo eine Tonne?
    Warum ist dreimal drei nicht sieben?
    Warum dreht sich die Erde um die Sonne?
    Warum heißt Erna Erna statt Yvonne?
    Und warum hat das Luder nicht geschrieben?
    Warum ist Professoren alles
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