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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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verloren hatte. Offenbar hatte er immer noch gute Verbindungen zu Politik und Wirtschaft, und sein Vermögen war groß genug, um einen bedeutsamen Managerposten bei einer neuen Eisenbahnlinie wie der Alaska Central Railroad zu bekommen.
    »Und der Skandal, in den er verwickelt war?«, fragte der Wirt.
    »Schnee von gestern«, antwortete der Vertreter, »diese Manager sind alle keine Heiligen. Manager und Politiker werden uns irgendwann ins Unglück stürzen …« Er lachte. »… und dafür noch eine fette Abfindung kassieren. Aber ohne einen solchen Mann geht es nicht. Mit dem Schmusekurs, den manche unserer Leute fahren, kämen wir nicht weit. Thomas Whittler mag korrupt sein und über Leichen gehen, aber er ist ein fähiger Mann.«
    »Ganz im Gegensatz zu seinem Sohn.« Clarissa hörte, wie der Wirt von seinem Whiskey trank. »In der Weekly Fairbanks News steht, dass er eine Bank ausgeraubt und mehrere Leute umgebracht haben soll. Seltsam, dabei hätte sein Vater doch genug Geld gehabt. Hat man ihn schon verurteilt?«
    »Vorgestern«, erwiderte der Vertreter, stolz darauf, mit aktuellen Meldungen aufwarten zu können. »Hab ich auf dem Weg hierher in einem Roadhouse aufgeschnappt. Lebenslänglich und, soweit ich weiß, auch ohne die Möglichkeit, irgendwann begnadigt zu werden. Geschieht ihm recht. Er kann froh sein, dass sie ihn nicht zum Tode verurteilt haben.«
    »Das hat er sicher seinem Dad zu verdanken.«
    »Aber mehr konnte auch er nicht für ihn tun. Frank Whittler hat drei Menschen auf dem Gewissen, seine beiden Komplizen und einen Bankangestellten. Um seine Komplizen ist es nicht schade, aber der Bankangestellte war ein rechtschaffener Mann und hatte Frau und Kinder. Nicht mal der Präsident hätte ein besseres Urteil für ihn herausschlagen können.«
    »Soll er nicht versucht haben, eine Frau zu vergewaltigen?«
    Clarissa hielt den Atem an.
    »Hab ich auch gehört«, räumte der Vertreter ein, »sind aber wohl nur Gerüchte. Obwohl ich mir denken könnte, dass er kein Kostverächter war.« Er lachte wieder. »Einige Squaws hat er sicher auf dem Gewissen.«
    Clarissa hatte genug gehört und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Mit zitternden Fingern verschloss sie die Tür hinter sich. Die Worte des Vertreters hatten noch einmal die alten Wunden aufgerissen. Als wäre es gestern gewesen, sah sie das arrogante Grinsen des Millionärs vor sich, spürte sie seine Hände auf ihrem Körper und fühlte noch einmal die Wut in sich aufsteigen, die sie damals empfunden hatte, als sie ihn weggestoßen hatte und er gegen die Wand geprallt und gestürzt war. Noch nie zuvor hatte ihn eine Frau so gedemütigt, eine Untergebene, eine Angestellte, die doch eigentlich froh sein musste, wenn sich ein Gentleman wie er dazu herabließ, sich an ihr zu vergreifen. So hatte er wohl gedacht. Nur gut, dass sich der Richter nicht auf einen faulen Handel eingelassen hatte. Lebenslänglich ohne die Möglichkeit, irgendwann begnadigt zu werden, war die gerechte Strafe für Frank Whittler. Eigentlich noch zu milde für einen skrupellosen Verbrecher, der ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte.
    Sie zog sich aus, verschob die gründliche Wäsche auf den nächsten Morgen, wenn die Frau des Wirts ihr heißes Wasser bringen würde, und ging zu Bett. Durch das Fenster blickte sie auf das Krankenhaus gegenüber und versuchte, das Fenster von dem Zimmer auszumachen, in dem Alex lag. Brannte das Licht, oder lag er hinter einem der dunklen Fenster? Sie hatte keine Ahnung, und es war ihr auch egal. Sie war ihrem Mann in Gedanken verbunden. Selbst jetzt glaubte sie seinen warmen Atem an ihrem Hals zu spüren, sein Lächeln in der Dunkelheit zu sehen. Was für ein Segen, ihn wieder gesund zu wissen! Doc Boone und auch der Arzt in Koyuk hatten ihm nur noch wenige Monate gegeben, und die Überlebenschance bei der gefährlichen Operation hatte bei zehn Prozent gelegen. Allein einem glücklichen Zufall war es zu verdanken, dass ein so talentierter Arzt wie Dr. Ralph M. Blanchard sich seiner angenommen hatte. Denn bis Sitka oder Juneau hätte sie es im Winter wahrscheinlich nicht geschafft.
    »Jetzt wird alles wieder gut, Alex«, flüsterte sie erleichtert. »Du wirst wieder gesund, und Frank Whittler sitzt lebenslänglich im Gefängnis.«
    Nur der Gedanke an Thomas Whittler beunruhigte sie.

2
    Am nächsten Morgen wurde Clarissa von ihren Huskys geweckt. Sie lagen unter ihrem Fenster im Schnee und hatten ein morgendliches Heulkonzert angestimmt,
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