Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
schämt, aber sie wird nur von Einheimischen untereinander gesprochen.« Humboldt stützte sich auf seinen Stock. »Der Grund für die Entstehung des Haitianischen war, dass die Plantagenbesitzer immer afrikanische Sklaven verschiedener Sprachen kauften. So hoffte man, die Kommunikation zwischen ihnen zu unterbinden und Revolten vorzubeugen. Was natürlich auf Dauer nicht funktionierte. Aus den französischen Wortwurzeln und den afrikanischen Dialekten entstand Haitianisch.« Er zog ein helles Band aus seiner Tasche und hielt es in die Höhe. »Ich glaube, es wird Zeit, das Linguaphon zum Einsatz zu bringen. So gerne ich auch Kreolisch höre, aber es ist jetzt wichtiger zu erfahren, woran wir sind.«
    Er steckte das Band unter seinen Hemdkragen und schaltete es ein. Ein leises Piepen ertönte.
    Der Forscher wandte sich an Eliza. » Èske ou ka tande m‚ koulye a? – Kannst du mich jetzt verstehen?«
    Elizas Augen wurden groß wie Murmeln. Mit offenem Mund saß sie da und starrte den Forscher an. Dann nickte sie.
    Â»Wi.«
    Humboldt lächelte. »Sehr schön. Wie gut, dass ich Fablas bereits eingespeichert hatte. Das erleichtert die Verständigung doch beträchtlich.«
    Â»Sa a se majik.«
    Â»Zauberei?« Humboldt lächelte. »Nein. Nur ein wenig Technik. Siehst du, dieses Band empfängt deine Worte, übersetzt sie und lässt sie klingen, als hättest du sie gesagt. Ich gebe zu, die technischen Details sind recht kompliziert, aber im Grunde ist dieses Band nichts weiter als ein Stimmenmodulator. Wir hatten es bereits auf unserer letzten Expedition dabei, erinnerst du dich?«
    Eliza sah ihn ungläubig an, dann schüttelte sie den Kopf.
    Â»Nun, das macht nichts. Hauptsache, wir können miteinander reden. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich das Band jetzt gerne dir anlegen? Dann können alle dich hier verstehen.«
    Â»Mwen vle kreye fanfa a? Men, li ap anchanté. Nan li rete yon lespri.«
    Â»Kein Geist, nein. Schau her, es ist ganz flach und vollkommen harmlos.« Er nahm das Band ab und reichte es ihr. Sie nahm es zögernd in ihre Hand und betrachtete es misstrauisch. Sie flüsterte ein paar Worte hinein, doch der Übersetzer reagierte nicht.
    Â»Nein, so funktioniert es nicht. Du musst es um deinen Hals legen, so«, sagte der Forscher. »So, siehst du?« Er wollte ihr behilflich sein, doch sie lehnte ab.
    Â»Non, mwen ka fè li tèt ou.«
    Â»Na schön, probiere es selbst. Es hat hinten zwei Druckknöpfe, siehst du? Ah, jetzt hast du es. Jetzt musst du nur noch den Ohrstecker herausziehen und ins Ohr stecken, dann verstehst du auch, was wir sagen. Ja, so ist es richtig.« Er lächelte. »Also, dann wollen wir es mal versuchen. Kannst du mich verstehen?«
    Eliza sah einen Moment lang unter gesenkten Augenbrauen in die Runde, dann nickte sie.
    Â»Ja.«

49
    I ch bin Carl Friedrich. Das hier sind Charlotte und Oskar. Und dann huscht hier irgendwo noch Wilma herum. Wollen doch mal sehen, ob ich sie finde. Wilma, wo steckst du?«
    Der Kiwi trippelte unter dem Bett hervor und schaute neugierig nach oben.
    Â»Komm her«, sagte Humboldt. »Setz dich zu uns.«
    Wilma schaute ein paarmal hin und her, dann hopste sie mit einem Satz aufs Bett.
    Â»Sag Eliza Guten Tag.«
    Â»Hallo. Ich Wilma. Hast du etwas zu essen für mich?«
    Eliza zuckte zurück. »Der kann ja sprechen.«
    Â»Das stimmt«, sagte Humboldt mit einem tadelnden Blick in Richtung des Vogels. »Wilma besitzt ein eigenes Übersetzungsgerät, siehst du? Sie ist übrigens eine Kiwi-Dame und ich glaube, sie hätte gerne einen Keks.« Er deutete auf die Schale mit Gebäck auf dem Nachttisch.
    Eliza reichte Wilma ein Plätzchen und kicherte, als der Vogel das Gebäckstück mit wenigen Schnabelhieben zerteile und dann verzehrte.
    Professor Weißhaupt neigte seinen Kopf zu Oskar. »Ich kann es einfach nicht glauben. Hatten Sie diese Bänder auch auf Ihren Reisen dabei?«
    Â»Ja. Anfangs war es noch ein ziemlich unförmiger Kasten, aber mittlerweile ist es recht fortgeschritten.«
    Â»Fortgeschritten ist weit untertrieben, mein junger Freund«, sagte der Professor. »Es ist sensationell. Mit so etwas in Serienproduktion könnten Sie alle Millionäre werden. Haben Sie je darüber nachgedacht, das Gerät patentieren zu lassen?«
    Oskar schüttelte den Kopf. »Mein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher