Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Grabstein des Rabbi Loew an, und jedesmal sah es so aus, als wollte sie uns über diesen Magier einen Vortrag halten.
    Bis wir das Licht sahen.
    Es flackerte in einem kalten Blau über den Grabsteinen, tanzte wie ein Irrlicht zur Seite, geriet aus unserer Kontrolle, kehrte wieder zurück und färbte die Umgebung vor uns mit seinem kalten Schein ein. Gleichzeitig hatte es sich auch ausgeweitet, so daß es jetzt wie ein zitterndes, hauchdünnes Tuch über den Enden der Steine lag und ihnen einen leichenbleichen Schimmer verlieh.
    Milena klammerte sich an meinem Arm fest. »Das könnten sie sein, John, ja, das sind sie.«
    »Wer?«
    »Die Geister der toten Kinder…«
    Ich dachte anders darüber, sagte es ihr aber nicht, und dort, wo das Licht noch immer lag, hörten wir plötzlich einen dumpf klingenden Schrei.
    Ein Mensch hatte ihn ausgestoßen, und wir wußten sofort, wer da geschrien hatte.
    Costello!
    »Sie haben ihn«, sagte Suko. »Willst du hin?«
    »Nein, ich… verdammt, John, Deckung!«
    Ich zog den Kopf ein, riß Milena zur Seite, und auch Suko tauchte unter.
    Etwas flog aus der Dunkelheit auf uns zu, aber es kam dorther, wo auch das Licht geflackert hatte.
    Es war eine Gestalt. Langgestreckt, und ich dachte in diesem Moment an die schwebenden Leichen von Prag.
    Zumindest im kleinen wiederholte es sich, denn wer uns da entgegenflog, war Logan Costello.
    Jemand hatte den Mafiaboß mit ungeheurer Kraft zurückgeschleudert. Er prallte während des Flugs gegen einen Grabstein, so daß selbst dieses alte Steingebilde ins Wanken geriet.
    Dann prallte er zu Boden. Ich lief hin.
    Costello war tot – oder?
    Es sah so aus, als wäre er nicht mehr am Leben, weil er sich nicht bewegte. Er mußte sich einiges verstaucht oder gebrochen haben, sein Mund stand offen, und als ich mich nach unten beugte und mein Ohr gegen die Lippen hielt, da hörte ich seinen keuchenden Atem. Das Schicksal hatte ihn nicht einmal bewußtlos werden lassen, aber er konnte sich nicht rühren und mußte unter irrsinnigen Schmerzen leiden.
    Costello schaute mich an, als trüge ich die Schuld an seinem Zustand, aber den Schuh zog ich mir nicht an.
    »Sie hätten bleiben sollen.«
    Er ging auf meine Bemerkung nicht ein. »Ich… ich… kann mich nicht mehr bewegen.«
    Das glaubte ich ihm sogar, und dann zog ich mich zurück und richtete mich gleichzeitig wieder auf.
    Ein scharfes Lachen hallte uns entgegen. Es war dort aufgeklungen, wo auch das kalte Licht lag.
    Wir schauten hin – und sahen zum erstenmal Cigams Sündenfall, die schöne Altea…
    Keiner von uns bewegte sich. Die Person oder das Wesen hatte sich einen guten Platz ausgesucht. Sie stand im vollen Lichtschein und zeigte sich zumindest bis zur Taille.
    Selbst aus dieser Distanz war ihre Perfektion nicht zu übersehen. Eine klare, aber auch eiskalte Schönheit und durch das blaue Licht noch stärker hervorgehoben. Sie wirkte wie eine Statue des Bösen, die vom klaren Licht der Hölle umflort war, und wie sie da stand, ließ darauf schließen, daß sie keine Angst verspürte.
    Ein unwahrscheinlich klares Gesicht, das von einer Haarflut umspielt wurde. Wer sie so sah, würde niemals auf den Gedanken kommen, es mit einer teuflischen Person zu tun zu haben. Sie war die Schönheit, aber sie war gleichzeitig auch die Kälte.
    Eine Frau wie aus dem Bilderbuch. Ein Weib ohne äußerlichen Fehl und Tadel, und ich wich ihrem Blick nicht aus. Wir starrten uns in die Augen.
    In den dunklen Pupillen rührte sich nichts. Sie waren glatt und kalt, sehr groß kamen sie mir vor, überhaupt war das Licht wohl dazu da, alles noch deutlicher bei Altea hervortreten zu lassen, damit dem fremden Betrachter nur nichts entging.
    Wäre sie eine normale Frau gewesen, hätte der fein geschwungene Mund zum Küssen eingeladen, aber ich wußte, was hinter ihr steckte und ließ mich nicht beirren.
    Sie wartete auf mich.
    Obwohl sie dies mit keinem Zeichen zu verstehen gab, wußte ich es genau. Ich spürte es einfach, doch ich dachte natürlich auch an Cigam.
    Von ihm war nichts zu sehen.
    Neben mir hörte ich Sukos Stimme. »Die Entfernung reicht im Prinzip. Du könntest schießen…«
    »Nein, noch nicht.«
    »Was hält dich davon ab!«
    »Ich spürte genau, daß sie etwas von mir will. Ich soll zu ihr kommen, verstehst du?«
    »Willst du das?«
    »Ich denke schon.«
    »Himmel, John, du weißt, was sie kann. Du wirst dich allein mit ihr nicht über…«
    »Bleib du mit Milena hier.«
    »Warum?«
    »Denk an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher