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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert
Autoren: Ma2
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immerhin.
    Meine Liebe und Sorge gilt Eolande, die ich im Stich ließ, und Cluaran, meinem Starling, den ich betrog. Möge euch ein langes Leben beschieden sein und mögt ihr mir eines Tages verzeihen.
     
    Elsa bewegte sich. In ihren Ohren dröhnte ein dumpfes, regelmäßiges Pochen, in dessen Mitte sie körperlos schwebte. Wände aus grauem Eis umgaben sie und trotzdem war es heiß. Ein Feuerstrom floss durch die Höhle. Sein flackerndes rotes Licht tanzte über die Eis wände und den Felsboden.
    Doch wo war der große Felsen jenseits des Feuers geblieben – der Felsen, an den Loki gefesselt war? Sie hatte gegen Loki gekämpft, fiel ihr ein, und ihn verwundet. Und dann …
    Wo war sie? Diese Höhle war kleiner als die Höhle unter dem Eigg Loki und sie war von metallischem Lärm erfüllt. Doch Elsa wusste, dass sie schon einmal hier gewesen war. Dann sah sie den Amboss über dem Feuerstrom und auf einmal erinnerte sie sich.
    Machtvoll schlug der alte Schmied Brokk mit dem Hammer auf die Klinge ein. Er arbeitete, als bestehe die Welt nur noch aus seinem Hammer und dem weiß glühenden Metallstreifen darunter, auf den er unverwandt starrte. Die Schläge seines Hammers waren regelmäßig wie Herzschläge. Elsa spürte, wie ihr Herz klopfte … oder nicht ihr Herz, sondern das der Frau, die dem Schmied zusah …
    Sie stand mit dem Rücken an die Wand aus Eis gedrückt. Ihr Rücken war kalt, während sich von vorn die Hitze des Feuers durch das dünne Unterkleid in ihre Haut fraß. Gleich würde sie noch näher an das Feuer herangehen müssen. Der Stein, das Metall und auch das Feuer würden zu einem Teil von ihr werden.
    Der Dämon hat meine Brüder und meinen Vater getötet, rief sie sich ins Gedächtnis. Er hat mein ganzes Geschlecht ausgelöscht. Aber ich kann sein Treiben für immer beenden …
    Als Brokk sie rief, trat sie ohne zu zögern vor und packte die Klinge. Unvorstellbare Schmerzen breiteten sich in ihr aus. Ihre Haut schmolz, die Hitze kochte in ihren Adern und ihr Herz verbrannte … Und dann war sie wieder Eis, ein Schauer winziger Partikel, und die Schmerzen waren weit weg. Nichts war mehr fest, nichts außer der Klinge, die leuchtete wie ein lebendiger Kristall, ihr einziger Halt, die Klinge, mit der sie verschmolzen war.
    Doch jemand rief sie zurück. Mit großer Anstrengung öffnete sie die Augen, die ihr gehört hatten, und sah den jungen Mann an, der außerhalb des Lichtkreises etwas rief.
    Es war Cluaran, ihr Geliebter, halb wahnsinnig vor Verzweiflung.
    Sie hatte ihn nicht belogen, aber sie hatte ihm auch nicht gesagt, wohin sie ging. Er hätte alles in seiner Macht Stehende getan, sie daran zu hindern.
    »Nehmt mich an ihrer Stelle!«, schluchzte er. Zärtliche Zuneigung stieg in ihr auf. Wenn sie ihm doch nur erklären könnte, wie wichtig das, was sie tat, war und wie viele sie durch ihr Opfer retten würde. Doch ihre Kraft reichte nur noch für wenige Worte des Abschieds.
    Ihr Körper löste sich auf und das Schwert empfing sie. Ab diesem Moment war sie eine Waffe, galt ihr ganzes Sinnen und Trachten einem einzigen Zweck: zu zerstören und zu retten, was von ihrem Geschlecht übrig war. Doch seine letzten Worte blieben ihr und erfüllten sie mit einem Schmerz, den sie schon vergessen geglaubt hatte: dem Schmerz des Abschieds und Verlusts. Ioneth! Verlass mich nicht …
     
    Elsa zuckte zusammen und öffnete die Augen. Sie lag auf etwas Warmem, das nach Tier roch und sich ruckelnd bewegte – offenbar dem Rücken eines Pferdes. Schnee zog weiß unter ihr vorbei. Sie drehte den Kopf zur Seite und sah den braunen Hals und Kopf des Pferdes und Cluaran, der das Pferd an den Zügeln über die Schneefelder führte. Mitleid überkam sie beim Anblick seines gesenkten Kopfes. Sie hatte ihn verlassen … nein, Ioneth hatte ihn verlassen. Er hatte gesehen, wie sie sich dem Schwert hingab, und es nicht verhindern können. Ob er immer noch um sie trauert?, dachte sie. Die Hand tat ihr weh und eine zweite Frage fiel ihr ein: Wo war das Schwert? Sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was in der Höhle unter dem Berg passiert war. Sie hatte auf Loki eingeschlagen und ihn gewiss auch verwundet … doch dann war da eine Lücke. Hatte Ioneth ihre Aufgabe ausgeführt?
    Habe ich Loki getötet?
    Jemand drückte ihre Hand. Aus den Augenwinkeln sah sie Adrian. Sein Gesicht war rußverschmiert und in seinen blonden Haaren hing Asche.
    »Adrian«, wollte sie sagen, »was ist in der Höhle passiert?« Die
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