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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)
Autoren: Laura Amy Schlitz
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habe diese Geschichten verschlungen. Sie waren packend, schrecklich und großartig. Sie haben einen ganz bestimmten Hunger in mir gestillt – und tun das nach wie vor. ‚Clara und die Magie des Puppenmeisters‘ ist meine Hommage an Dickens.
    Auch heute noch lese ich immer wieder Dickens. Ich liebe die Schriftsteller der Viktorianischen Zeit: die Geschwister Brontë, George Eliot, Anthony Trollope, Wilkie Collins oder Elizabeth Gaskell. Seit Jahrzehnten schmökere ich mit Genuss in ihren Romanen und mit der Zeit habe ich gelernt, welche Unterschiede zwischen Hansom- und Hackney-Droschken bestehen. Ich kenne mich mit Schwefelhölzern, Holzpantinen, Hirschhornsalz und Schreibsand aus. Und trotzdem habe ich mir weitere vierzig oder fünfzig Bücher zu Recherchezwecken gekauft, als ich die Arbeit an ‚Clara‘ begann.
    Während der Jahre, die ich an dem Roman gearbeitet habe, bin ich nach London und in den Lake District gereist. Ich habe das Dickens House besucht (das war wie eine Pilgerreise) und ein fantastisches Museum mit dem Namen Dennis Severs’ House entdeckt: Dort erfährt man, wie der Rauch der Kohleöfen tatsächlich riecht und eine authentische viktorianische Spülküche aussieht – es steht sogar schmutziges Geschirr in der Spüle (damals verwendete man eine Art Mopp für den Abwasch!). Im Museum of National History konnte ich Feueropale bewundern, deren Anblick mich nahezu hypnotisierte. Und einmal ging ich bei fast minus zwölf Grad in einem dünnen Kleid nach draußen und habe mich auf den vereisten Boden gelegt. Dann notierte ich mir, welche Körperteile zuerst kalt werden. Recherchen machen einen Riesenspaß! Viel mehr als jeden Tag zu schreiben.
     
    Das Leben von Lizzie Rose und Parsefall ist außerordentlich hart und trostlos. Es steht im krassen Gegensatz zu Claras Erziehung in einer Familie der Oberschicht. Glauben Sie, dass die Kinder von heute erstaunt sind, wenn sie lesen, unter welch unbarmherzigen Bedingungen manche Kinder damals aufwachsen mussten oder welch trauriges Los gerade Waisenkinder in jener Zeit erwartete?
    Das kann schon sein. Aber das Leben von Kindern ist nie so völlig sorglos und einfach, wie Erwachsene sich das gern vorstellen. Ich hoffe, dass meine Leser sich in der Person einer der drei heldenhaften Hauptfiguren wiederfinden können.
    Das Leben im viktorianischen England war hart für Kinder aus armen Familien. Oft waren sie unterernährt, mussten schwer arbeiten, wurden misshandelt und ausgebeutet. Einer der ironischen Aspekte der Geschichte besteht darin, dass Parsefall zwar in ständiger schrecklicher Angst vor Grisini lebt, sich aber gleichzeitig bewusst ist, dass sein Leben sehr viel schlimmer sein könnte. Bevor er Grisini in die Hände fiel, lebte Parsefall im Arbeitshaus, einer der gefürchtetsten Einrichtungen jener Zeit. Als Grisini ihn dort rausholte, war Parsefalls Reaktion: „Ich dachte, ich wär’ im Himmel.“ Da der Junge klein und mager war, hätte er vielleicht als Kaminfeger geendet und mit Brandwunden und Erstickungsgefahr leben müssen. Oder er wäre als Hilfsarbeiter in einer Fabrik gelandet, wo er sich achtzehn Stunden am Tag abgeschuftet und seine Lungen ruiniert hätte. Grisini ist ein Monster, aber er gibt Parsefall ein Dach über dem Kopf, ein paar freie Stunden am Tag und Nahrung für seine lebhafte Fantasie.
     
    Was hat Sie dazu inspiriert, die Kunst des Marionettenspiels als einen zentralen Bestandteil in die Handlung einzubauen?
    Die Marionetten waren von Anfang an da. Erstmals ging mir die Idee zu dieser Geschichte beim Einschlafen durch den Kopf und das erste Bild, das vor meinem inneren Auge erschien, war eine Marionette in einem weißen Kleid. Ich wusste, dass ich das makabre Halbleben der Puppen ausarbeiten wollte – ihre gespenstische Eigenschaft, dass sie menschenähnlich, aber doch nicht menschlich, voll Leben, aber doch nicht ganz lebendig sind.
     
    Die Namen der einzelnen Figuren in ‚Clara und die Magie des Puppenmeisters‘ sind wirklich fantastisch. Wie gehen Sie bei der Namensgebung von Charakteren in Ihren Büchern vor und wie sind Sie im vorliegenden Fall auf die Namen gekommen?
    Namen sind bei mir eine Besessenheit. Ich verbringe Stunden damit, Bücher zu durchforsten auf der Suche nach perfekten Namen. Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen, ohne müde zu werden.
    Wenn eine Figur beginnt, in meiner Vorstellung Gestalt anzunehmen, habe ich normalerweise instinktiv eine Ahnung, welchen Anfangsbuchstaben ihr
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