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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz
Autoren: Andreas Schlüter
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fiel ihm auf. Finn erinnerte sich an jenes, das sein Vater zu Hause in Deutschland gehabt hatte. Das hatte riesige Dachfenster gehabt, dieses hier nur normale Wohnzimmerfenster eines Altbaus.
    Joanna zeigte schulterzuckend auf die Halogenstrahler, die überall im Raum verteilt auf Stativen standen. An der rechten Wand lehnten zwei große Gemälde. Finn erkannte sofort den Stil seines Vaters. Und auch, dass beide Bilder erst halb fertig waren. Er schaute sich um, konnte aber keine weiteren Bilder erkennen.
    »Hatte Papa gerade eine Ausstellung?«, fragte er.
    Joanna schüttelte den Kopf. »Das ist es ja. Wir wohnen jetzt knapp sechs Monate hier. Und mehr hat er nicht gemalt.«
    Finn schaute sie verblüfft an.
    Joanna nickte. »Du hast recht, es hätte mir eher auffallen müssen, dass er sich offenbar die ganze Zeit mit etwas anderem beschäftigt hat. Wir sind ja insgesamt nur ein Jahr hier. Und am Ende muss er für das Stipendium eine Ausstellung präsentieren. Das kann er nie und nimmer schaffen. Es muss ihm egal gewesen sein. Hier …«
    Sie ging zu einer riesigen Tischplatte, die auf Böcken lag und mit Papieren, Karten, Notizen, Zeitungsausschnitten und Büchern bedeckt war.
    »Ich dachte natürlich, er beschäftigt sich mit dem Thema seiner Ausstellung«, erklärte Joanna. »Aber du wirst gleich selbst sehen, dass die beiden Bilder mit dem Material hier auf dem Tisch nichts zu tun haben.«
    Sie holte das Notizbuch hervor und legte es zu dem übrigen Material.
    »Dafür scheinen die Aufzeichnungen sehr gut zu alldem hier zu passen.«
    »Die zwölf Begriffe?«, fragte Finn.
    Doch Joanna zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich bin aus alldem noch nicht richtig schlau geworden. Bis auf eines.«
    »Was?«
    »Der Reihe nach«, wehrte Joanna ab. »Hier erst mal die zwölf Begriffe. Ich nehme an, sie sind von großer Bedeutung. Nimm dir mal den Edding dort und schreib auf.«
    Finn schob die Sachen auf dem Schreibtisch ein wenig zur Seite, fand den Stift und fragte sich, worauf er die Notizen machen sollte. Joanna zeigte auf die Staffelei.
    Finn nahm einen großen Zeichenblock, den er auf die Staffelei stellte: »Also?«
    Joanna diktierte ihm: »Germania, vittima, dottore, ingresso, combattimento, Anghiari, pittura, presagio, sconfitta.«
    »Das war’s?«, fragte Finn, nachdem er mit Joannas Hilfe alle Wörter aufgeschrieben hatte. Bei fast jedem hatte er erst nachfragen müssen, wie man es überhaupt schrieb.
    »Nein!«, antwortete Joanna. »Das sind erst neun. Es kommen noch: trovare, andare, aiuto.«
    »Was soll das?«, fragte Finn, während er die letzten drei Begriffe aufschrieb. »Verstehst du das?«
    »Die Worte zu übersetzen bringt uns auch nicht weiter«, sagte Joanna. »Das hab ich schon gemacht. Außerdem hätte Papa sie ja gleich in Deutsch aufschreiben können. Also nehme ich an, es ist wichtig, dass sie in Italienisch da stehen.«
    Finn wollte trotzdem die deutsche Übersetzung haben, damit er sich ein besseres Bild von den Begriffen machen konnte. Im Moment standen da für ihn nur Hieroglyphen.
    Joanna nahm den Stift und schrieb die deutschen Bedeutungen unter die italienischen Worte: Germania – Deutschland, vittima – Opfer, dottore – Doktor, ingresso – Eingang, combattimento – Kampf. Bei Anghiari hielt sie kurz inne.
    »Dafür gibt es keine Übersetzung. Das ist eine italienische Stadt.«
    »Was?« Finn riss die Augen entsetzt auf. »Meinst du, Papa ist dort?«
    Joanna zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung. Ich hab’s nachgesehen. Die Stadt ist gut hundert Kilometer entfernt und hat gerade mal etwas mehr als 5000 Einwohner. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, was er dort will. Ich denke, wir sollten erst einmal hier suchen.«
    »Aber wenn er die Stadt ausdrücklich genannt hat?«, widersprach Finn. »Ich meine, deutlicher geht es ja wohl nicht!«
    Joanna verzog das Gesicht, fuhr aber erst mal mit der Übersetzung der restlichen Begriffe fort: pittura – Gemälde, presagio – Omen, sconfitta – Niederlage.
    »Von eindeutig kann hier überhaupt keine Rede sein!«, stellte sie dann klar. »Ich meine, dann hätte er uns ja gleich die Stadt mit der Adresse nennen können, wo er sich aufhält. Aber wie du siehst, Bruderherz, hat Papa uns ein kompliziertes Rätsel hinterlassen. Also sollten wir es lösen!«
    »So gesehen …«, gab Finn kleinlaut zu, »… hast du wohl recht.«
    Er schaute auf den Zeichenblock. Aber zumindest auf den ersten Blick standen die Begriffe für ihn in
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