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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Autoren: Cassandra Clare
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Mutter habe, wäre besser als gar nichts. Aber wenn man den Menschen, die man am meisten liebt, nicht die Wahrheit sagen kann, verlernt man irgendwann auch, gegenüber sich selbst ehrlich zu sein.«
    Ein Geräusch wie plätscherndes Wasser drang an Clarys Ohr. Als sie nach unten schaute, sah sie, dass sie den leeren Pappbecher zu einer unkenntlichen Kugel zusammengeknüllt hatte.
    »Fährst du mich zum Institut?«, fragte sie. »Bitte.«
    Luke warf ihr einen überraschten Blick zu. »Ich dachte, du wolltest ins Krankenhaus mitkommen?«
    »Ich treffe dich dann dort, sobald ich fertig bin«, erklärte sie. »Ich muss erst noch was erledigen.«
     
    Das Erdgeschoss des Instituts war lichtdurchflutet; Staubteilchen tanzten in den Sonnenstrahlen. Clary lief den schmalen Gang zwischen den Kirchenbänken entlang, warf sich gegen den Aufzug und drückte fieberhaft auf den Knopf. »Komm schon, komm schon«, murmelte sie. »Komm …«
    Die goldene Aufzugtür schwang quietschend auf. Jace stand im Fahrstuhl und seine Augen wurden groß, als er Clary sah.
    »… schon« , beendete Clary ihren Satz und ließ den Arm sinken. »Oh. Hi.«
    Jace starrte sie an. »Clary?«
    »Du hast die Haare anders«, platzte sie heraus, ohne nachzudenken. Sie hatte recht: Die langen flachsblonden Strähnen hingen ihm nicht länger ins Gesicht, sondern waren sorgfältig geschnitten. Dadurch wirkte er anständiger und sogar ein wenig älter. Außerdem war er ordentlich gekleidet, mit Jeans und dunkelblauem Pullover. An seiner Kehle, direkt unterhalb des Stoffkragens, glitzerte etwas.
    Jace fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Hm? Ja, stimmt. Maryse hat sie geschnitten.« Als die innere Aufzugtür sich in Bewegung setzte und sich zuschieben wollte, hielt er sie auf. »Hast du irgendwas im Institut zu erledigen?«
    Clary schüttelte den Kopf. »Ich wollte eigentlich mit dir reden.«
    »Ach.« Er wirkte ein wenig überrascht, trat aber aus dem Fahrstuhl heraus und ließ die Tür hinter sich zufallen. »Ich bin gerade auf dem Weg zu Taki’s, um etwas zu essen zu holen. Keiner von uns hat richtig Lust zum Kochen …«
    »Verstehe«, sagte Clary, wünschte dann aber, sie hätte nichts gesagt. Ob die Lightwoods nun kochen wollten oder nicht, war ihr im Grunde herzlich egal.
    »Aber wir können uns ja dort unterhalten«, sagte Jace und marschierte in Richtung Eingangsportal. Nach ein paar Metern hielt er inne und drehte sich um. Als er so dastand, zwischen zwei Metallständern mit brennenden Kerzen, deren Licht seine Haare und seine Haut in einen goldenen Schein tauchte, wirkte er wie das Porträt eines Engels. Clarys Herz zog sich schmerzhaft zusammen. »Was ist? Kommst du nun oder nicht?«, schnaubte er, alles andere als engelsgleich.
    »Okay, okay, ich komm ja schon.« Sie beeilte sich, ihn einzuholen.
    Auf dem Weg zu Taki’s versuchte Clary, das Gespräch von allen Themen fernzuhalten, die etwas mit ihr oder mit Jace oder mit ihr und Jace zu tun hatten. Stattdessen fragte sie, wie es Isabelle, Max und Alec ging.
    Jace zögerte. Sie überquerten inzwischen die First Street, durch die eine kühle Brise wehte. Der Himmel über ihnen leuchtete strahlend blau – ein perfekter Herbsttag in New York.
    »Tut mir leid.« Clary schämte sich für ihre Dummheit. »Es muss ihnen ziemlich schlecht gehen – so viele Leute, die sie gekannt haben, sind nun tot.«
    »Für Schattenjäger ist das etwas anderes«, erwiderte Jace. »Wir sind Krieger. Wir rechnen jederzeit mit dem Tod, im Gegensatz zu euch …«
    Clary seufzte. ›»Zu euch Irdischen.‹ Das wolltest du doch sagen, oder?«
    »Stimmt«, räumte er ein. »Manchmal ist es selbst für mich schwer zu sagen, wer du wirklich bist.«
    Sie standen nun vor dem Restaurant, mit seiner fensterlosen Fassade und dem durchhängenden Dach. Der Ifrit, der die Eingangstür bewachte, musterte sie mit roten, misstrauischen Augen.
    »Ich bin Clary«, erklärte sie.
    Jace schaute auf sie hinab. Der Wind wirbelte ihr die Haare ins Gesicht. Fast geistesabwesend streckte Jace die Hand aus und schob ihr eine Strähne hinters Ohr. »Ich weiß.«
    Im Inneren des Restaurants suchten sie sich eine ruhige Ekke und setzten sich. Der Raum war fast leer: Kaelie, die Kellnerin mit den Nixenaugen, lehnte an der Theke und ließ ihre weiß-blauen Flügel träge auf und ab schwingen; sie und Jace waren mal befreundet gewesen. In einer anderen Sitzecke saßen zwei Werwölfe vor einem Berg roher Lammkeulen und diskutierten darüber, wer bei
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