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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz
Autoren: Andreas Schlüter
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mit ihm teilte. »Grazie!«
    Dann ließ er sich in seinen Sitz zurückfallen und nahm sich die Fußballzeitschrift vor, die es am Eingang des Flugzeugs gratis gegeben hatte. Eine deutsche Zeitschrift. Finn konnte eindeutig erkennen, dass Andrea sich nicht nur die Fotos ansah, sondern auch den Text las.
    »Du sprichst Deutsch?«, fragte Finn.
    »Na klar!«, antwortete Andrea.
    »Aber …« Finn brach ab, überlegte kurz. Und begann seine Frage erneut: »Aber du hast die ganze Zeit Italienisch gesprochen!«
    »Naturalmente!«, antwortete Andrea. »Wir fliegen gerade nach Florenz, oder nicht? Italien! Da man spricht Italienisch!«
    ›Pappnase!‹, dachte Finn und verzog das Gesicht. Das hätte Andrea ihm aber auch gleich sagen können, dass er zweisprachig war.
    Doch im Laufe des Flugs entpuppte sich Andrea doch noch als netter Sitznachbar. Andrea wohnte bei seinem Vater in Deutschland und nutzte nun die Ferien, um mit ihm gemeinsam seine Mutter zu besuchen.
    Also genau andersherum als bei Finn. ›Sag ich doch‹, dachte Finn, ›der Typ macht alles umgekehrt.‹
    Als das Flugzeug zur Landung ansetzte, tauschten die beiden ihre Adressen aus, und zwar sowohl ihre deutschen als auch die italienischen.
    Finns Vater wohnte gar nicht weit von Andrea’s Mutter entfernt, wie Andrea mit einem Blick auf den Zettel feststellte. Er kannte sich in Florenz bestens aus, denn so, wie Joanna nur für ein Jahr in Florenz lebte, war Andrea erst seit einem Jahr in Deutschland und würde auch nur noch ein halbes Jahr bleiben.
    Vielleicht war da doch was dran, dass Kinder oder Jugendliche schneller Fremdsprachen lernten als Erwachsene, dachte Finn. Er war gespannt, ob Joanna schon halb so gut Italienisch sprechen konnte wie Andrea Deutsch. Er selbst war sogar im einfachen Englisch-Unterricht eine ziemliche Niete.
    Das Flugzeug landete, und da Finn nur knapp vierzehn Tage bleiben wollte, trug er nur Handgepäck bei sich. Allerdings hatte er dafür zu Hause so wichtige Dinge wie sein Taschenmesser wieder aus dem Rucksack auspacken müssen. Das würde seine Mutter ihm nachbringen. Die hatte sich gewundert, wie man für fast zwei Wochen so wenig Gepäck benötigen konnte. Weil sie es sich gar nicht hatte vorstellen können, hatte sie sogar noch kontrolliert, ob er wirklich genug frische Unterhosen, Socken und Shirts dabeihatte. Das hatte er, laut dem Urteil seiner Mutter, nicht.
    Doch Finn hatte abgewinkt. »Papa hat doch eine Waschmaschine! Wozu also so viel mitschleppen?«
    Das hatte seine Mutter überzeugt, obwohl Finn nicht vorhatte, seine Kleidung während der Reise zu waschen. Das behielt er aber für sich.
    Er brauchte also nicht am Gepäckband zu warten und konnte sofort hinausgehen. Wenn er nur nicht diesen blöden Brustbeutel tragen müsste! Denn die Flugbegleiterin hatte sich in den Kopf gesetzt, ihn zu eskortieren, bis sie gemeinsam Finns Vater getroffen haben würden. Aber das ging nicht! Sein Vater wartete natürlich nicht am Ausgang. Genau deshalb war er ja bereits jetzt und allein nach Florenz geflogen. Um seinen verschollenen Vater zu suchen. Das wiederum durfte er natürlich niemandem erzählen. Was sollte er tun?
    Ihm fiel nichts Besseres ein als das, was er in der Schule immer tat, wenn er sich mal schnell verdünnisieren musste: Er ging aufs Klo. Die Flugbegleiterin wartete draußen vor der Toilettentür.
    Finn schaltete sein Handy wieder ein, rief Joanna an und schilderte ihr das Problem.
    »Okay«, sagte Joanna nur. »Ich regle das. Komm in zehn Minuten heraus.«
    »Zehn Minuten?«, fragte Finn entsetzt. »Was soll ich denn zehn Minuten lang auf dem Klo machen?«
    Joanna stöhnte auf. »Okay, dann in fünf Minuten.«
    Doch auch fünf Minuten können sich ewig lang hinziehen. Das spürte Finn, als er sich in eine der Kabinen einschloss und auf seiner Handy-Uhr verfolgte, wie die Zeit verging. Fünf Minuten schienen an diesem Vormittag eine Stunde lang zu dauern. So jedenfalls kam es ihm vor, als er endlich, endlich nach viereinhalb Minuten die Toilette verließ. Die Flugbegleiterin stand noch immer da und fand es offenbar normal, dass Finn so lange gebraucht hatte. Jedenfalls setzte sie wieder ihr gewohntes Lächeln auf und schritt mit ihm gemeinsam zum Ausgang.
    Finn verlangsamte seinen Gang. Er war gespannt, was Joanna sich hatte einfallen lassen. Wenn jetzt sein Vater nicht dastand, um ihn abzuholen, würde die Flugbegleiterin ihn nicht gehen lassen. Sie hatte es seiner Mutter in die Hand versprechen müssen. Seine
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