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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz
Autoren: Andreas Schlüter
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Mutter war ohnehin schon sauer, wütend, ängstlich und aufgeregt gewesen, weil sie seinen Vater an den zwei Tagen vor der Abreise nicht erreicht hatte. Wann immer sie angerufen hatte, war Joanna dran gewesen und hatte irgendwelche Ausreden erfunden. Und auf seinem Handy war sein Vater seit seinem Verschwinden ebenfalls nicht erreichbar.
    Finn schlich also förmlich durch die Ankunftshalle, denn er wusste: Sein Vater konnte gar nicht da sein!
    Stattdessen rannte Joanna mit einem fröhlichen Lächeln auf ihn zu, umarmte ihn überschwänglich und hieß ihn herzlich willkommen. Finn bemerkte, dass sie dabei die Flugbegleiterin keine Sekunde aus den Augen ließ. Die stand da, lächelte den Kindern zu und reckte immer wieder den Hals, um nach Finns Vater Ausschau zu halten.
    Noch bevor sie fragen konnte, ging Joanna auf sie zu: »Hallo, ich bin Joanna, seine Schwester. Mein Vater wurde gerade ausgerufen, weil er den Wagen falsch geparkt hat. Er muss kurz um den Block fahren und sammelt uns dann ein. Wir müssen uns beeilen. Tschühüüss!« Sie zog Finn am Ärmel mit sich, winkte der verdutzten Flugbegleiterin freundlich zu und dann rannte sie mit Finn im Schlepptau los.
    Sie hatten bereits den Ausgang des Flughafens erreicht, ehe die Flugbegleiterin ihre Stimme wiederfand. Ihr »Moment mal …!« versickerte im Lärm des Flughafens. Sie hatte zu langsam reagiert. Die beiden Kinder waren bereits weg.
    »Schnell!«, trieb Joanna ihren Bruder an. »Der Bus fährt nur alle halbe Stunde.« Sie warf einen hastigen Blick auf ihre Uhr. »Der nächste fährt in zwei Minuten!«
    Finn rannte seiner Schwester hinterher. Hin und wieder schaute er sich um, ob die Flugbegleiterin ihm nicht doch gefolgt war. Aber scheinbar beachtete sie niemand.
    Die Fahrkarten hatte Joanna bereits besorgt. Gerade noch rechtzeitig stiegen sie in den Bus ein und liefen bis ganz nach hinten, wo sie zwei Plätze fanden.
    Erleichtert atmete Joanna durch, schaute ihren Bruder an und grinste breit: »Benvenuti a Firenze! Hat doch alles prima geklappt!«
    Der Bus startete und fuhr los Richtung Bahnhof Firenze Santa Maria Novella, dem Hauptbahnhof von Florenz.
    »Hast du ’ne Ahnung!«, widersprach Finn. »Kannst du dir vorstellen, wie Mama drauf war, als sie Papa nie erreicht hat?«
    Joanna nickte. »Hab ich gemerkt am Telefon. Ich musste sie ja schließlich immer abwimmeln.«
    »Also?«, fragte Finn. »Was ist mit Papa?«
    Joanna zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das wüsste!«
    In dem Moment klingelte Finns Handy. Seine Mutter war dran und fragte aufgeregt, was passiert wäre. Die Flugbegleiterin hätte sich gemeldet und berichtet, dass Finn vor ihr weggelaufen sei und …
    Finn schluckte. Was sollte er nun sagen?
    »Äh …«, begann er zu stottern, fand dann aber schnell eine Ausrede. »Das war so eine blöde Zicke. Papa musste noch das Auto holen, da bin ich mit Joanna schon vorgegangen. Sie wollte mich festhalten, aber ich bin doch kein kleines Kind mehr!«
    »Also hör mal«, wollte seine Mutter ihn zurechtweisen. »Du kannst doch nicht einfach …«
    »Ich muss auflegen, Mama. Es ist alles in Ordnung. Ich melde mich wieder. Tschühüss!« Finn drückte das Gespräch weg und atmete durch. Er ahnte, dass es noch schwierig werden könnte, sich den weiteren Anrufen seiner Mutter zu entziehen.
    Joanna griff unterdessen in ihre Umhängetasche, schaute sich – obwohl sie in der letzten Reihe saßen – nach allen Seiten um, ob sie auch niemand beobachtete, und zog langsam ein in Leder gebundenes Notizbuch aus der Tasche.
    »Hier!«, flüsterte Joanna. »Pass auf, dass es niemand sieht.«
    »Was ist das?« Finn wollte nach dem Buch greifen, doch Joanna ließ es nicht los. »Nur reinschauen«, sagte sie. »Ich gebe es nicht aus der Hand! Es sind Papas Aufzeichnungen.«
    Joanna hatte das Buch in seinem Schreibtisch gefunden, nachdem er verschwunden und zwei Tage lang nicht aufgetaucht war. Sie hatte die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt in der Hoffnung, irgendeine Spur zu finden, die erklären konnte, was mit ihrem Vater geschehen war.
    »Und?«, fragte Finn. »Was steht drin?«
    »Unter anderem zwölf Begriffe«, erklärte Joanna. Sie zog das Buch wieder an sich und steckte es schnell zurück in ihre Tasche, weil ein Fahrgast den Bus betreten hatte, der sich genau neben sie auf die letzte Bank gesetzt hatte.
    Finn wollte nachfragen, von welchen Begriffen Joanna sprach, doch die stieß ihm nur in die Seite, legte den Zeigefinger auf den Mund und zischte:
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