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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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sterben. Ich hoffe, Sie sind eine geduldige Frau.«
    »Sonst säße ich wohl kaum noch hier«, erwiderte Clarissa erleichtert und überglücklich. »Ich bin Ihnen zu tiefstem Dank verpflichtet, Doktor.«
    »Ich freue mich für Sie, Ma’am.«
    Natürlich hätte Clarissa ihren Mann gern gesehen, aber die Schwester, die hinter Dr. Blanchard den Warteraum betreten hatte, schüttelte nur den Kopf. »Er braucht jetzt vor allem Ruhe. Morgen früh, Ma’am.«
    Beschwingt von der guten Nachricht, aber auch verstört von den Warnungen des Arztes und der Möglichkeit, dass Alex niemals ganz ohne Beschwerden sein würde, verließ Clarissa das Wartezimmer und stieg die Treppe zum Ausgang hinunter. Auf der Wanduhr neben der Rezeption war es kurz nach Mitternacht. Mit hochgeschlagenem Kragen trat sie in die Kälte hinaus. Es war Februar, und eisiger Wind fegte über die Hauptstraße der kleinen Stadt. Vom dunklen Himmel wirbelten Schneeflocken.
    Auf den ersten Blick war Seward ein erbärmliches Nest. Nur die Markierungen an den Bäumen nördlich der Stadt wiesen darauf hin, welch rasante Entwicklung sie im Sommer nehmen würde. Schon vor einigen Monaten waren die Landvermesser der Alaska Central Railroad in Seward gewesen und hatten die Trasse für die neue Eisenbahn vermessen. Die Kutsche startete ebenfalls in Seward und würde noch so lange fahren, bis die Eisenbahnstrecke nach Fairbanks fertiggestellt war. Im Hafen wartete ein neuer Anlegesteg auf die Dampfschiffe aus Seattle und San Francisco. Ein Schwall von Menschen würde über Seward nach Alaska einwandern und weiter zu den Goldfeldern im Norden ziehen. Ein Gedanke, der Clarissa erschreckte und Alex und sie bereits darüber nachdenken ließ, noch weiter nach Norden zu ziehen, weg von der geschäftigen Metropole, die auch Fairbanks zu werden drohte. Alaska war riesengroß, und sie würden immer einen einsamen und unberührten Flecken in der Wildnis finden.
    Die Pension lag dem Krankenhaus schräg gegenüber, ein hastig errichtetes Holzhaus mit einem Giebeldach, damit der Schnee besser abrutschen konnte. In seinem Schatten lagen ihre Huskys und hoben sofort die Köpfe, als sie ihre Witterung aufnahmen. Emmett, ihr Leithund, ein intelligenter Rüde mit langen Beinen, stimmte ein Jaulkonzert an, in das ihre anderen Hunde sofort einfielen, der erfahrene Smoky, der junge Benny, der verlässliche Rick, der freche Waco, die fröhliche Bonnie und der bullige Chilco. Sie begrüßte jeden Einzelnen mit einem freundschaftlichen Klaps, ihren Leithund zuerst, und teilte ihnen die gute Nachricht mit: »Stellt euch vor, die Operation ist gut gegangen! Alex wird wieder gesund!« Sie kraulte Emmett zwischen den Ohren, wie er es am liebsten hatte. »Na, hab ich euch zu viel versprochen? So schnell gibt ein Fallensteller nicht auf!«
    Im Erdgeschoss brannte noch Licht. Der Besitzer, ein risikofreudiger Unternehmer aus Sitka, dem es in der ehemaligen Hauptstadt zu langweilig geworden war, saß mit einem Vertreter zusammen und sprach dem Whiskey zu, den sein Gast mitgebracht hatte. Seine Frau war schon zu Bett gegangen. »Ah, Mrs. Carmack!«, begrüßte er sie schon leicht beschwipst. »Ich hoffe, die Operation ist gut verlaufen. Wie geht es Ihrem Mann?«
    »Danke der Nachfrage … Er hat die Operation gut überstanden. Aber es wird wohl noch zwei Wochen dauern, bis wir nach Hause fahren können. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Ich darf das Zimmer doch behalten?«
    »Solange Sie wollen, Ma’am. Ich gebe Ihnen auch Rabatt.«
    »Sehr freundlich von Ihnen, Mister. Gute Nacht.«
    Ihr Zimmer, eigentlich ein Verschlag, lag im ersten Stock. Sie wandte sich zur Treppe und war schon halb oben, als ein vertrauter Name durch die offene Tür nach oben drang. »Whittler wird schon dafür sorgen, dass der Bau zügig vorangeht. Bei der Canadian Pacific ging es schneller voran als damals bei der Union Pacific. Whittler versteht was von Eisenbahnen.«
    Sie erstarrte mitten in der Bewegung, hielt sich mit einer Hand am Geländer fest und musste kurz die Augen schließen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, fühlte sie sich besser. Thomas Whittler, denn nur von ihm konnte die Rede sein, war verantwortlich für die Planung und den Bau der Alaska Central Railroad!
    Der Vater ihres Peinigers, der einstige Eisenbahnmillionär, der in einen Skandal verwickelt war, seinen einträglichen Posten bei der kanadischen Eisenbahn und angeblich sein ganzes Vermögen
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