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Coaching to go

Coaching to go

Titel: Coaching to go
Autoren: Dasa Szekely
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abzuraten ist hier von »Wir«-Sätzen à la »Schatz, wir müssen eine Paartherapie machen!« oder »Lass uns eine Paartherapie machen!«.
    Bleiben Sie beim »Ich«:
    »Ich möchte, wünsche mir, würde mich freuen …« und schauen Sie Ihrem Mann offen und klar in die Augen, damit er in ihre hineinsehen und darin lesen kann – vielleicht sieht er Ihre Liebe, Ihr Vertrauen, Ihren Wunsch, Ihre Hoffnung. Und vielleicht versteht er das besser als Worte.
    Als Barbara ihrem Mann zu Hause in die Augen sah und ihm ernst und liebevoll sagte, dass sie sich von ihm wünsche, er möge sich für eine Paartherapie öffnen, weil sie wieder schöne Momente mit ihm erleben wolle – da grunzte er und sagte (!): »Man kann es ja mal versuchen.« Dies schrieb mir Barbara in einer Mail nach ein paar Wochen. Der Versuch ist übrigens geglückt!
    Die Paradies-Hölle-Gegenüberstellung funktioniert nicht nur bei Beziehungen, sondern bei jeglicher Art von Hölle:

    Wenn Sie sich zurzeit »in der Hölle« befinden, fragen Sie sich:
    – Ist diese Hölle vielleicht auch einmal ein Paradies gewesen?
    – Wann war das genau?
    – Wie hat es angefangen? Was waren die ersten Höllen-Anzeichen?
    – Inwieweit haben Paradies und Hölle etwas miteinander zu tun?
    – Was für Schlüsse ziehen Sie daraus?
    Ich beende dieses Kapitel mit einem weisen Römer namens Ovid. Als Schülerin hatte ich, aufgrund meiner miserablen Lateinkenntnisse, ein schlechtes Verhältnis zu ihm. Mittlerweile aber trage ich einen seiner Sätze immer im Herzen: »Wehre den Anfängen!«
    Er stammt aus seiner Schrift Remedia amoris , zu deutsch »Heilmittel gegen die Liebe«, und er geht auch gut weiter:
    »Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind.«
    Vereinfacht gesagt: Kümmern Sie sich VORHER um Ihre Beziehung!
    Als Heilmittel für die Liebe. Auch wenn Ovid es genau andersherum meinte. Vielleicht war seine Beziehung ja die Hölle.
    29. Ich beklage mich ja nicht, aber …

    Doch, genau das tun sie, die Menschen, die so beginnen: Sie beklagen sich. Aber nicht offiziell – sie holen sich die Berechtigung dazu mit diesem Satz!
    So wie Kerstin. Kerstin kam zu mir, weil sie »ein Problem mit ihrem Mann hat«.
    »Ich beklag’ mich ja nicht, aber …« – und dann ging es los: Kerstin war ziemlich geladen:
    »Ich beklag’ mich ja nicht, aber er kümmert sich um nichts, der Haushalt ist ihm total egal. Wenn es aussieht wie Sau, sich die Wäsche türmt – egal. Ich kümmere mich um den Haushalt, die Kinder und gehe noch arbeiten. Ich tue, mache und organisiere, und der Herr sitzt auf dem Sofa und sagt, ich solle mich mal entspannen. Haha! Und wehe, seine Lieblingsmarmelade ist mal nicht da, dann …«
    Manchmal ist es gut, wenn eine Sitzung nur eine halbe Stunde dauert, dachte ich, und unterbrach Kerstin in Anbetracht der Zeit: »Sie beklagen sich gerade.«
    »Was?!«, fragte sie, ehrlich erstaunt, denn sie schwamm bereits atemlos im Fluss ihrer Klagen und war dabei offenbar wenig mit der Außenwelt in Kontakt. Ich hatte sie aus ihrem Fluss gerissen!
    Was nach außen aussieht wie ein Gespräch, ist tatsächlich oft ein Klage-Monolog, bei dem der eine den anderen nicht wirklich erreicht. Dementsprechend bekommt der Klagende oft auch keine oder keine echte Empathie vom anderen – denn dieser fühlt sich schlicht nicht angesprochen.
    Dementsprechend irritiert war Kerstin jetzt. Offensichtlich war sie es nicht gewohnt, dass sie jemand beim vermeintlichen Nicht-Klagen unterbricht. Ihr Mann hatte es wahrscheinlich noch nicht versucht oder es schon lange aufgegeben. Ist ja auch nicht leicht, jemanden zu unterbrechen, der gerade klagt, dem es also nicht gut geht – das kennen Sie vielleicht. Da hat man es als Coach schon einfacher …
    »Sie beklagen sich gerade«, wiederholte ich, »und es hört sich so an, als hätten Sie durchaus Gründe dafür.«
    Kerstins Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig: Wenn man glaubt, nicht zu klagen, kann man sich nicht so gut vorstellen, dass man Grund zur Klage hat.
    Ich sagte ihr, sie könne die 30 Minuten natürlich gern dafür nutzen, sich zu beklagen – manchmal hilft es ja, sich etwas einfach nur von der Seele zu reden. Kommt dies allerdings öfter vor und wiederholen sich die Klagen stereotyp, also in der immer wieder gleichen Art und Weise, schaffen sie keinen Mehrwert, sondern sind destruktiv – sie bringen nichts, weder dem, der klagt, noch dem, der beklagt
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