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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir
Autoren: M D Lachlan
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auf, als sie in die Stadt eindrangen.
    Dann trugen sie ihn die Treppe hinauf. Hinter ihm wurde das Tor geschlossen, er hörte Schritte und gemurmelte Fragen. Der feuchte Geruch des Flusses wich den Ausdünstungen einer Gasse voller Pisse und dem stechenden, seltsam angenehmen Geruch von kochendem Pech und heißem Sand, als sie hinaufstiegen. Die Verteidiger waren bereit, falls die Wikinger in der Nacht an diesem Tor noch einmal ihr Glück versuchten.
    Der Mönch legte Jehan wieder auf die Bettstatt, und sie hoben ihn zu zweit auf und trugen ihn durch die schmalen Gassen. Sie waren mitten in der Nacht eingetroffen, um weder von den Feinden noch von den Freunden bemerkt zu werden. Da sich so viele kranke, verzweifelte Seelen in der Stadt befanden, wäre der Beichtvater tagsüber kaum vorangekommen. Zu viele hätten nach seiner heilenden Hand verlangt.
    Schließlich hielten die Mönche an und setzten Jehan ab. Ein leichter Wind wehte Verwesungsgestank herbei. Er hatte gehört, dass es keine Möglichkeit gab, die Toten zu bestatten, weshalb die Leichen offen auf den Straßen lagen und auf den Tag warteten, an dem man sie ordentlich begraben würde. Es würde den Überlebenden sicherlich guttun, wenn dies endlich geschehen konnte. In spiritueller Hinsicht war es wichtig, sich die Endgültigkeit des Todes vor Augen zu führen: Man musste das unausweichliche Ende sehen und die eigenen Sünden betrachten. Dennoch taten ihm die Einwohner leid. Es musste schwer sein, einen geliebten Menschen zu verlieren und bei den Alltagsverrichtungen jeden Tag an den sterblichen Überresten vorbeizulaufen.
    Der Beichtvater wusste, dass er möglicherweise auf der Insel stranden würde. Auf beiden Seiten des Flusses hatten die Verteidiger einen Brückenkopf gegen die Dänen gehalten, so dass die ummauerte Stadt versorgt werden konnte. Auch Expeditionen wie die seine waren, wenngleich gefährlich, immer noch möglich. Doch nach fast vier Monaten des Kampfes waren die Menschen schwach und mutlos. Wenn die Nordmänner die Stadtteile außerhalb der Mauern angriffen, statt sich auf die Brücken zu konzentrieren, die sie am Vorstoß flussaufwärts hinderten, würden die Uferbefestigungen fallen, und dann gäbe es keinen Nachschub mehr. Nicht einmal ein kleines, unbeleuchtetes Boot konnte dann in der Nacht einlaufen und sich unbemerkt wieder davonmachen.
    »Vater?«
    Er erkannte die Stimme.
    »Abt Ebolus.«
    »Danke, dass du gekommen bist.« Die Stimme war dicht vor seinem Ohr. Der Abt hatte sich zu Jehan hinuntergebeugt. Der Beichtvater roch den Schweiß des Kampfes, den Rauch und das Blut an seinem Körper. Aus der Nähe stank der Kriegermönch wie das Lager eines Metzgers. »Glaubst du, du kannst ihr helfen?«
    »Ich bin gekommen, um es zu versuchen.«
    Ebolus wiegte sich auf den Hacken hin und her, sein Kettenhemd klirrte. Der Abt hatte die Rüstung noch nicht abgelegt.
    »Du weißt doch, warum du hier bist?«
    »Graf Odo hat nach mir geschickt, also bin ich gekommen. Seine Schwester Aelis ist erkrankt.«
    »Ganz recht. Sie ist im Gotteshaus von Saint-Etienne und hat dort um Zuflucht gebeten.«
    »Weil sie am Fieber leidet?«
    »Nicht der Körper ist betroffen, sondern eher der Geist oder die Seele. Sie ist in die große Kirche geflohen und will nicht mehr herauskommen. Odo glaubt, das sei nicht gut für die Moral des Volkes. Man muss ihm zuversichtliche und gesunde Adlige zeigen.«
    »Holt sie heraus und sagt ihr, sie soll lächeln. Eine Frau, deren Verwandte sie bitten, sich zum Mahl zu setzen, kann nicht um Zuflucht bitten.«
    »Sie behauptet, sie werde verfolgt, und meine Männer wollen sie nicht mit Gewalt aus dem Gotteshaus zerren.«
    »Was verfolgt sie denn?«
    »Das will sie nicht sagen. Sie sagt, etwas habe es auf sie abgesehen, und sie sei nur in der Kirche sicher.«
    Der Beichtvater überlegte einen Augenblick.
    »Gehört sie dem Hofstaat an?«
    »Nein, sie ist halb wild unten in Loches an der Indre aufgewachsen.«
    »Dann ist wohl anzunehmen, dass ihr irgendeine Verrücktheit der Wildnis zu Kopfe gestiegen ist. In jener Gegend tanzen nicht wenige des Nachts nackt vor Freudenfeuern und suchen die Kirche erst bei Sonnenaufgang auf.«
    »Aelis ist Christin.«
    »Aber sie ist eine Frau. Sie hat irgendeine Dummheit der Bauern aufgeschnappt, mehr nicht. Ich räume ja ein, dass es beunruhigend ist, aber müsst ihr mich deshalb wirklich während einer Belagerung hierherschaffen?«
    Der Abt senkte die Stimme. »Das ist noch nicht alles«,
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