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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt
Autoren: Emma Bieling
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eine windgeschützte Ecke geben? Einige Meter entfernt stand eine Bank, direkt neben einem Zeitungskiosk. Sturmsicher genug, um auszuruhen und das Kleid mit einem einfachen Trick sylttauglich zu machen.
    Nachdem Tommy etliche Liter Limonade auf dem Bahnhofsklo gelassen hatte, half er seiner Mutter, die Reisetaschen auf einen der herumstehenden Gepäckwagen zu stapeln.
    Fröhlich gestimmt, setzten sich beide Richtung Westerland in Bewegung. Aber eines der Gepäckwagenräder blockierte, ein anderes wirbelte im Kreis herum.
    Tommy zerrte mit ganzer Kraft am Wagen, worauf der in Fahrt kam und geradewegs gegen einen Taxifahrer rollte, der an sein Auto gelehnt dastand.
    »Passen Sie doch auf!«
    »Verzeihen Sie, aber dieser Wagen macht, was er will«, entschuldigte sich Cinderella.
    Der Mann grinste und schnippte den Rest seiner Zigarette weg. »Na, so ein blödes Ding. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
    »Sie könnten mir sagen, wie weit es bis zum ersten Hotel ist?«
    »Das Sylter-Dream?«
    »Weiß nicht – einfach das erste.«
    »Ist gleich da vorne rechts. Aber wenn Sie nicht reserviert haben, besteht null Chance. Alles ausgebucht, selbst in Tinnum und Kampen.«
    Cinderella seufzte auf. Wie hatte sie nur denken können, dass ausgerechnet Sylt auf sie gewartet hatte! Sie – das Aschenbrödel der Neuzeit.
    Ach, wenn doch Oma Trautchen noch leben würde.
    Gewiss wäre ihr diese Dummheit dann erspart geblieben. Einfach wegzurennen vor den heimischen Problemen, um auf einer Insel das Glück zu suchen. Wie albern und unreif, hätte ihre Großmutter sie geschimpft. Ihr hatte sie auch diesen scheußlichen Namen zu verdanken, den Cinderella zu gerne gegen einen üblichen Vornamen getauscht hätte.Aber sie musste ihrer Oma am Sterbebett versprechen, dass sie immer Cinderella heißen würde. Und nun stand sie inmitten ihrer neuen Wahlheimat, und das Pech klebte an ihr wie dieser Name.
    Der Taxifahrer steckte eine neue Zigarette an und kratzte sich seinen Dreitagebart. »Mm …,Burghotel Sylter Sand. Da könnten Sie eventuell noch Glück haben.«
    Cinderella schöpfte neuen Mut. »Wirklich?«
    »Ja, ich kenne den Portier dieser übergroßen Luxus-Sandburg.«
    »Sandburg?«
    »Völlig verrückt, oder? Aber ich sage Ihnen, dieses Hotel ist seit seiner Eröffnung das beliebteste auf Sylt. Ein Hotel in Form einer Sandburg zu bauen … Eine verrückte Idee.« Er zog sein Handy aus der Hosentasche und drückte sich durchs Menü. »Soll ich für Sie mal anfragen?«
    »Das wäre gewissermaßen meine Rettung.«
    Nach und nach kehrte ihr Lächeln zurück. Vielleicht hatte sie ja doch mal ein bisschen Glück in all dem Unglück. Tatsächlich gab es noch eine freie Juniorsuite.
    »Haben Sie tausend Dank. Sie haben uns …, wie soll ich sagen, vor einer Nacht auf der Bahnhofsbank bewahrt.« Dabei strich sie Tommy übers Haar. Er wirkte müde und musste dringend in ein Bett.
    Der Taxifahrer schmunzelte. »Für eine hübsche Touristin tue ich fast alles.«
    »Nein, ich bin nicht auf Urlaub. Eher eine spontane Neu-Sylterin.«
    »Sie wollen auf Sylt bleiben?«
    »Das habe ich vor.«
    »Dann sieht man sich womöglich öfter? Ich meine hier auf der Insel.«
    »Gut möglich.« Cinderella wich seinen Blicken aus undgriff nach dem Gepäckwagen. »Sagen Sie mir noch, in welche Richtung ich muss?«
    Der Mann lachte. »Sie wollen doch nicht etwa mit diesem Klapperding und ihrem Sohn bis List laufen?«
    Röte stieg ihr ins Gesicht. »Wieso nicht?«
    »Zwanzig Kilometer im Dunkeln? Nein! Ich glaube, Sie sollten mir lieber ihr Gepäck überlassen und ins Auto steigen.«
    Cinderella zögerte. Zwanzig Kilometer klangen nach einer verdammt hohen Taxirechnung. Nein! Sie musste ihr Geld zusammenhalten und eine günstigere Alternative finden.
    »Ach, wissen Sie, wir nehmen lieber den Bus. Stimmt’s, Tommy?«
    Tommy nickte. »O ja, Busfahren ist cool.«
    »Dann müssen Sie aber diese Nacht doch mit einer Bank vorliebnehmen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der letzte Bus ist weg. Und der nächste fährt erst in einigen Stunden.«
    In einigen Stunden?
    Cinderella schluckte. »Dann werden wir diese Gelegenheit nutzen, um die Insel besser kennenzulernen und laufen.«
    Was waren schon zwanzig Mal eintausend Meter? Gerade mal doppelt soviel wie ihr bisheriger Weg zur Arbeit – der Änderungsschneiderei ihrer Stiefmutter. Und dieser Fußmarsch würde sie auf andere Gedanken bringen.
    Der Taxifahrer schüttelte verständnislos den Kopf. »Mitten in der Nacht und mit
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