Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

City - V3

Titel: City - V3
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
Maschinen. Die Zeiger auf den Drehscheiben zitterten und standen
dann wieder still.
Mit zögernden Fingerspitzen berührte Webster das Rad. Die Zeiger zitterten und bewegten sich
langsam über das Glas. Jetzt kurbelte Webster mit raschen Bewegungen, bis die Zeiger am Ende der
Scheibe angelangt waren.
Rasch drehte er sich auf dem Absatz und verließ das Gewölbe.
Er verschloß die Tür hinter sich und ging die Treppe hinauf.
Wenn es nur funktioniert, dachte er. Wenn es nur funktioniert! Er beschleunigte den Schritt,
während das Blut in seinen Schläfen hämmerte.
Wenn es nur funktioniert!
Er dachte an das Summen der Maschinen in der Tiefe. Das bedeutete, daß der Mechanismus zumindest
teilweise noch funktionierte.
Aber selbst wenn die Maschine noch funktionierte, würde sie ihren Zweck erfüllen? Wenn sie etwa
nur den Feind am Betreten der Stadt hinderte, aber die Menschen nicht in der Stadt
festhielt?
Ja, wenn -
Als er die Straße erreichte, bemerkte er, daß sich der Himmel verändert hatte, eine graue,
metallene Decke hatte die Sonne verdeckt, und die Stadt lag im Zwielicht, das nur schwach durch
die Straßenbeleuchtung erhellt wurde. Ein Windhauch berührte sein Gesicht.
Die grauen Aschenreste der verbrannten Aufzeichnungen und der alten Karten, die er gefunden
hatte, lagen noch im Kamin. Webster nahm den Feuerhaken und zerstieß sie zu Staub.
Damit war der letzte Anhaltspunkt beseitigt. Ohne die Karte und die Kenntnis seiner Arbeit über
die Stadt - der er zwanzig Jahre geopfert hatte - würde niemand den versteckten Raum mit dem
Schaltwerk unter der einzigen Lampe finden.
Niemand würde erfahren, was eigentlich geschehen war. Und selbst wenn jemand die Wahrheit ahnen
sollte, gäbe es keine Möglichkeit, sich Gewißheit zu verschaffen. Und selbst, wenn man absolute
Gewißheit über das Geschehene erlangte, konnte man es nicht mehr ungeschehen machen.
Vor tausend Jahren wäre es vielleicht anders gewesen. Denn damals hätte der geringste Hinweis
genügt, um eine Lösung zu finden.
Aber die Menschen hatten sich geändert. Das alte Wissen und die alten Fertigkeiten waren
verlorengegangen. Sein Geist war flach geworden. Er lebte von einem Tag zum anderen, ohne ein
bestimmtes Ziel zu kennen. Aber er hing noch immer an den alten Untugenden und Fehlern, die er
selbst zu Tugenden erhoben hatte. Er beharrte fest in dem Glauben, daß seine Lebensform die
einzig richtige sei. Sein selbstherrlicher Egoismus machte ihn zum scheinbaren Herren der
Schöpfung.
Von der Straße her hörte er die raschen Schritte von Menschen, die an dem Hause vorbeihasteten.
Webster wandte sich den blinden Scheiben der hohen und schmalen Fenster zu.
Jetzt habe ich sie endlich aufgescheucht, dachte er. Jetzt laufen sie aufgeregt durcheinander und
wundern sich, was da los ist.
Jahrhundertelang haben sie die Stadt nicht verlassen, aber jetzt, wo sie es nicht mehr können,
rennen sie mit Schaum vor dem Mund herum und versuchen alles mögliche, um hinauszukommen.
Ein schadenfrohes Lächeln hatte sein ganzes Gesicht überzogen.
Vielleicht habe ich sie jetzt aus der Ruhe gebracht, daß sie etwas unternehmen werden. Ratten in
der Falle sind zu allen möglichen Dingen imstande - wenn sie nicht vorher verrückt werden.
Und wenn sie tatsächlich hinaus kämen - und dazu haben sie ja schließlich ein Recht - dann sind
sie auch berechtigt, die Herrschaft über die Erde wieder zu übernehmen.
Er ging auf die Tür zu. Dann blieb er für einen Augenblick stehen und warf einen letzten Blick
auf das Bild über dem Kamin. Mit einer linkischen Bewegung hob er die Hand zum Gruß, um für immer
Abschied zu nehmen. Dann ging er auf die Straße hinaus und erklomm den Hügel. - Es war der
gleiche Weg, den Sara vor wenigen Tagen gegangen war.
Die Roboter des Tempels waren freundlich und aufmerksam, würdevoll und sachlich. Sie führten ihn
an den Platz, wo Sara lag, und zeigten ihm das nächste Abteil, das Sara für ihn reserviert
hatte.
»Sie werden sich einen Traum aussuchen wollen«, begann der Sprecher der Roboter. »Wir haben viele
Träume zur Auswahl. Auf Wunsch können wir sie auch kombinieren, damit sie genau Ihrem Geschmack
entsprechen. Wir können -«
»Danke«, unterbrach ihn Webster. »Ich wünsche keinen Traum.«
Der Roboter nickte verständnisvoll. »Ich verstehe, Sir. Sie wollen nur warten. Wollen die Zeit
verstreichen lassen.«
»Ja«, bemerkte Webster. »So kann man es vielleicht ausdrücken.«
»Für wie lange?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher