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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt
Autoren: Emma Bieling
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zieh es durch!«
    Cinderella griff die Hand ihrer Freundin. »Du, Jule, gibt es irgendwas, das ich wissen muss?«
    Jule grinste. »Was meinst du? Das Handbuch Gottes mit einer Auflistung der Ehe-AGBs?«
    »Haha! Ich dachte da eher an eine deiner üblichen Weisheiten«, rechtfertigte Cinderella ihre Frage. Sie biss sich nachdenklich auf die Lippe und musterte Jule. »Ehe-AGBs? Gibt’s die denn?«
    »Quatsch! Aber eigentlich sollte es die geben – als Aushang in übergroßer Schrift vor jedem Standesamt und jeder Kirche«, gab Jule zurück.
    »Wozu?«
    Jule zog eine Grimasse. »Mensch, Cindy, überleg doch mal. Heutzutage ist alles an Bedingungen gebunden. Auch die Ehe. Und ohne einen rechtlich relevanten Hinweis darauf ist das doch wie eine Unterschrift auf einem Stück leeren Papier, verstehste?«
    Cinderella würgte erneut. »Nee, nicht wirklich. Gott ist mir übel.«
    »Das ist quasi eine Lücke im Sumpf der Paragraphen, das mit den AGBs. Sonst könnte doch irgendwer mal auf die verrückte Idee kommen, seine schon vertraglich bestehende Ehe aufgrund nicht existierender allgemeiner Geschäftsbedingungen revidieren zu lassen.«
    »Ach ja? Und weshalb hat die dann noch keiner erfunden?«
    »Erfunden vielleicht schon. Aber ausgehangen werden die trotzdem nie.«
    »Und wieso?«
    »O Mann, das ist doch klar. Weil Städte und Gemeinden keine Heiratswilligen abschrecken wollen. Die profitieren doch davon.«
    Michael Wiedemann war den beiden gefolgt. »Ist alles in Ordnung?«
    »Wenn man von der zerfetzten Schleppe absieht, schon«, sagte Jule und stieß Cinderella an. »Oder?«
    Cinderella nickte. »Ja. Nur eine kleine Übelkeit.«
    »Gut«, erwiderte er und reichte Cinderella erneut seinen Arm. »Ich glaube, man erwartet uns jetzt.«
    »Ja, ich bin so weit.«
    Sie streifte ihren Schleier wieder vor ihr Gesicht und ließ sich vom drosselbärtigen Freund ihres zukünftigen Ehemannes zur Kirche führen.
    Jule ging kopfschüttelnd hinterher. »Die schöne Schleppe, einfach zerrissen«, murmelte sie in sich hinein. Am Eingang zur Kirche blieb sie stehen.
    »Was ist?«, fragte Cinderella. »Kommst du nicht mit hinein?«
    »Nee, lass mal, Kleines. Es gibt immer noch einen Inquisitor«, witzelte Jule, mit dem Kopf ins Gotteshaus weisend.
    »Der aber gewiss anderes zu tun hat, als aufreizende Schönheiten zu verfolgen«, mischte sich Michael Wiedemann ins Gespräch. »Sie beabsichtigen doch nicht ernsthaft, hier draußen zu erfrieren? Zumal ich dann morgen zu Mittag mit mir alleine speisen müsste.« Er zwinkerte Jule erneut zu.
    »Ach was«, säuselte sie, benebelt von seinem Duft und dem bevorstehenden Rendezvous. »Eine Ausrede, um heimlich der Sünde des Rauchens zu frönen.«
    »Ein wahrhaft unschönes Laster, auf das Sie vielleicht eines Tages völlig verzichten können.«
    »Mag sein«, erwiderte Jule lächelnd. »Wenn der passende Grund dafür käme, gewiss.«
    »Diesen gibt es mit Sicherheit«, prophezeite Michael Wiedemann schmunzelnd. »Ladies first«, sagte er und wiesJule auf charmante und überzeugende Art an, voranzugehen und sich unter die Gäste zu mischen.
     
    »Hallo, Frau Preußer«, rief jemand von ferne. Cinderella drehte sich um.
Der Postbote? Was will der denn?
Vorsichtig eilte er die Stufen zur Kirche hinauf. »Ein Telegramm aus Australien«, sagte er völlig außer Atem.
    Vom Major?
    Sie öffnete es. »Bin leider aufgehalten worden, Punkt. Verspäte mich diesbezüglich, Punkt. Erklärung folgt, Punkt. Herzlichst, Major Schulze, Punkt.«
    Michael Wiedemann blickte auf das Schriftstück in ihrer Hand. »Hoffentlich nichts Schlimmes.«
    Cinderella schüttelte den Kopf. »Nein! Aber erfreulich auch nicht.«
    »Können wir?«, fragte er.
    Sie nickte. »Ja!«
    Als beide eintraten, wurde es still. Die geladenen Gäste standen auf und blickten erwartungsvoll zur verschleierten Braut.
Jetzt bloß nicht stolpern!
Ingrid Meißner spitzte ihren Mund zu einem lautlosen Huhu und winkte. Der Mann an der Orgel spielte eine Melodie, in deren Rhythmus Cinderella mit König Drosselbart an ihrer Seite zum Altar schritt. Max strahlte über das ganze Gesicht.
Gott, sieht er süß aus in seinem schwarzen Anzug.
Ein kleines bisschen Wehmut kam auf, als sie Tommys enttäuschte Augen sah. Er hatte sich so sehr auf den Major gefreut und starrte hypnotisierend zum Eingang, in der Hoffnung, dass er plötzlich auftauchen würde. Auch Cinderella war noch voller Zuversicht. Immerhin schrieb Major Schulze von einer Verspätung. Es
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