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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Autoren: Cassandra Clare
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»Na ja, diese Geschichte mit dem Zusammensein …«
    Clary schwieg eine Weile und suchte nach den richtigen Worten. »Wenigstens hast du nicht ›diese Geschichte mit dem Küssen‹ gesagt. Ich hatte schon befürchtet, dass du es so nennen würdest«, meinte sie schließlich.
    Simon schaute auf ihre Hände, die ineinander verschränkt zwischen ihnen auf der Liege ruhten. Clarys Finger wirkten winzig neben seinen, aber zum ersten Mal schimmerte ihre Haut einen Ton dunkler als seine. Geistesabwesend streichelte er mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. »So hätte ich es ganz bestimmt nicht genannt.«
    »Aber ich dachte, das wäre genau das, was du wolltest«, erwiderte Clary. »Ich dachte, du hättest gesagt …«
    Durch seine dunklen Wimpern warf er ihr einen Blick zu. »Dass ich dich liebe? Das stimmt auch – ich liebe dich. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit.«
    »Ist es wegen Maia?« Clarys Zähne begannen zu klappern, was allerdings nicht nur an der Kälte lag. »Weil du sie magst?«
    Simon zögerte. »Nein. Das heißt, ja, ich mag sie, aber nicht so, wie du denkst. Es ist nur so: Wenn ich mit ihr zusammen bin … ich weiß dann, wie es ist, jemanden wie mich um sich zu haben. Und das ist völlig anders als mit dir.«
    »Aber du liebst sie doch nicht …«
    »Vielleicht könnte ich das aber eines Tages.«
    »Vielleicht könnte ich dich eines Tages lieben.«
    »Falls das jemals der Fall sein sollte«, sagte er, »dann lass es mich wissen. Du weißt, wo du mich findest.«
    Clarys Zähne klapperten nun noch lauter. »Ich möchte dich nicht verlieren, Simon. Das kann ich einfach nicht.«
    »Das wirst du auch nicht. Ich gehe ja nicht fort. Aber mir ist es lieber, wir behalten das, was wir haben, weil das nämlich echt ist und aufrichtig und bedeutsam. Ich will nicht, dass du mir irgendetwas vorspielst, was nicht ist. Wenn ich mit dir zusammen bin, möchte ich sicher sein, dass du wirklich bei mir bist – die echte Clary.«
    Clary lehnte den Kopf an seinen und schloss die Augen. Er fühlte sich noch immer wie Simon an, trotz allem, was passiert war. Und er roch noch genauso wie früher, so vertraut … nach dem Waschpulver, nach dem er schon immer gerochen hatte. »Vielleicht weiß ich gar nicht, wer das ist … die echte Clary«, sagte sie schließlich.
    »Aber ich weiß es.«
     
    Lukes nagelneuer Pick-up wartete mit laufendem Motor am Straßenrand, als Clary um die Ecke von Simons Haus bog und das Gartentor hinter sich zuzog.
    »Du hast mich doch schon hergebracht. Da hättest du mich nicht auch noch abholen müssen«, sagte sie, während sie sich neben ihm auf den Beifahrersitz schwang. Auf Luke war Verlass: Er hatte seinen alten, defekten Pick-up durch ein exakt gleiches, neuwertiges Modell ersetzt.
    »Entschuldige bitte meine elterliche Sorge«, erwiderte Luke und reichte ihr einen Pappbecher mit Kaffee. Clary nahm einen Schluck – keine Milch, aber viel Zucker, genau so, wie sie Kaffee mochte. »Aber in letzter Zeit werde ich etwas nervös, wenn ich dich nicht in Sichtweite habe«, fuhr Luke fort.
    »Ach wirklich?« Clary hielt den Kaffeebecher mit beiden Händen, damit sie nichts verschüttete, während sie die holprige Straße entlangfuhren. »Und wie lange, schätzt du, wird das andauern?«
    Luke zog eine nachdenkliche Miene. »Ach, nicht sehr lange. Etwa fünf oder sechs Jahre.«
    »Luke!«
    »Ich habe vor, dich zu deinem ersten Date gehen zu lassen, sobald du dreißig bist – falls dir diese Information weiterhilft.«
    »Ehrlich gesagt, klingt das gar nicht so schlecht. Könnte gut sein, dass ich vor meinem Dreißigsten sowieso nicht dazu bereit bin.«
    Luke warf ihr einen fragenden Seitenblick zu. »Simon und du …?«
    Clary winkte mit einer Hand ab. »Frag nicht.«
    »Verstehe.« Wahrscheinlich verstand er sie wirklich, dachte Clary. »Soll ich dich zu Hause absetzen?«, fügte er hinzu.
    »Du fährst doch ins Krankenhaus, oder?« Die nervöse Anspannung, die sich unter seinen lockeren Witzen verbarg, verriet ihn. »Ich möchte gerne mitkommen.«
    Sie befanden sich inzwischen auf der Brücke und Clary schaute auf den Fluss hinab, während sie nachdenklich an ihrem Kaffee nippte. An diesem Anblick konnte sie sich nie sattsehen: das schmale Band des schimmernden Flusses zwischen den hohen Häuserschluchten von Manhattan und Brooklyn. Das Wasser glitzerte in der Sonne wie ein Streifen Alufolie. Clary fragte sich, warum sie nie versucht hatte, den East River zu zeichnen. Und sie erinnerte sich
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