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Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall
Autoren: Jason Dark
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ich.«
    »Cigam?«
    »Wer sonst?«
    »Er hat sich bisher nicht hier blicken lassen, Suko.«
    »Was auf keinen Fall bedeutet, daß er nicht hier ist.« Suko bewegte sich zur Seite und drehte sich so heftig um, als hätte er die Gestalt bereits entdeckt.
    Sie war nicht da. Sukos Blick glitt über die Kanten der Grabsteine hinweg, aber die Dunkelheit deckte alles zu. Nichts, auch gar nichts, bekam er zu Gesicht.
    Er holte tief Luft.
    Sie schmeckte feucht, alt und auch nach dem Staub der Steine. In seiner Nähe lag Costello. Er wimmerte leise und versuchte auch, Worte entstehen zu lassen, was ihm ziemlich schwerfiel. »Ich kann mich nicht bewegen. Ich spüre meinen Rücken nicht mehr, verdammt! Ich werde gelähmt sein, im Rollstuhl hocken und…« Er weinte plötzlich wie ein kleines Kind, doch Mitleid zu zeigen, war bei diesem Mann fehl am Platz.
    Milena Novak stieß Suko an. »Da war etwas.«
    »Und?«
    »Ein Geräusch, glaube ich.«
    Suko schaute kurz nach vorn und erkannte, daß John Sinclair sein Ziel beinahe erreicht hatte. Zumindest war es ihm gelungen, an den äußeren Rand des Lichtscheins heranzutreten, und genau dort blieb er auch stehen. Über die Gründe sah Suko nichts, denn etwas anderes lenkte ihn ab.
    Ein Kratzen…
    Auch Milena hatte das Geräusch vernommen. Gar nicht weit weg von ihnen, und sie hielt sich an Sukos Arm fest, als wäre dieser ein Rettungsanker. Der Inspektor befreite sich, um seine Dämonenpeitsche hervorholen zu können.
    Milena machte Augen, als sie diesen dunklen Griff sah. Sie schaute auch zu, wie Suko einmal einen kleinen Kreis über den Boden schlug. Mit einem schleifenden Geräusch rutschten die drei aus Dämonenhaut bestehenden Riemen hervor und ringelten sich mit ihren Enden am Boden zusammen. »Was ist das…?«
    »Eine Waffe.«
    Nach dieser Antwort hörten beide abermals das Geräusch. Diesmal sogar näher, praktisch in Griffweite, und Suko drehte sich langsam nach rechts. Er stand ziemlich günstig, denn er konnte in eine Lücke zwischen den Grabsteinen schauen, wo sich die schwarze Fläche plötzlich bewegte und sich aus ihr eine Gestalt hervorschob.
    »Ein… ein Mensch…«
    »Nein«, erwiderte Suko leise, aber dennoch bestimmend. »Das ist kein Mensch, das ist Cigam…«
    ***
    Altea wollte mich schocken, wie sie schon andere Menschen durch das Abstreifen ihrer Haut geschockt hatte, doch ich war darauf vorbereitet gewesen und wartete ab.
    Ich zeigte überhaupt keine Reaktion, keine Spannung, auch keinen Schrecken, ich sah einfach nur zu, wie sie den größten Teil der Haut von ihrer Stirn löste und ihn nach unten zog, ohne daß dabei ein Tropfen Blut geflossen wäre.
    Das war Magie in Reinkultur!
    Angefangen hatte es mit der toten Anna Scoralla. Ihr fehlte die Haut, aber sie war über die Gestalt dieses Kunstgeschöpfs gezogen worden, denn nichts anderes verbarg sich darunter.
    Ein Räderwerk, wie einem Metallbaukasten entnommen. Ich sah Stangen, ich entdeckte laufende, tickende und zitternde Zahnräder, wobei das eine in das andere übergriff und dafür sorgte, daß diese gesamte Mechanik in Gang blieb.
    Es gab keine Elektronik, der Teufel, der dieses Geschöpf geschaffen hatte, hatte sich praktisch der alten Zeit angepaßt. Er war nur ein paar Jahrhunderte vorgesprungen und hatte auf den Lehm verzichtet, den einst der Rabbi Loew verwendet hatte.
    Ich hörte es auch.
    Ein leises Ticken drang an meine Ohren, als würden mehrere kleine Armbanduhren zugleich laufen und mir ihren Geräuschpegel entgegenschicken. Es gab eigentlich nichts, was sich hinter der Stirn nicht bewegte, dieses Räderwerk des Teufels lief ungebrochen. Ich würde es stoppen!
    Altea ließ den Hautlappen los, den sie bisher an der Spitze gehalten hatte. Er sank nach unten und klatschte mit seiner Außenseite auf ihren Nasenrücken. Dort blieb erliegen. Die ›Wunde‹ an der Stirn war offen, und ihr einst so perfektes Gesicht war durch das Abziehen der Haut zu einer monsterhaften Fratze geworden.
    Sie bestand aus einem Stück Mensch, aus einem Teil Magie, und aus einem Drittel Hölle.
    Sie lachte. Diesmal böse und furchteinflößend. Ich ließ mich nicht beirren, denn ich wußte genau, was ich zu tun hatte.
    Zuerst lockte ich sie, indem ich einen Schritt zurückging. Ich wollte, daß sie meine ›Angst‹ bemerkte, und ich verstärkte meine schauspielerische Leistung dadurch, daß ich mich bückte.
    So war ich für einen Moment ihrem Blickfeld entschwunden, denn nichts anderes hatte ich gewollt. Sie
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