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Coaching to go

Coaching to go

Titel: Coaching to go
Autoren: Dasa Szekely
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allem nicht in der Frauke-Sinn-Ecke. Also raus da!
    »Wie wär’s«, frage ich, »wenn Sie mal versuchen, keinen Sinn zu machen?«
    »Hä?!«
    Fraukes Reaktion ist nachvollziehbar – wie ich oben sagte: Dies ist natürlich überhaupt keine Option!
    »Sie haben jetzt schon so lange so viel getan, um Sinn zu machen, stimmt’s?«
    Frauke nickt und seufzt.
    »All dies hat nicht zu dem von Ihnen gewünschten Ergebnis geführt, richtig?«
    Frauke nickt und seufzt und seufzt und nickt.
    »Womöglich macht es gerade mehr Sinn, die Sinn-Strategie an den Nagel zu hängen und etwas ganz anderes zu probieren. Haben Sie Lust?«
    »Schaden kann’s ja nix«, sagt Frauke missmutig. »Und wie?«
    »Stellen Sie sich vor, Sie sind mal wieder genervt von Ihrem Mann und spüren den Impuls, ihm in der üblichen Weise zu begegnen. Was könnten Sie stattdessen tun oder sagen? Irgendetwas, was keinen Sinn macht!«
    Ich stelle mich ans Flipchart und zücke den Stift. Frauke starrt mich an: »Keine Ahnung, was Sie jetzt von mir wollen.« Auffällig ist, dass ihre Stimme jetzt ganz anders ist, sie spricht auch viel langsamer als zuvor. Es scheint, als sei sie jetzt mehr bei sich und weniger bei ihrem »bösen« Mann.
    »Das kann auch etwas ganz Unsinniges sein!«, ermuntere ich sie.
    Frauke schaut abwechselnd von mir zu dem leeren Flipchart. Ich kann regelrecht hören, wie sie in ihrem Gehirn Verschaltungen löst und neu verknüpft. Plötzlich kichert sie.
    »Blablupp blabla!«, sagt sie.
    Ich notiere, »Blablupp blabla«, als wäre es das Normalste der Welt.
    »Meinten Sie so etwas?«, erkundigt sich Frauke, jetzt sichtlich amüsiert.
    »Zum Beispiel«, sage ich und schaue sie erwartungsvoll an.
    Jetzt fließt es! Frauke entwickelt Freude daran, sich komische Sachen auszudenken, und am Ende haben wir eine Liste von Möglichkeiten:
    »Blablupp blabla.«
    Tierstimmen (miau, wuff wuff …)
    Ihn mit der Gießkanne begießen.
    Ein Gedicht aufsagen.
    Lachen.
    Etwas Unerwartetes tun: zum Beispiel hüpfen.
    Ihm etwas Nettes sagen (schwierig!).
    Ihn fragen, ob er mich massiert.
    Sie scheinen auf den ersten Blick alle keinen Sinn zu machen – oder doch?
    Was davon, glauben Sie, hat Frauke getan?
    Ich war nicht dabei, aber ich rekonstruiere die Situation mal auf Basis ihrer Mail an mich:
    Ihr Mann kommt wieder mal spät nach Hause, zu spät, wie Frauke findet. Sie ist total kaputt vom Tag, vom Aufräumen, vom Einkaufen, von den Kindern und hat jetzt noch einen riesen Berg Bügelwäsche vor sich. Sie hat sehr schlechte Laune, ist äußerst gereizt. Ihr Mann schaut ins Wohnzimmer, sieht seine Frau nicht eben fröhlich am Bügelbrett stehen und will sich gerade trollen, weil er weiß, was jetzt kommt, da fängt Frauke an zu hüpfen. Sie hüpft vor dem Bügelbrett auf und ab und fängt schließlich an zu lachen, weil ihr das selbst komisch vorkommt. Ihr Mann starrt sie an, zutiefst verunsichert: Was soll das jetzt?! Ist seine Frau verrückt geworden? Schließlich kann auch er nicht mehr an sich halten und beginnt zu lachen.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er (und das hat er noch nie gefragt, schreibt Frauke), und Frauke sagt lachend: »Nein, nichts ist in Ordnung. Guck mal, die Wäsche – alles ganz zerknittert! Und ich hab ü-b-e-r-h-a-u-p-t keine Lust zu bügeln!« Mit diesen Worten wirft Frauke kichernd die Wäscheteile in die Luft (das stand nicht auf unserer Liste, aber warum nicht?). Ihr Mann, immer noch recht verdattert, fängt die Wäschestücke auf und legt sie behutsam aufs Bügelbrett. Vielleicht sollte er doch lieber einen Arzt rufen? Aber irgendetwas sagt ihm, dass hier alles in Ordnung ist, so wenig es auch danach aussieht. Und dann kommt’s: »Soll ich vielleicht bügeln?« Frauke kann nicht glauben, was sie da hört. »Oh«, sagt sie, »das wäre supernett von dir! Und ich hol’ uns ein Weinchen und leiste dir Gesellschaft!« Gesagt, getan. Und so zoomen wir jetzt, ganz nach amerikanischer Spielfilm-Manier, aus dem Zimmer heraus, bis wir nur noch das erleuchtete Fenster an einer Hausfassade sehen und die Silhouetten zweier Menschen, die gerade ziemlich viel Sinn zusammen machen …
    Happy End – fürs Erste. Natürlich war es mit dieser einen Maßnahme nicht getan, aber immerhin hat es den beiden statt Zoff ums Übliche einen schönen gemeinsamen Abend beschert, an dem ER gebügelt hat. Frauke hat ihr Ziel also auf eine recht unkonventionelle Weise erreicht – und noch mehr. Denn als sie beide beim Weinchen über alles Mögliche
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