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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Autoren: Cassandra Clare
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Portalscherbe sanft aus der Hand genommen hatte – das Einzige, was ihm noch von seinem alten Leben geblieben war
    – und wie er sie in seine Arme gezogen hatte. »Ich war wirklich krank«, sagte Clary. »Das schwöre ich, wenn du willst. Schließlich wäre ich auf dem Schiff beinahe gestorben.«
    Er ließ ihre Hand los, sah sie aber eindringlich an, als versuchte er, sich ihr Gesicht einzuprägen. »Ich weiß«, murmelte er. »Jedes Mal, wenn du beinahe stirbst, sterbe ich mit dir.«
    Seine Worte ließen ihr Herz wild in ihrer Brust schlagen, als hätte sie literweise Kaffee getrunken. »Jace. Ich bin hier, weil ich dir sagen will, dass ich …«
    »Warte. Lass mich zuerst reden.« Er hielt die Hände hoch, als wolle er ihre nächsten Worte abwehren. »Bevor du irgendetwas sagst, möchte ich mich erst mal bei dir entschuldigen.«
    »Entschuldigen? Wofür?«
    »Dafür, dass ich dir nicht zugehört habe.« Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und Clary entdeckte eine kleine Narbe an seinem Hals, eine dünne silbrige Linie, die er vorher nicht gehabt hatte. »Du hast mir immer wieder gesagt, dass ich das, was ich von dir wollte, nicht bekommen könne, aber ich habe dich bedrängt und unter Druck gesetzt und dir nicht eine Minute zugehört. Ich wollte nur dich und es war mir egal, was irgendjemand anderes dazu sagen würde. Nicht einmal deine Meinung hat mich interessiert.«
    Plötzlich war Clarys Mund ganz trocken, doch ehe sie etwas erwidern konnte, stand Kaelie wieder am Tisch, mit Jace’ Fritten und einer Reihe von Tellern für Clary. Clary starrte auf ihre Bestellung: ein grüner Milchshake, eine Art rohe Frikadelle und ein Schälchen Heuschrecken mit Schokoglasur. Aber das spielte im Grunde keine Rolle – ihr Magen war sowieso so zugeschnürt, dass sie gar nicht an Essen denken konnte. »Jace«, setzte sie an, sobald die Kellnerin gegangen war. »Du hast nichts falsch gemacht. Du …«
    »Nein, warte. Lass mich erst zu Ende reden.« Er starrte auf den Teller mit Fritten, als lägen dort die Geheimnisse des Universums verborgen. »Clary, ich muss es jetzt sagen … jetzt oder nie.« Und dann sprudelten die Worte nur so aus ihm hervor: »Ich dachte, ich hätte meine Familie verloren. Und damit meine ich nicht Valentin. Ich meine die Lightwoods. Ich dachte, sie wollten nichts mehr von mir wissen. Und ich dachte, mir wäre auf dieser Welt nichts mehr geblieben außer dir. Ich … ich war fast verrückt vor Schmerz und habe es an dir ausgelassen. Es tut mir leid. Du hattest recht.«
    »Nein, ich war dumm. Und ich war gemein zu dir …«
    »Dazu hattest du allen Grund.« Er schaute auf und sah ihr in die Augen. Und plötzlich fühlte Clary sich an ihre Kindheit erinnert – wie sie als Vierjährige am Strand gesessen und geweint hatte, weil der Wind ihre schöne Sandburg zerstörte. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, sie könne doch eine neue bauen, aber das hatte ihre Tränen nicht stillen können. Denn das, was sie für beständig gehalten hatte, war alles andere als beständig und nur aus Sand gebaut, der sich bei der kleinsten Berührung mit Wind oder Wasser in nichts auflöste. »Du hast recht gehabt: Wir leben nicht in einem Vakuum. Um uns herum sind Menschen, die uns lieben und die verletzt wären, vielleicht sogar am Boden zerstört, wenn wir uns die Gefühle gestatten, die wir gerne für einander empfinden würden. Das wäre egoistisch und das würde bedeuten … es würde bedeuten, so zu sein wie Valentin.«
    Jace sprach den Namen seines Vaters mit einer solchen Endgültigkeit aus, dass Clary das Gefühl hatte, er schlüge ihr eine Tür vor der Nase zu.
    »Von jetzt an werde ich nur noch dein Bruder sein«, sagte er und sah sie in der hoffnungsvollen Erwartung an, dass sie nun doch zufrieden sein müsste. In diesem Moment hätte Clary am liebsten losgeschrien, er würde ihr das Herz brechen und solle sofort aufhören. »Das ist es doch, was du wolltest, oder?«
    Clary brauchte eine ganze Weile, ehe sie antworten konnte, und als sie schließlich ihre Stimme wiederfand, klang sie wie ein fernes Echo aus längst vergangenen Zeiten. »Ja«, sagte sie leise und sie hörte das starke Rauschen der Wellen in ihren Ohren und ihre Augen brannten wie von einer sandigen, salzigen Brise. »Ja, das ist das, was ich wollte.«
    Benommen stieg Clary die breiten Stufen zum Eingang des Beth-Israel-Hospitals hinauf. Irgendwie war sie froh, dass sie sich jetzt hier befand und nicht an einem anderen Ort. Denn am liebsten
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