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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir
Autoren: M D Lachlan
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Ritualen sogar echte Würgeschlingen. Dieser Mann trug jedoch nur einen seltsamen Kieselstein an einem Lederriemen um den Hals. Etwas war darauf gekritzelt, aber Leshii war bisher nicht nahe genug herangekommen, um es zu lesen.
    Der Nordmann nahm den Beutel vom Rücken und packte etwas aus, das er darin aufbewahrt hatte.
    Jeder Beutel, den ein Reisender mit sich herumtrug, erregte Leshiis stärkste Neugierde. Er trat näher heran und erkannte es sofort: ein vollständiges Wolfsfell, wenngleich von ungewöhnlicher Art. Der Pelz war pechschwarz und schien in der Dämmerung unnatürlich hell zu schimmern. Ein riesiger Pelz, gewiss der größte Wolfspelz, den Leshii je gesehen hatte, und ihm als Händler waren eine Menge schöner Stücke unter die Augen gekommen.
    »Das ist ein schöner Pelz«, sagte er also, »aber ich glaube nicht, dass die Einwohner von Paris in der Stimmung sind, Handel zu treiben. Wenn du aber bei dieser Kälte darin schlafen willst, dann solltest du mir als deinem Führer einen Zipfel davon abgeben.«
    Der Nordmann antwortete nicht, sondern ging mit dem Pelz zu den Bäumen.
    Nun hatte Leshii nichts mehr zu tun, und sogleich setzte sein Selbstmitleid ein. Er hatte gehofft, die Gerüchte über die Belagerung von Paris würden sich als unwahr erweisen. Wenn Paris angegriffen wurde, dann musste man damit rechnen, dass größere und wichtigere Handelsplätze wie Rouen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
    Hatte er sich für nichts und wieder nichts mit dieser Bürde abgeplagt? Vielleicht konnte er im Wikingerlager ein paar Abnehmer für seine Waren finden. Unterdessen sah er nach den Maultieren und überlegte sich, ob er abladen sollte oder nicht. Nach Einbruch der Dunkelheit konnten durchaus verirrte Nordmänner den Hügel heraufkommen, in welchem Falle er rasch verschwinden musste. Vielleicht konnte er auch den Eindringlingen etwas verkaufen. Er hatte den größten Teil seines Lebens unter der Herrschaft der Waräger verbracht und verstand sie. Ja, er konnte sicher mit ihnen handelseinig werden, sofern sie ihn nicht als Opfer für einen ihrer merkwürdigen Götter aufhängten.
    Er musterte die Flussebene. Im Norden zogen sich die Langschiffe an das südliche Ufer zurück. Dort war etwas im Gange. Die Dänen rannten vom Fluss weg, als würden sie verfolgt. Von Osten her kamen zwei Reiter über die Ebene und warfen lange Schatten. Einer führte das Pferd des anderen am Zügel. Die Dänen eilten ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Vielleicht waren sie Händler, dachte er. Vielleicht gab es tatsächlich einen richtigen Markt für seine Waren.
    Ihm war kalt, und er war alt. Zu alt für dies hier. Wären seine Geschäfte besser gegangen, dann hätte er vielleicht sogar einen Weg gefunden, Helgi zu trotzen und in Ladoga zu bleiben. Fünf schlechte Jahre, in denen er immer wieder die Fracht an Banditen verloren hatte, sowie eine Seidenraupenpest im Osten hatten seine Ersparnisse aufgezehrt. Helgis Angebot, eine Partie für ihn zu kaufen, hatte er nicht abschlagen können. Wenn er nun noch einen anständigen Preis dafür bekäme, würde er das Reisen in Zukunft jüngeren Männern überlassen. Zu müde, um weiter nachzudenken, löste er die Säcke von den Maultieren. Ob er sich an ein Feuer setzen und etwas Wein trinken konnte? Ja, warum eigentlich nicht? Eine Rauchwolke mehr oder weniger fiel in der Dunkelheit nicht auf, und hinter dem Hügel war das Feuer selbst sowieso nicht auszumachen.
    Er versorgte die Tiere, rollte seine Matte aus, entfachte ein Feuer und aß ein paar getrocknete Feigen sowie etwas Fladenbrot mit Käse. Ehe er sich’s versah, war er eingeschlafen, aber dann erwachte er im Licht des riesigen Vollmondes. Was hatte ihn aufgeschreckt? Ein Singsang und ein leises Gemurmel, das beinahe klang wie ein ferner Flusslauf.
    Schaudernd stand er auf und suchte seinen Mantel; nur langsam klärten sich seine Gedanken. Der Mantel war nicht so wichtig, erst einmal das Messer. Er zückte es und betrachtete es im Mondschein. Es war die Klinge, mit der er die Seide schnitt – scharf und mit breiter Schneide an einer Seite. Es beruhigte ihn sehr, das Metall in der Hand zu halten.
    Der Singsang ging weiter, die Worte gehörten jedoch zu keiner der vielen Sprachen, die er beherrschte. Nun hatte er die Wahl: darauf zugehen, es ignorieren oder verschwinden. Mit einem Geleitzug von sechs Maultieren konnte er nicht einfach davonschleichen. Der Singsang war zu laut, um einfach weiterzuschlafen, und
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