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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt
Autoren: Emma Bieling
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Cinderella sich um. »Tommy! Gib mir mal schnell die Tüte!«
    »Da sind meine Süßigkeiten drin«, beschwerte er sich.
    »Gib her«, zischte sie, griff danach und erbrach sich darein.
    Tommy fuhr erschrocken zurück. »Äh pfui! Die will ich jetzt nicht mehr.«
    »Ich kauf dir neuen Süßkram«, erwiderte sie peinlich berührt. Wie gut, dass niemand sonst im Abteil Platz genommen hatte.
    Tommy starrte immer noch entsetzt auf den Plastikbeutel in Cinderellas Hand.
    »Tut mir leid. Aber aufs Klo hätte ich es nicht geschafft.«
    »Der stinkt!«
    Cinderella atmete tief durch.
Kinder sind grausam!
Mitleid, egal in welcher Form auch immer, gab es anscheinend in der Welt eines Fünfjährigen nicht. Sie erhob sich mitsamt dem Beutel und ging zur Tür des Zugabteils. »Bin gleich wieder da.«
    »Ich will mit.«
    »Aufs Klo?«
    »Ja.«
     
    Als Cinderella mit Tommy zurück ins Abteil kam, saß ein Mann in zerlumpter Kleidung auf einem der Sitze. Er musterte die beiden.
    »Guten Tag«, grüßte ihn Cinderella und setzte sich ihm gegenüber.
    Tommy zwängte sich zwischen ihre Knie. »Ist das ein Penner?«, flüsterte er.
    Cinderella warf ihm einen bösen Blick zu. »Sei still!«
    »Pickelfreddy sagt, sein Onkel ist auch ein Penner.«
    Der unbekannte Mitfahrer lächelte. »Weltenbummler gefällt mir besser.«
    »Ist das dasselbe?«, fragte Tommy.
    Der Mann nickte. »Magst du einen Kaugummi?« Er hielt Tommy ein angerissenes Päckchen entgegen.
    »Hast du die im Müll gefunden?«
    Cinderella stieß Tommy gegen den Arm. »Hör auf, den Mann mit Fragen zu löchern!«
    »Was denn?«, verteidigte er sich. »Pickelfreddys Onkel sucht auch immer im Müll nach Pfandflaschen.«
    Auf Sylt? Der Insel der Prominenten?
    Cinderella war sich sicher, dass es auf Champagnerflaschen gar kein Pfand gab. Kein guter Ort also für die Pfandjäger der Gesellschaft. Und irgendwie auch nicht für Aschenbrödels, die Pechmariechen dieser Welt. Cinderella dachte an Jule.
Ups! Das Handy!
Sie hatte ganz vergessen, es wieder einzuschalten. Immerhin musste sie ihrer besten Freundin wenigstens Bescheid sagen, bevor sie mit Sack und Pack zu ihr hineingepoltert käme.
     
    Dreizehn entgangene Anrufe.
Martha, Martha, Jule … Moritz? Densollteichlöschen.
Cinderella tippte sich durchs Menü.
    Tommy hatte sich zum Landstreicher hinüber gesetzt und präsentierte Lumpi.
    »Siehst du? Ganz flauschiges Fell hat der.«
    Der Unbekannte nickte. »Zeig mal her.«
    Nein! Nicht doch!
Aber Tommy konnte ihre gedanklichen Einwände nicht hören und legte das Kuscheltier in die verschmutzten Hände des Penners. Cinderella starrte angewidert auf Lumpi.
Ob der eine Neunzig-Grad-Wäsche übersteht?
Das Klingeln des Handys riss sie aus ihren Gedanken. Sie blickte auf das Menü.
    Merle? Hat die nicht Schicht?
    Zögerlich ging sie dran. »Preußer.«
    »Du lässt mich mit der Lohmann alleine? Ausgerechnet vor Silvester?«
    »Sorry, Merle. Ich musste das einfach.«
    »Was musstest du? Was ist überhaupt los?«
    »Was los ist? Ich bin abgehauen. Hab die Taschen gepackt und weg.«
    »Du hast was?« Merle Rosch hustete. »Hab ich etwas nicht mitbekommen?«
    »Ach, Merle, Moritz, …« Cinderella seufzte auf und spähte zu Tommy hinüber, der den Penner soeben in dieTechnik seiner Walkie Talkies einweihte. »Ich kann jetzt nicht reden, wenn du verstehst.«
    Merle holte tief Luft. »Klar, verstehe. Muss sowieso wieder rein.«
    »Zigarettenpause beendet«, schlussfolgerte Cinderella.
    »Ja, was sonst. Diese Scheißdinger verkürzen die Pause ja sowieso, indem sie von selbst ausgehen.«
    »Die Zigaretten?«
    »Ja! Wenn du mal nicht daran ziehst, schwupps, ist die Kippe aus. Ich hatte schon die Lohmann in Verdacht.«
    »Deine Zigaretten manipuliert zu haben?«, fragte Cinderella neugierig.
    »Klar! Wo die doch jeden Raucher angiftet und unsereins mit einem Schwerverbrecher gleichstellt. Aber in diesem Fall ist sie unschuldig, sagt mein Freund. Wahrscheinlich so eine Art Brandschutzmaßnahme, vermutet er.«
    »Hä?«
    »Keine Ahnung! Irgendwas in der Art! Damit sich die letzten tabakabhängigen Steuerzahler nicht abfackeln.«
    »Merle, lass das Qualmen und mach’s gut.«
    »Ja, du auch.«
     
    Der Zug bremste unverhofft. »Hier gibt es keinen Bahnhof«, sagte der Landstreicher und blickte zum Fenster hinaus.
    »Nicht?« Cinderella versuchte ebenfalls im Dunkeln etwas zu entdecken.« Aber weshalb halten wir dann?«
    Er zuckte mit den Schultern und verzog sein unrasiertes Gesicht. »Ein
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