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City - V3

Titel: City - V3
Autoren: Clifford D. Simak
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Tanks züchten«, erklärte Ole
ärgerlich. »Es schmeckt mir nicht. Ich sage immer zu Martha, daß Gemüse nur etwas taugt, wenn es
in der Erde gewachsen ist.«
Er betätigte den Starter.
»Ich weiß nicht, ob es der Mühe wert ist, das Zeug in die Stadt zu bringen. Überhaupt bei diesem
Zustand der Straßen, der schon kein Zustand mehr ist. Vor zwanzig Jahren war die Autobahn noch
ein gepflegter Betonstreifen. Es wurde alles für die Straßen getan, man hat eine Menge Geld
ausgegeben, um sie befahrbar zu halten. Und jetzt sind sie einfach vergessen. Die Betondecke ist
aufgebrochen und ausgewaschen, stellenweise wachsen sogar Brombeeren darauf. Einmal mußte ich
einen Baum aus dem Weg räumen, der quer über der Straße lag.«
»Genauso ist es«, stimmte Gramp zu.
Jetzt erwachte der Motor mit einem Knall zum Leben, Eine dicke, blaue Rauchwolke drang unter dem
Wagen hervor, dann setzte er sich mit einem Ruck in Bewegung und polterte keuchend und hustend
davon.
Gramp humpelte zu seinem Stuhl zurück. Sitzfläche und Lehne waren tropfnaß. Der automatische
Rasenmäher hatte seine Mäharbeit beendet und besprengte jetzt den Rasen.
Giftige Verwünschungen vor sich hin murmelnd, stelzte Gramp um die Ecke und setzte sich auf eine
Bank neben der Veranda an der Rückseite des Hauses, Der Platz gefiel ihm nicht besonders, aber es
war der einzige Ort, wo er vor dieser verteufelten Maschine in Sicherheit war.
So bot sich ihm keine sehr erheiternde Aussicht. Die Häuser im Blickfeld waren verlassen, die
Gärten von Unkraut überwuchert und verwildert.
Einen Vorteil hatte die Rückseite des Hauses aber doch; man war der Radiomusik weniger
ausgesetzt.
Eine Stimme kam aus dem Garten: »Bill, Bill, wo steckst du?«
Gramp drehte sich um.
»Hier bin ich, Mark. Hinter dem Haus. Ich bin vor dem verwünschten Rasenmäher in Deckung
gegangen.«
Mark Bailey humpelte um die Ecke des Hauses. Die Zigarette in seinem Mund drohte seinen buschigen
Bart in Brand zu stecken.
»Etwas früh für ein Spielchen, nicht?« meinte Gramp.
»Es gibt kein Spiel heute«, entgegnete Mark. Er setzte sich neben Gramp auf die Bank. »Wir ziehen
aus«, sagte er.
Gramp fuhr herum. »Ihr zieht aus?«
»Ja, wir ziehen aufs Land. Lucinda hat Herb nun doch so weit gebracht. Ich glaube, sie hat ihm
keine Minute Ruhe gelassen. Sie sagte, daß jedermann in eins der schönen Landhäuser übersiedle,
und daß sie nicht einsehen könne, warum gerade sie eine Ausnahme bilden sollten.«
Gramp schluckte. »Wohin?«
»Ich weiß nicht genau«, erwiderte Mark. »Ich bin selbst noch nicht dort gewesen. Irgendwo oben im
Norden. An den Seen. Dort haben wir zehn Morgen Land, Lucinda wollte hundert, aber Herb hat sich
dann doch durchgesetzt. Er sagte, zehn sind genug. Schließlich hatten wir in der Stadt auch nicht
mehr. Die Menschen sind verrückt.«
»Ja, das ist tatsächlich so«, sagte Gramp, »Landnärrisch sind sie. Schau mal dort hinüber.«
Er deutete mit der Hand auf die verlassenen Häuser. »Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als
alle diese Häuser wunderschöne Heime waren, wie man sie nicht besser finden konnte. Es waren
lauter gute Nachbarn. Freundliche Menschen waren das, Mark. Aber sieh dir das jetzt an.«
Mark rutschte unruhig auf seinem Sitz herum. »Ich muß jetzt gehen, Bill. Wollte nur schnell auf
einen Sprung herüberkommen und dir sagen, daß wir ausziehen. Ich muß Lucinda packen helfen. Wenn
sie merkt, daß ich verschwunden bin, ist der Teufel los.«
Gramp erhob sich steif und streckte ihm die Hand hin. »Wir sehen uns doch noch? Du kommst doch
noch zu einem letzten Spielchen?«
Mark schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, das geht nicht, Bill.«
Sie schüttelten sich etwas verlegen und linkisch die Hände.
»Ich werde unsere Spiele vermissen«, sagte Mark.
»Ich auch«, erwiderte Gramp. »Ich habe niemanden mehr, wenn du fort bist.«
»Auf Wiedersehen.«
Er sah seinem Freund nach, der langsam um das Haus humpelte. Er fühlte, wie die eisigen Finger
der Einsamkeit nach ihm griffen. Eine furchtbare Einsamkeit. Die Einsamkeit des Alters.
Bitter mußte es Gramp zugeben, er gehörte der Vergangenheit an. Er hatte seine Lebensspanne
überschritten, seine Uhr war längst abgelaufen.
Mit feuchten Augen tastete er nach seinem Stock, der an der Bank lehnte, und ging langsam auf das
schiefhängende Gartentor zu, das auf die Straße mit den verlassenen Häusern hinausführte.
Die Jahre waren zu schnell vergangen. Es waren Jahre gewesen,
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