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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Autoren: Cassandra Clare
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daran, wie sie ihre Mutter einmal gefragt hatte, warum sie ihr nie Modell sitzen durfte, warum sie nie ihre eigene Tochter malte. »Wenn man etwas malt, versucht man, es für immer festzuhalten«, hatte Jocelyn erwidert, während blaue Farbe von ihrem Pinsel auf ihre Jeans getropft war. »Aber wenn man etwas wirklich liebt, dann sollte man niemals versuchen, es für immer festzuhalten. Man sollte es freilassen, damit es sich verändern kann.«
    Aber ich hasse Veränderungen. Sie holte tief Luft. »Luke«, setzte sie an. »Valentin hat gesagt … also, er hat mir auf dem Schiff etwas erzählt, etwas über …«
    »Keine Geschichte, die mit ›Valentin hat gesagt‹ anfängt, hat je etwas Positives hervorgebracht«, murmelte Luke.
    »Mag sein. Aber es ging um dich und Mom. Er hat gesagt, du würdest sie lieben.«
    Auf der anderen Seite der Fahrerkabine herrschte Schweigen. Sie standen nun im Stau auf der Brücke. Clary hörte, wie ein Zug der Linie Q vorbeiratterte. »Und glaubst du , dass das stimmt?«, fragte Luke schließlich.
    »Na ja.« Clary konnte die Spannung in der Luft förmlich spüren und versuchte, ihre Worte sorgsam zu wählen. »Ich weiß es nicht. Ich meine, Valentin hat das schon mal gesagt und damals habe ich das als Paranoia und Hass abgetan. Aber dieses Mal bin ich nachdenklich geworden und … also, es ist schon merkwürdig, dass du immer bei uns warst … und für mich immer wie ein Vater gewesen bist … wir haben ja praktisch zusammengewohnt, jedenfalls im Sommer, in deinem Farmhaus. Andererseits hat keiner von euch beiden sich jemals mit jemand anderem verabredet … Und da dachte ich …«
    »Und da dachtest du was? «
    »Dass ihr zwei vielleicht ja schon die ganze Zeit zusammen seid und es mir nur nicht sagen wolltet. Vielleicht habt ihr ja gedacht, ich wäre zu jung, um es zu verstehen. Vielleicht hattet ihr auch nur Angst, ich würde dann Fragen nach meinem Dad stellen. Aber jetzt bin ich nicht mehr zu jung. Du kannst es mir also sagen. Ja, ich glaube, das ist genau das, was ich eigentlich meine: Du kannst mir alles sagen, was du willst.«
    »Vielleicht nicht alles.« Erneut breitete sich Stille im Wagen aus, während sie im stockenden Verkehr ein paar Zentimeter vorwärts krochen. Luke blinzelte in die Sonne und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. »Du hast recht«, sagte er schließlich. »Ich liebe deine Mutter.«
    »Das ist toll«, sagte Clary und versuchte, positiv zu klingen, obwohl die Vorstellung von zwei sich liebenden Menschen in Lukes und Jocelyns Alter ihr irgendwie unangenehm war.
    »Aber«, schloss Luke, »sie weiß nichts davon.«
    »Sie weiß nichts davon?« Clary machte eine ungläubige, weit ausholende Armbewegung. Glücklicherweise war ihr Kaffeebecher inzwischen leer. »Aber wieso denn nicht? Hast du es ihr denn nicht gesagt?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, erwiderte Luke und trat so heftig aufs Gaspedal, dass der Pick-up einen Satz nach vorn machte.
    »Und warum nicht?«
    Luke seufzte und rieb sich müde über den Stoppelbart. »Weil sich nie der richtige Moment ergeben hat«, sagte er.
    »Eine ziemlich lahme Ausrede und das weißt du auch.«
    Luke stieß ein Geräusch hervor, das wie eine Mischung aus unterdrücktem Lachen und einem verärgerten Schnauben klang. »Ja vielleicht, aber es ist die Wahrheit. Als mir zum ersten Mal bewusst wurde, was ich für Jocelyn empfinde, war ich in deinem Alter. Sechzehn. Und wir alle hatten Valentin gerade kennengelernt. Ich war für ihn keine Konkurrenz. Im Grunde war ich sogar ein wenig erleichtert bei dem Gedanken, denn wenn sie mich schon nicht wollte, dann würde sie wenigstens mit jemanden zusammen sein, der sie wirklich verdiente.« Seine Stimme wurde schroff. »Aber als ich erkannte, wie sehr ich mich da geirrt hatte, war es zu spät. Nachdem wir aus Idris geflohen waren – damals war sie bereits mit dir schwanger –, habe ich ihr angeboten, sie zu heiraten … mich um sie zu kümmern. Ich habe ihr gesagt, es spiele keine Rolle, wer der Vater ihres Kindes sei – ich würde es wie mein eigenes aufziehen. Sie glaubte wohl, ich hätte das aus Mitleid angeboten. Und ich konnte sie nicht davon überzeugen, dass ich genau genommen sogar ziemlich egoistisch handelte. Sie meinte, sie wolle mir nicht zur Last fallen und mein Angebot sei mehr, als man von jemandem verlangen könne. Nachdem sie mich in Paris verlassen hatte, bin ich nach Idris zurückgekehrt, aber ich war rastlos und nicht eine Sekunde glücklich. Ich hatte
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